Nach meinem Review (hier) zum letzten Album hatte ich ein paar Fragen. Da meinte das Label: „Na, dann stell sie doch einfach“. Und hier sind sie:
Hallo liebe Erwins. Stellt euch doch zunächst einmal vor.
Die Erwins sind zu viert. Tim / Gitarre, Gesang aus Neustadt, Schleswig Holstein, Jente / Gitarre, Gesang aus Horb am Necker, Baden-Württemberg, Marky / Bass aus Balingen, Baden-Württemberg, Steffo / Schlagzeug, Gesang aus Neuenburg , Bayern
Ihr spielt/spieltet ja auch in einigen anderen Bands. Welche waren (sind) das und wo seht ihr eure Priorität?
Die Prioritäten richten sich bei uns je nach Terminplan der Bands, das ist schwer zu sagen. Tim ist noch solo unterwegs, spielte bei SCOBBEN, die habe sich aufgelöst, Jente spielt bei TANTE INGE und TALCOMANIA, Steffo macht zur Zeit nur die Erwins und hat vorher bei SENDESCHLUSS gespielt und Marky spielt noch in Coverbands und bei MOMS DAY.
Am Anfang hattet ihr ja noch Michel von Wilde Zeiten und Untergangskommando, also eine recht prägnante Stimme in eurer Band. Warum geht ihr jetzt getrennte Wege?
Wir sind ja im Guten auseinander gegangen. Das ist immer schön. Michel macht jetzt wieder „Wilde Zeiten“. Da kann er sich voll drauf konzentrieren. Das ist doch für die Leute super. Es gibt weiterhin “ Die Erwins “ und wieder „Wilde Zeiten“ .
Statt Michel zu ersetzen habt ihr euch entschiedenen, drei Sänger zu werden. Das bringt mich zu mehreren Fragen. Habt ihr keine Angst, dadurch nicht als „Die Erwins“ erkannt zu werden?
Nein, warum? Überhaupt nicht. Michel war nicht Die Erwins. Michel war BEI den Erwins. Und wir sind alle vier verdammt gut im Schreiben von Songs, im Arrangieren und auf der Bühne. Da muss nichts kompensiert werden und die Leute werden sich schon daran gewöhnen. Wichtig ist unser Sound und unsere Art, die Lieder zu schreiben und auf der Bühne Spaß zu haben. Und da hat sich nichts geändert. Wir haben darauf sehr gute Reaktionen erhalten. Und das bestärkt uns, unseren Weg weiter zu gehen.
Wie entscheidet ihr, wer singt?
Derjenige, der den Song geschrieben hat, singt ihn auch in der Regel
Wer schreibt die Texte?
Die Texte werden von demjenigen geschrieben, der auch die Musik schreibt. Das Arrangieren der Songs übernimmt dann meistens Tim, damit es sich nach den Erwins anhört. Insgesamt haben wir dadurch eine klare Linie obwohl wir uns mit drei Sängern natürlich unterschiedlich anhören. Nimm als Beispiel „Die Ärzte“. Da funktioniert es hervorragend. Ohne zu behaupten, dass wir so gut sind wie diese Band 🙂 .
Euer Album erschien auf Pauli Punker Records. Erzählt mal was über das Label und wie kam der Kontakt zustande?
Markus von Pauli Punker Records ist schon ein feiner Kerl. Tim kannte ihn über das Festival „Rock `n`Roll Butterfahrt“ und über andere Bands auf dem Pauli Punker Label. Wir haben ihn dann einfach 2020 angerufen und von den Erwins erzählt. Und er hat sofort zugesagt, uns mit seinem Label zu unterstützen. Also kam die erste Platte „Vergiß die Welt“ auch schon bei Pauli Punker raus. Zusätzlich auf Vinyl in diversen Vinylfarben. Denn Pauli Punker hat ein eigenen „Vinylclub“. Das ist natürlich hervorragend. Nun haben wir noch nicht alles vom ersten Album verkaufen können, aber Markus hat uns beim zweiten Album wieder sofort seine Unterstützung zugesagt. Es ist schön zu wissen, das es noch Menschen gibt, die so ein Label aus Leidenschaft betreiben. Das können wir ihm gar nicht genug danken. Für die Szene ist das so wichtig.

Nicht zu vergessen, das eine kleine Auflage von „Vergiß die Welt“ auch über „No Balls Records“ mit einem speziellen Cover erschienen ist. Diese Auflage ist aber bereits ausverkauft.
Eure CD-Auflage ist auf 100 Stück limitiert. Ansonsten erscheint das Album lediglich digital. Lohnen sich Tonträger nicht mehr und wolltet ihr keine LP-Version?
Natürlich hätten wir gerne eine LP-Version von „Endlich Punkrock“ gemacht. Aber um Vinyl zu verkaufen, müssen wir viel live spielen. Über den Shop verkauft man am Anfang ein paar Scheiben, aber dass lässt schnell nach. Und bei Produktionskosten von locker 2000 Euro überlegt man es sich zweimal, ob man eine 300er Auflage pressen lässt. Wir sind ja nicht Rantanplan, ZSK oder Dritte Wahl, die ihre Platten sofort verkaufen können.

Ihr seid nun „Endlich Punkrock“. Was ward ihr vorher?
Vorher waren wir natürlich auch schon Punkrock. Der Titel der Platte ist eher anders zu verstehen. Trotz all der Umstände, die unsere Band begleiten, sind wir weiterhin „Endlich Punkrock“. Wir treffen uns alle 2 bis 3 Monate, um live zu spielen und sagen uns dann: „Endlich Punkrock“. Wir sind am Start, wir sind zusammen und machen eine schöne Party. Deswegen wollten wir das Album auch so nennen.
Euer Text „Du bist nicht allein“ thematisiert in der ersten Strophe den Alkohol als einzigen Halt, selbst habt ihr aber „Filmriss“ auf dem Album. Wie geht ihr mit diesen Widersprüchen um?
Wenn Du die zwei Songs zusammen betrachtest, dann findet sich da kein Widerspruch drin. „Filmriss“ thematisiert die Situation eines Abends und des nächsten Morgens. Und „Du bist nicht allein“ thematisiert die gesamte Situation des übermäßigem Konsum mit Alkohol. Beide Songs vereint, dass es nicht toll ist, wenn man die Kontrolle über das Trinken verloren hat.
„Filmriss“, jo, da kenn ich doch noch ein anderes Lied. Wie soll man verhindern da an den Klassiker von Knochenfabrik, unlängst erneut populär gemacht durch Danger Dan zu denken?
Ganz ehrlich: „Filmriss“ von KNOCHENFABRIK kenne ich (Tim) gar nicht. Muss ich mir mal anhören. Da muss man gar nichts verhindern. Ist doch völlig egal. Das es immer wieder Überschneidungen zu anderen Bands gibt ist doch ganz normal. Es gibt immer mehr Bands und Platten.
„Keine Angst“ ist meines Erachtens ein sehr wichtiger Text und in Anbetracht der Erfolge der AFD auch brandaktuell. Sagt einfach mal selbst was dazu.
Wir wollten einfach nochmal ganz klar Stellung zu diesem Thema beziehen. Und wir finden, dass man es nicht oft genug sagen kann. Natürlich kommen auf unsere Konzerte nur Leute, die eine gleiche Gesinnung haben. Aber das ist kein Ausschlusskriterium, solche Lieder zu schreiben und zu singen. Bei diesem Thema muss man immer am Ball bleiben und keinen Zentimeter nachlassen.
Was sind eure Einflüsse?
Unsere Einflüsse sind ganz klar „Die Toten Hosen“, „The Clash“ oder „Die Ärzte“. Ohne behaupten zu wollen, dass wir auch nur annähernd an deren Qualitäten herankommen. Aber bei uns ergibt sich das irgendwie automatisch, dass wir so ähnlich klingen.
Assoziationsblaster. Ihr schreibt einfach, das erste, was euch in den Sinn kommt. Nicht schummeln bitte.
Away from Life – schön, dass es euch gibt, vielen Dank, wichtig für die Szene
Pauli Punker Records – super Label, danke Markus
Knochenfabrik – kenne keinen einzigen Song (Tim)
Sommer 92 – habe ich Nirvana live gesehen und wurde fast zerquetscht (Tim)
Und hier müsst ihr euch entscheiden:
Die Ärzte oder Die Toten Hosen – Toten Hosen
Frei.Wild oder Onkelz – beides Scheißbands
Ox oder Plastic Bomb – Ox
Freibier oder Krawalle – Freibier
So, das wäre es erst einmal. Hier Platz für eure letzten Worte in diesem Interview.
Vielen Dank für das Interview. Kauft unsere Platten. Kommt zu unseren Konzerten. Unterstützt die kleinen Bands, die kleinen Clubs. Sonst wird es immer schwerer für die Szene!