Heute erschien der inzwischen dritte Longplayer von Shoreline mit dem Titel To Figure Out. Außerdem sind die Münsteraner gerade bei verschiedenen Bands im Vorprogramm zu sehen, bis es dann im April auf Release Tour geht. Es geht also steil bergauf. Das nahmen wir uns natürlich zum Anlass, den Jungs ein paar Fragen zu stellen.
Hallo und vielen Dank gleich schon mal, dass ihr Bock auf ein Interview mit uns habt. Wir verfolgen Euch ja schon seit eurer EP You Used To Be A Safe Place, aber vielleicht mögt ihr Euch für unsere Leser:innen kurz vorstellen?
Ja klar, vielen Dank für eure Zeit! Wir sind eine Emopunkband aus Münster, wir sind zu viert und wir heissen Julius, Martin, Christoph und Hansol.
Wir hatten Euch bisher noch gar nicht im Interview, daher möchte ich direkt mal ein bisschen tiefer graben… wie seid Ihr zur Musik gekommen, woher kennt Ihr Euch und wie lange gibt es Shoreline schon? Erzählt doch mal ein bisschen über Eure Anfänge!
Wir machen seit ca. 2016 zusammen Musik als Band, wir haben uns alle in Münster erst kennengelernt über Konzerte, das Studium und auch Facebook haha. Damals hat noch Tobias bei uns Bass gespielt, der dann 2020 ausgestiegen ist. Seitdem spielt Christoph mit, mit dem wir aber schon einige Jahre davor gut befreundet waren, weil wir mit seiner anderen Band Snareset viel getourt sind.
Mittlerweile haben wir eine EP, ein paar Singles und jetzt unser drittes Album veröffentlicht.
Inzwischen seid Ihr nicht mehr weg zu denken aus der deutschen Punk-Rock-Landschaft. Am 23. Februar bringt Ihr Euer drittes Album To Figure Out raus – was erwartet uns da?
Erstmal finde ich es witzig und aber auch toll, dass du das sagst, denn aus unserer Perspektive sind wir immer noch eine echt junge “neue” Band.
Ich denke To Figure Out ist das härteste und zugleich poppigste Album, das wir je geschrieben haben. Es gibt schnelle Hardcore Brecher wie Darius, Green Paint und auch Needles, aber eben auch Pop Songs wie WORKAROUND, Yuppie Kids oder weite Passagen von REVIVER. Inhaltlich sind wir weiterhin sehr politisch geblieben, letztendlich ist es aber ein sehr durchmischtes Album. Es geht viel um die Klimakrise, die wir aus einer sehr persönlichen Perspektive besprechen. REVIVER z.B. geht darum, wie man inmitten dieser Krise motiviert bis hoffnungsvoll bleiben kann, ohne zu pessimistisch zu werden.
Bei der neuesten Single höre ich direkt den Einfluss der Leoniden, ist da was dran oder bilde ich mir das nur ein? Wer inspiriert Euch denn sonst noch?
Du meinst bestimmt die Single REVIVER über die wir gerade schon sprachen. Wir mögen alle Leoniden, das ist eine echt tolle Band, aber ich glaube die Band hat als musikalischer Einfluss eher eine untergeordnete Rolle gespielt. Aber wer weiss, unterbewusst passiert ja auch ganz viel, und wir hören auf jeden fall alle auch viel Pop und Indie. Ich glaube wir sind immer noch unter dem großen musikalischen Schirm von Emo/Punk/Hardcore inspiriert worden, Bands wie DRUG CHURCH, ANXIOUS, oder auch CITIZEN.
Ihr seid inzwischen bei Pure Noise Records, warum der Wechsel und was bedeutet das für Euch?
Pure Noise sind ja (auch recht objektiv betrachtet würde ich sagen) eines der größten und relevantesten Labels weltweit für die Musik, die wir machen. Als wir das Angebot bekommen haben bzw. gemerkt haben, dass das Label die Platte gut findet und interessiert ist, war das auf unserer Seite ein no-brainer.
Wir haben unsere erste EP und unser erstes Album auf dem deutschen Label Uncle M Music veröffentlicht. Wir arbeiten immer noch sehr eng mit Mirko zusammen, auch wenn wir das Arbeitsverhältnis nicht explizit so nennen, übernimmt er schon viele Management Aufgaben für uns. Mirko war lange Zeit PR-Agent für sehr viele Pure Noise Bands in Deutschland und hat deswegen ein gutes Verhältnis zu Labelchef Jake Round und dem Team dort.
Wir sind ehrlich gesagt echt einfach richtig stolz und happy darüber, dass wir dort untergekommen sind, von den Label Strukturen und Kontakten so profitieren dürfen und alle dort uns auch extrem ernst nehmen, obwohl wir eine der kleinsten Bands auf dem Roster sind.
Ehrlich gesagt, bin ich richtig verblüfft wie unfassbar viele Gigs ihr spielt. Bevor ihr im April auf Release Tour geht, seid Ihr ja auch noch bei verschiedenen Bands im Vorprogramm zu sehen. Ihr müsst natürlich nicht antworten, aber habt ihr überhaupt noch ein Leben außerhalb der Band? Und falls ja, wie kriegt ihr das alles unter einen Hut?
Haha ja, wir haben alle “richtige Jobs” und jonglieren da mit Urlaubstagen, Schicht-Diensten, unbezahlten Urlaub und Gleitzeit-Modellen. Irgendwie klappt es schon immer, aber wir haben dieses Jahr auch ganz bewusst Support Angebote abgelehnt, um irgendwie die Waage zu halten. Auch wohl im Wissen, dass es eine super priviligierte Situation ist, dass wir uns zu einem Gewissen grad “erlauben” können Angebote abzulehnen, weil unser Tourkalender schon gut gefüllt ist.
Und dann haben wir natürlich alle ein Privatleben. Ohne jetzt das riesen Fass aufzumachen: Wir sind einfach super dankbar für das Verständnis und den Support, den unsere Partnerinnen immer wieder aufbringen.
Was war denn bisher Euer schlimmster und/oder bester Moment auf Tour? Und worauf freut Ihr Euch bei den kommenden Shows am meisten?
Also so RICHTIG schlimm war es zum Glück noch nie haha. Es gab schon durchaus einige Shows und Touren, die man sich im Nachhinein hätte sparen können, aber hinterher ist man ja immer schlauer. Wir haben mal neben alten Klorohren und Rattenfallen geschlafen und so, oder immer wenn der Van unterwegs kaputt gegangen ist, war das auch echt scheisse. Aber bisher sind wir glücklicherweise mit einem blauen Auge davongekommen.
Wir freuen uns krass auf die UK Tour mit Knuckle Puck im März, wir waren schon seit paar Jahren nicht mehr dort auf Tour. Aber am meisten freuen wir uns auf unsere Album Release Tour im April/Mai. Wir bringen ein paar tolle Bands mit und sind allen riesig dankbar, die jetzt schon Tickets vorbestellt haben!
Was habt ihr Euch für die Zeit nach To Figure Out und Eurer Headliner-Tour vorgenommen?
Danach geht es nahtlos über in den Festival-Sommer und dann in den Herbst/Winter, der ja “traditionell” auch ein sehr tour-reicher Jahresabschnitt ist. Also kurzgesagt eigentlich so viel spielen wie es nur geht. Währenddessen werden wir wieder gezielter neue Musik schreiben und aufnehmen.
Egal ob Klimakrise oder Rassismus, Eure Songs sind spätestens seit Eurem letzten Album Growth doch recht politisch. Aktuell wird im ganzen Land gegen Rassismus, Faschismus und rechte Hetze demonstriert. Hansol, für dich ist Rassismus ja auch ein sehr persönliches Thema. Wie geht Ihr denn mit der aktuellen Situation um?
Ich denke es ist gut und auch ermutigend zu sehen, wie viele Menschen auf diesen Demos waren. Eine wichtige Erkenntnis, die ich über die letzten Jahre hatte, war, dass der gesellschaftliche Konsens gar nicht SO gefestigt ist, wie ich immer dachte. Oder um es einfacher auszudrücken: Überall im Alltag begegnet man Menschen, die man als empathische, warme Personen mal oberflächlich kennengelernt hat, aber dann hauen sie doch irgendwie eine Aussage raus, die vereinfachend, rassistisch, sexistisch oder anderweitig problematisch ist. Ich halte es für umso wichtiger in diesen “kleinen” Alltagssituationen z.B. auf der Arbeit sich dann auch entsprechend zu positionieren und mit den Personen darüber zu sprechen. Ohne zu plakativ zu werden, – wir als komplette Band halten es für extrem wichtig sich antifaschistisch zu äußern und engagieren, dabei aber offen genug zu bleiben um auch selbst eigenen, erlernten und verinnerlichten Rassismus zu überwinden und sich zu reflektieren.
Wir sind fast noch ganz am Anfang des Jahres 2024. Auf welche Alben und Touren freut ihr Euch denn privat besonders?
Die neue Sperling Platte Menschen Wie Mir Verzeiht Man die Welt oder Man Hasst Sie kommt am gleichen Tag heraus wie unser eigenes Album. Ich hoffe so sehr für die Band, dass das Album sie ganz weit nach vorne bringt und Menschen die Musik finden und sich in ihr wiederfinden.
Das letzte Wort gehört selbstverständlich Euch… also, was wollt Ihr noch loswerden?
Vielen Dank für eure Zeit und dass ihr uns schon seit Jahren hier eine Plattform bietet. Bis zur nächsten Show! 🙂
UK Tour w/ Knuckle Puck:
23.03.24 – UK – Project House, Leed
24.03.24 – UK – Classic Grand, Glasgow
26.03.24 – UK – Rebellion, Manchester
27.03.24 – UK – The Fleece, Bristol
To Figure Out Release Tour:
25.04.24 – DE – Faust, Hannover
26.04.24 – DE – Kreativfabrik, Wiesbaden
27.04.24 – DE – JuHa West, Stuttgart
28.04.24 – DE – Conne Island, Leipzig
30.04.24 – DE – Backstage, München
02.05.24 – DE – Westwerk, Osnabrück
03.05.24 – DE – Blue Shell, Köln
04.05.24 – DE – Molotow, Hamburg
05.05.24 – DE – Cassiopeia, Berlin
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