Tim von Meanbirds
Tim von Meanbirds

Der aus Nürnberg stammende Punkrock-Dreier wird am 21. August ihr Debütalbum Confessions Of An Unrest Drama Queen veröffentlichen.
Wer nun denkt, dass es sich bei den Mitgliedern von den Meanbirds, aufgrund des Debüts, um Punkrock-Frischlinge handelt, der liegt allerdings falsch, denn die Jungs haben schon so manche Kerbe in Bühnenbretter geritzt.
Bassist Tim hat so zum Beispiel bereits bei Shark Soup und den Dead City Rockets für die Tiefe gesorgt.

Lest hier nun von seinen Hardcore-Punk-Wurzeln und wie er zur Musik und Szene gekommen ist.

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Means Birds (Photo by ©Arne Marenda (2019))

AFL: Weißt du noch in welchen Club deine erste Hardcore / Punk Show stattfand? Gibt es den Club heute noch und hast du dort schon einmal selbst auftreten können?

Die erste Show, die ich besucht hab, war irgendwann ’94 oder ’95 im evangelischen Jugendheim Dach 2 in der fränkischen Provinz. Da spielten Schülerbands, u.a. Punkbands wie D.A.S., Alkophobia und Gehörsturz. Viel langhaariges Gymnasiastenpublikum – wenn man zu punkig rumlief, war man gleich ein „Pseudo“ oder „Poser“.

Meine erste Show auf einem „richtigen“ Punkkonzert hatte ich ’96 mit meiner ersten Band Gehirnschwäche im Jugendclub Scheune in Erlangen mit Bands wie Illness und Asbest und Rhabarber (ehemals Pest und Kadaver). Unser Sänger und Gitarrist Matze war übrigens auch da, wie wir erst vor ein paar Jahren herausgefunden haben. Eine richtig chaotische Party, die in einem Scherbenmeer vor dem Laden, einer zertrümmerten Bushaltestelle und einem demolierten Linienbus endete. Die Scheune gibt es noch und dort fanden auch noch lange Zeit Punk-, Hardcore- und Psychobillykonzerte statt.

AFL: Hast du einen absoluten Lieblingsclub (In deiner Heimat / in Europa)?

Im Zentralcafe im K4 (Ex-Komm) in Nürnberg war ich über 20 Jahre lang gern auf Shows vor oder auf der Bühne. Gibt’s leider nicht mehr. Ansonsten geh ich in Nürnberg gerne in den Kunstverein/Z-Bau oder ins Kopf und Kragen Fürth. Am allermeisten Punkrock war aber schlicht und einfach der alte Kunstverein in der Hinteren Cramergasse. Das war fast schon lebensgefährlich. Jeder, der mal da war, erinnert sich noch an die Toiletten, das löchrige Dach und die wacklige P.A.. Die Guitar Gangsters beziehen sich in ihrem Song „It’s Only Punk“ auf ihr Erlebnis an diesem Ort, wo Punk laut ihnen seinen Tiefpunkt erreicht hatte.

Erinnerst du dich an deine erste Hardcore-Punk Platte, die du besessen hast?

Das muss so mit 13 die „Reich & Sexy“ von den Hosen gewesen sein, Ende ’93. Auch wenn jetzt alle schreien, dass das damals schon kein Punk mehr war, haben die Hosen für mich und einige meiner Kumpel die Türen zum Punkrock geöffnet und man lernte Sachen wie die Ramones, The Clash oder die Sex Pistols kennen.

Wie sieht für dich die perfekte Show aus?

Vor allem muss es sauheiß sein. Man muss schon beim rumstehen schwitzen. Am besten noch verqualmte Luft. Dazu dann laute Musik, viel kaltes Bier (ganz wichtig wegen der Hitze), coole Leute, die keinen Stock im Arsch haben. Energie!!! Es gibt nichts schlimmeres, als ein Publikum, das gelangweilt rumsteht oder eine Band, die wie angewurzelt auf den Boden starrt und ihr Zeug runterschrammelt. Eine perfekte Show muss mehr eine Party sein für Publikum und Band. Da ist es dann auch egal, ob da 50 oder 500 Leute da sind.

Was war deine absolute Lieblingsshow, die du besucht hast?

Ich glaube, an die kann ich mich nicht mehr erinnern, wegen der Hitze und dem vielen Bier (siehe oben). Ganz oben stehen die Briefs 2003 in Nürnberg und die Dictators NYC ’15 und ’16 in Nürnberg.

Was war deine absolute Lieblingsshow, die du selbst gespielt hast?

Auch da traue ich meiner Erinnerung nicht so ganz, aber eine der besten Shows war für mich 2006 mit Shark Soup im Espy in St. Kilda/ Melbourne am St. Patrick’s Day. Wir waren damals 3 Wochen in Australien auf Tour, was schon der totale Knaller war. Aber diese Show war für mich schon das absolute Highlight. Eine Riesenparty mit coolen Leuten und coolen Bands. Wir haben an dem Abend glaub ich sogar mehr Merch als die Hauptband verkauft.

AFL: Gab es eine Show, bei der du dich heute noch ärgerst, dass du nicht dabei sein konntest?

Als Kiddie-Punk hab ich ’95 verpasst, mit meinen Kumpels zu einer Public Toys Show mitzugehen. Obwohl meine Kumpels auf dem Konzert von älteren Assipunks angepöbelt wurden, ärgert es mich trotzdem, dass ich nicht dabei war.

Außerdem finde ich es schade, dass ich die Stranglers vor ein paar Jahren in Nürnberg nicht gesehen hab, weil ich keinen Bock hatte zu Rock im Park zu gehen und die Band am Nachmittag spielen zu sehen. Jetzt ist leider Keyboarder Dave Greenfield gestorben und ob die geplante Abschiedstour stattfindet, steht momentan wie so vieles in den Sternen.

AFL: Welche bereits aufgelöste Hardcore / Punk Band würdest du am liebsten noch einmal sehen?

Wenn ich eine Zeitmaschine hätte, würde ich unbedingt The Clash sehen wollen. Aber mal ganz ohne Science Fiction würde ich gerne mal wieder eine Show der Radio Dead Ones sehen. Oder auch gerne Public Toys, am besten mit Pascal Briggs.

AFL: Gibt es eine Person, die dich in Sachen Hardcore/Punk besonders beeinflusst hat?

Musikalisch hat mich Duff Mckagan von Guns ’n‘ Roses stark beeinflusst. Auch wenn das jetzt keine Punkband ist, war Duff immer der Punkrocker in der Truppe. Mit Guns habe ich Bassspielen gelernt und der Background von Duff hat mich zu Bands wie Dead Boys, FEAR und Black Flag gebracht.

AFL: Was sind deiner Meinung nach die Top 3 Hardcore Frontmänner (-frauen)?

Joe Strummer, Joan Jett, Henry Rollins

AFL: Was ist für dich die meist unterschätzteste Hardcore/Punk Band?

Else Admire & the Breitengüßbach Dolls

AFL: Welche neueren Hardcore-Punk Bands hörst du momentan?

Da bin ich momentan sehr Berlin-lastig: Berlin Blackouts, Ghostmaker, Electric Death Rodeo. Großartige Bands aus der Hauptstadt. Ansonsten auch noch gerne The Black Tape, Kommando Marlies, Toyguitar, Svetlanas, Brody Dalle.

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1 Kommentar

  1. „Auch wenn jetzt alle schreien, dass das damals schon kein Punk mehr war, haben die Hosen für mich und einige meiner Kumpel die Türen zum Punkrock geöffnet und man lernte Sachen wie die Ramones, The Clash oder die Sex Pistols kennen.“

    Wieso sollte man da rumschreien? Auf Reich & Sexy (1 wohlgemerkt) waren doch die ganzen (ok, die meisten) Klassiker aus den 80ern. Im übrigen habe ich auch durch die Hosen die Ramones (die übrigens viel von den Hosen gehalten haben), Sex Pistols etc. kennen gelernt. Ändert natürlich nichts daran, dass „Unter den Wolken“, „Das ist der Moment“ „Wannsee“ etc. einfach widerlich sind und bei mir nur Ekel auslösen.

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