Mit Als der Vorhang fiel. Punk im Wien der 90er legt Claus Oistric auf knapp 200 Seiten einen zum Teil persönlichen Blick auf das Wien der 1980er/1990er Jahre aus dem Blickwinkel eines Provinzpunks vor. Knapp 200 Seiten enthält das Werk, das im noch recht jungen Glitzer & Grind Verlag erschienen ist. Claus Oistric ist selbst Teil der Geschichte, tat sich ab Mitte der 1990er als Herausgeber mehrerer Fanzines hervor und spielte trotz seines Namens nie in einer Oi!-Band. Schade eigentlich. Stattdessen findet man sein musikalisches Schaffen unter dem Pseudonym Claus Kaputto, seine aktuelle Band ist Choke on Me, die mir leider gar nichts sagt.

Das ist wohl auch ein Hauptproblem der Wiener Szene, insbesondere in den 1990er Jahren. So schillernd Wiens Szene nicht zuletzt durch Falco und Drahdiwaberl in vielen Bereichen war, die Punkszene der Hauptstadt Österreichs war kaum vorhanden. Tatsächlich konzentrierte sich dies auf mehrere, wechselnde Locations, die in dem Band auch abgehandelt werden. Gerade am Anfang des Buchs geht es auch um die Metalszene, insbesondere um Pungent Stench, eine meiner österreichischen Lieblingsbands.

Das Buch kommt im Stile dieser neumodischen Interview-Sachbücher, die insbesondere seit dem Klassiker Verschwende deine Jugend sehr populär sind. Das ist eine gute Sache, O-Töne zu sammeln und lässt natürlich auch den emotionalen Bezug zum Gegenstand wachsen. Negativ, und das zieht sich etwas durchs Buch, sind die ständigen Sprünge. Der Autor wollte keine Chronik der Wiener Punkszene machen, das wird auch so erklärt, dennoch finde ich es als Leser schwierig, wenn von den 1990ern wieder in die 1980er gesprungen wird und es auch bei den 1990ern ständig Sprünge gibt. Aber das ist nur ein kleines Detail. Was noch schön gewesen wäre, wäre vielleicht eine Übersicht über die Veröffentlichungen der Wiener Punkszene, den auch wenn die Szene recht klein war,  am Rande wird da immer mal wieder von Labels und Samplern gesprochen. Eine Übersicht hätte hier gut getan.

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Eigentlich will ich aber gar nicht so viel meckern, sorry. Denn das Buch ist sehr gelungen. Ich liebe so Bücher, in denen man in fremde Szenen eintauchen kann und von den Leuten hört, wie es damals abging und mit welchen Problemen die Punkszene in der doch eher konservativen Stadt zu kämpfen hatte. Und so hab ich das Buch, nach einem Aufräumen meines Schreibtischs, wo es verschüttet gegangen war, dann doch innerhalb von ein paar Tagen gelesen. Ziemlich am Stück, was meist ein gutes Zeichen ist. Ein Riesenpluspunkt des Buches sind die Bilder: Aufnahmen von Konzerten, alte Flyer, Tonträger… In dem Buch gibt es vieles zu entdecken.

Ein lesenswertes Interview mit dem Autor findet ihr auf gap.at

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– Playlist: Happy Release Day

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