Ich war letzte Woche auf dem Punk Rock Holiday, bereits zum vierten Mal in Folge. Da ansonsten immer die großen Bands der Mainstage zu Wort kommen wollte ich das dieses Jahr ändern und habe mit Snareset und Irish Handcuffs zwei Bands von der Beach Stage zum Punk Rock Holiday, zu Politik und Punk, den Anfängen der Bands, Besetzungswechseln und vielem mehr befragt – das alles an einem wunderschönen Strand am Fluss. Heraus kamen lustige, kritische und auch ernste Antworten. Im Folgenden könnt ihr euch das Interview mit Irish Handcuffs reinziehen:
AFL: Servus zusammen, stellt euch doch bitte mal kurz vor. Wer seid ihr, seit wann gibt es euch, wie lässt sich euer Musikstil beschreiben oder mit wem vergleichen und wo kommt ihr her?
Kötti: Ich bin der Kötti, spiele bei Irish Handcuffs Gitarre und singe und uns gibt es seit Ende 2011. Das erste Konzert war dann Anfang 2012 – also vor gut sechs Jahren – und wir kommen aus Regensburg. Neben mir sitzt der Dennis, der spielt Schlagzeug. Außerdem gibt es noch den Flo, der spielt Bass und singt Backings.
AFL: Seid ihr das erste Mal auf dem PRH oder wart ihr oder Mitglieder der Band schon vorher mal hier?
Kötti: Wir waren alle letztes Jahr als Besucher da …
Dennis: … und haben das Ganze mal ausgecheckt …
Kötti: … und haben dann schließlich gesagt, da fahren wir nächstes Jahr hin und spielen da! Das hat ja jetzt auch geklappt.
AFL: Euer erster Eindruck: Was gefällt euch besonders am PRH? Bitte mal die TOP 3 aufzählen!
Kötti: Mir gefällt vor allem die Landschaft und der Fluss. Außerdem trifft man einen Haufen Freunde, das ist total cool!
AFL: Ihr spielt heute mit Bands wie Adrenalized oder This Is A Standoff auf der Beach Stage, später spielen noch Lagwagon oder The Lillingtons auf der großen Bühne. Auf welche Band freut ihr euch am meisten und läuft man der ein oder anderen „großen“ Band vorab mal über den Weg?
Kötti: Tatsächlich sehen wir die Lillingtons auf der Tour das dritte Mal, mit This Is A Standoff haben wir letzten Freitag in Köln gespielt und spielen mit ihnen morgen wieder in Wien.
Dennis: Mit Lagwagon haben wir damals unser 100. Konzert gespielt, mittlerweile sind wir bei über 200 und spielen heute am selben Tag wie Lagwagon. Es ist also ein großes Zusammentreffen an coolen Bands. Auch viele befreundete Bands sind am Start!
Kötti: Ja genau! Snareset spielen, wir haben vorhin Leute von den Murderburgers getroffen, die gestern schon gespielt haben. Die Spoilers spielen heute auf der selben Bühne wie wir, deren Gitarrist ist Tourfahrer, den haben wir mit Lagwagon und Bad Cop / Bad Cop auf der Tour getroffen vor kurzem. Bad Cop / Bad Cop spielen heute auch, auf die freue ich mich, Lagwagon ist auch immer eine gute Liveband.
AFL: Da ich heute versuche den Blick etwas auf die Bands der Beach Stage zu richten würde mich interessieren, wie ihr vom Team des PRH aufgenommen, versorgt und untergebracht wurdet. Wo schlaft ihr, wie wird mit euch umgegangen und wie ist die Stimmung generell?
Kötti: Wir wurden sehr freundlich hier empfangen und schlafen selbstorganisiert in einem Hotel in der Nähe. Da wird nichts von Seiten des Festivals für die Beach-Stage-Bands gemacht. Aber ansonsten war es kein Stress, wir kamen an, haben unsere Pässe organisiert und sind jetzt hier.
Dennis: Wir sind jetzt halt nur an dem einen Tag da an dem wir auch spielen, also es hat sich auch Tour-technisch so ergeben. Also es ist schon sehr cool hier abzuhängen und baden zu gehen an sich, aber ein Festival ist immer noch ein Festival und schlaucht auch. Von daher ist es auch für uns okay so. Als wir letztes Jahr da waren war es auch ein schöner Urlaub, aber einige Kleinigkeiten am Festival selber haben uns ein bisschen gestört, die den alternativen Charakter doch etwas konterkarieren. Es laufen doch schon viele Machos herum und die positive Attitüde, die man erwartet, ist nicht so ganz präsent. Es passiert auch viel Scheiß. Aber solange die Leute daran erinnert werden, dass man gegenseitig auf sich schauen sollte – und ich denke das ist hier auf jeden Fall möglich – ist das Ganze trotzdem eine coole Sache. Aber das ist der kleine Makel den wir letztes Jahr so gesehen haben. Viele Bands die hier sind – auch auf der Beach Stage – die stehen ja für etwas, das die bessere Seite vertritt.
Kötti: Genau, zum Beispiel waren das letztes Jahr die Petrol Girls, die sehr eindeutige Ansagen gemacht haben. Ich würde einfach sagen, wenn man es mit Rock Am Ring vergleicht ist es sicherlich super cool und alternativ. Wenn man es mit anderen Sachen wie dem Booze Cruise, dem Fest oder dem Pouzza Fest vergleicht, ist es schon ein bisschen mehr eine Art „Bro Fest“. Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass alle in Badehosen rumlaufen (beide lachen).
Ernsthaft: Es ist schon schön hier. Es sind 5000 Leute und es ist selten dass man bei 5000 Leuten nur coole Leute dabei hat, die alle immer korrekt sind. Schön wäre es dann, wenn Leute uncooles Verhalten beobachten, also wenn zum Beispiel Mädels betatscht werden, jeder den Mut aufbringen kann zu sagen, dass man sich zusammenreißen soll. Es soll kein „Dude-Fest“ mit einer Macho-Attitüde werden.
AFL: Ihr seid nur zu dritt hier, ich erinnere mich, dass ich euch schon zu viert auf der Bühne gesehen habe. Seid ihr nun dauerhaft – wie zu Anfangszeiten – wieder zu dritt unterwegs und falls ja, wieso?
Kötti: Also wir sind dauerhaft wieder zu dritt. Der Klaus ist ausgestiegen, relativ am Anfang dieses Jahres. Wir haben noch drei Konzerte zusammengespielt und dann ist es aus persönlichen Gründen auseinander gegangen. Es hat nicht mehr gepasst und dann haben wir uns getrennt und spielen seither alle Konzerte alleine.
Dennis: Wir haben ja auch als Trio damals angefangen, von daher ist es auch keine riesige Umstellung für uns.
Kötti: Wir sind also quasi wieder in der Originalbesetzung.
AFL: Ist es nicht schwer, nachdem durch eine zweite Gitarre in der Band musikalisch mehr Möglichkeiten zur Verfügung standen, nun wieder einen Schritt zurück zu machen?
Kötti: Ja und Nein. Wir haben festgestellt, dass die zweite Gitarre wenig tragende Melodien gespielt hat, sondern sehr viel bereichert hat, also mich an der Rythmusgitarre entlastet hat. Sie hat viele Akzente gesetzt und den Sound voller gemacht, aber die Wiedererkennungswert-Melodien sind nach wie vor da, ich musste relativ wenig an meinem Spielen ändern, um das abzudecken. Natürlich hört man es eher wenn ich was verkacke, als wenn zwei Gitarren dabei sind. Wir haben aber auch von Leuten die uns öfter hören positves Feedback bekommen, dass es zu dritt klarer strukturiert klingt und die zweistimmigen Vocals besser rauskommen, wenn weniger Gitarrenlärm da ist. Ich muss mich jetzt besser konzentrieren und mehr darauf achten, dass ich tight spiele, was vorher ein bisschen egaler war. Da muss ich jetzt dran bleiben, was einen selber auch fordert. Die kleinen Shows wie auch die großen, zum Beispiel mit den Descendents in München, haben alle wunderbar zu dritt geklappt. Wie es in Zukunft mit neuen Songs aussieht, ob wir die darauf auslegen dass wir nur noch eine Gitarre haben werden wir sehen.
Dennis: Ich muss mich daran gewöhnen, dass niemand direkt frontal vor mir steht, sondern dass der Blick auf einmal frei ist. Und dann gibt es ja so Leute die sagen: „Hey, ich bin voll gern jemand der die Schlagzeuger beobachtet“. Ich denk mir immer niemand beachtet mich und ich kann einfach vor mich hinspielen, das ist jetzt vorbei. Aber da komm ich auch damit klar.
AFL: Ihr habt ja vorhin das Thema Sexismus schon angesprochen, deshalb die Frage: Seid ihr eine politische Band, schreibt ihr politische Texte, sprecht ihr über AfD, Trump & Co.?
Kötti: Texte beantworte ich, weil ich die schreibe: Ne, kommt relativ wenig vor, höchstens wenn es einen im Alltag tangiert. Die meisten sind allerdings sehr introvertiert und eher über Befindlichkeiten, über mentale Probleme und selbst im Alltag klarkommen. Man sagt ja immer, das hätte alles eine politische Komponente, aber es sind keine explizit politischen Texte bei uns. Wenn uns was Politisches einfällt, würde ich es aber auch auf keinen Fall ausschließen. Wenn man das Thema gut in einen Text packen kann, würde ich es auch ansprechen. Ansonsten äußern wir uns schon gerne als Band, wir haben alle eine Meinung und stehen dazu. Als Personen und als Einheit sprechen wir manche Dinge also schon an.
AFL: Was steht bei euch in den kommenden Wochen und Monaten an? Habt ihr Platten oder Touren geplant?
Kötti: Nein. Tatsächlich sind wir bei der vorletzten Show die bis jetzt gebucht ist angekommen. Wir spielen morgen noch in Wien und dann geht die Arbeit für uns im Herbst wieder los. Wir wollen viel Proben und Songs schreiben, dass hoffentlich bald mal das Album Nummer zwei rauskommt. Wir werden aber sicherlich noch die ein oder andere Show spielen dieses Jahr, aber in Sachen Touren wird es wahrscheinlich nächstes Frühjahr wieder Fahrt aufnehmen. Wir haben auch schon einiges gespielt dieses Jahr, haben erst eine neue EP vor zwei Monaten rausgebracht und jetzt wird erst mal wieder eine ruhigere Phase kommen.
AFL: Danke für das Interview, eine letzte Frage noch: Wie vertreibt ihr euch vor und nach euren Konzerten noch die Zeit auf diesem tollen Festival?
Dennis: Die Frage wie wir uns nach dem Konzert die Zeit vertreiben ist klar…
Kötti: Wir gehen baden! Wir werden uns von außen und von innen befeuchten.
Dennis: Wir haben aber auch schon den sehr wichtigen Tipp bekommen, hier tagsüber bei der Hitze mit dem Bier vorsichtig zu sein.
Kötti: Ansonsten gibt es noch genügend zu tun: Rumhängen, Freunde treffen, Bands wie die Lillingtons oder Lagwagon anschauen. Das wird bestimmt noch ein guter Abend!
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