Dies wird vermutlich weniger ein Konzertbericht als eher ein Annähern an eine Szene, der ich nicht wirklich angehöre. Vorab: es handelt sich bei allen drei Vertretern um sogenannte „Post“-Bands, was weniger mit Briefmarken zu tun hat, eher mit einer Überwindung der ursprünglichen Stile. So wie es bei anderen Post-Stilen ist, versteht man darunter eine Abwandlung oder Weiterentwicklung einer etablierten Basisrichtung. Hier handelt es sich um Post-Metal beziehungsweise Post-Black-Metal. Die Grenzen zum Punk sind ja nicht immer so ganz auszumachen, das Publikum war auch bunt gemischt (wobei „bunt“ glaube ich der falsche Ausdruck ist, aber dazu später mehr), so dass der bericht hier wohl auch ganz gut reinpasst. Es handelt es sich im Übrigen um ein Gloomar-Showcase, also eine Art Werbung für das jährlich in Neunkirchen anstehende Gloomar-Festival, das viele solcher post-Stile verkörpert.

E-L-R kommen aus der Schweiz und bestehen aus zwei Frauen an Bass und Gesang und einem Schlagzeuger. Musikalisch nennt man das Genre wohl Atmospheric Doom/Post-Metal. Der Bandname steht wohl nicht für Emerson, Lake & Ralmer, was er jedoch bedeutet, das hät die Band geheim. Charakteristisch für den Abend wird es sein, dass die Band sich weder vorstellt noch irgendwelche Ansagen macht. Das mutet etwas seltsam an, wird im Laufe des Abends aber noch merkwürdiger. Aber die Weichen sind gestellt: das Publikum ist schwarz gekleidet, die Bands sind es auch. Einziger Ausreißer: ein weißes T-Shirt im Publikum. der Rest ist schwarz und lächelt nicht. Grundsätzlich wohl nicht. Ob die Band lächelt kann ich auf Grund der Lichtverhältnisse nicht ausmachen. Ob dem Publikum die Musik gefällt kann ich auch nicht sagen. Bewegung ist, wie Lächeln, Sache der Fans nicht. Zwischen den Liedern gibt es Applaus. Immerhin. Ein paar Köpfe sieht man auch nicken, vermutlich im Takt. Der „Gesang“ der Band ist eher ein monotoner Singsang. Die Songs sind lang und langsam. „Langweilig“ würde ich jetzt nicht sagen. Die Band macht das schon sehr gut, meins ist es aber nicht. Auch weil sich die Songs größtenteils nur durch die Lichteffekte unterscheiden. Aber vielleicht sind meine Ohren da auch nicht so geschult wie das Publikum.

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Karg stießen an diesem Abend auf die laufende Tour. Ursprünglich waren Dödsrit eingeplant, die wohl auch ganz nett sein sollen. Karg kannte ich tatsächlich schon vorher, den mit ihrem Album Traktat kamen sie in die deutschen Charts. Und daich öfer Wikipedia-Artikel zu Chartbands schreibe, hatte ich den zu karg auch verfasst. Die waren dann auch überraschend gut, denn ihr glaubt gar nicht, was es alles schlimmes in die Charts schafft. Karg ist das Soloprojekt des Harakiri for the Sky-Sängers, der damit eine Doppelbelastung auf der Tour hatte und rund 3 Stunden seine Stimme anstrengen musste. Karg unterscheidet sich von HFTS vor allem dadurch, dass die Texte auf Deutsch und auf Österreichisch (Mittelbairisch) verfasst sind. Von den drei Bands sind hier die Verbindungen zum Post-Hardcore im Übrigen am Größten. Das Alleinstellungsmerkmal ging jedoch etwas verloren, da die Stimme doch sehr weit in den Hintergrund gemischt war, so dass auch hier die Lichteffekte den unterschied der Lieder erfahrbach machte. Ein paar Ansagen hätte ich mir hier auch gewünscht. Die Zuschauerreaktionen waren etwas enthusiastischer als bei der Vorband, aber stellenweise kam man sich schon vor als wäre man auf dem Stehempfang einer Beerdigung. Auch trug so mancher Konzertbesucher seine Liebe zum Depressiven auf den Armen zur Schau. Fun Fact: zwei Tage später war ich auf Grave Digger, da konnte man einige aus dem Publikum auch wieder sehen und die konnten da tatsächlich auch lächeln. Musikalisch fand ich Karg im Übrigen auch am Stärksten.

Harakiri for the Sky sind sicherlich wohlbekannt. Seit fast 15 Jahre stehen sie für nicht gerade lebensbejahenden Post-Black-Metal mit düsteren Themen, unter anderem Suizid, negative Gefühlswelten und Tod, so dass man die Musik auch bei Anhängern des sogenannten Depressive Black Metal (DBM) in den Hit-Listen findet. Musikalisch durchaus abwechslungsreich und auch mit vielen doch recht harten Knüppelpassagen. Die Band ließ sich zudem mehrfach zum Headbangen hinreißen, was jetzt auch (wenige) Teil des Publikums nachahmten. HFTS hatten im Übrigen etwa fünf Meter Merchandise aufgebaut. Da war für jeden etwas dabei, wobei die Preispolitik doch etwas absurd war. Box-Sets für 100 Euro erscheint mir doch etwas übertrieben zu sein. Am besten fand ich das Buch von Kogler, das beim Konzert für 20 Euro verkauft wurde, im Handel aber für 16,85 erhältlich ist. Ist glaube ich Selbstverlag, so dass die Buchpreisbindung hier nicht viel hilft.

Auch hier keine Ansagen. Das Ende des Konzerts war dann erkennbar an einem kurzen Faust gen Himmel recken des Sängers und einem kurzen Abgang, dann gabs noch zwei Zugaben. ich hab mir sagen lassen, das eine davon ein Radiohead-Cover war, laut Setlists.fm Street Spirit (Fade Out). Die ironische Brech8ung kam übrigens bei jeder band am Schluss, als dann die Umbaumusik was genrefremdes war. Glaube Genesis wars nach Harakiri for the Sky.

Apropos: Props an dem Typen mit „Mücke 63“-T-Shirt! Wenigstens jemand mit gutem Filmgeschmack!

 

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– Playlist: Happy Release Day

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