Es gibt so Bands, bei denen man denkt, das man sie nie live sehen wird. Heiter bis Wolkig ist so eine von denen. Ende der 1990er entdeckt, damals kurz vor der Auflösung. Lieblingsalbum Musikka Lustikka und Terroristen, ein gewisses Maß an Anrüchigkeit. Will jetzt keine Dreckwäsche waschen, steht alles bei Wikipedia. Zudem besteht das Line-up ja nur noch aus zwei Leuten, die damit nichts zu tun hatten. Wiederentdeckt mit einem ihrer Corona-Live-Feeds und den Widerstandsliedern, die ich ziemlich cool fand (Review hier). Erstes Konzert im DFG Café verpasst und dann hieß es: mit Band. Geil! Leider hieß es dann eine Woche vorher doch nicht mit Band, da Schlagzeuger krank. Naja, egal. Befürchtungen eine schlechte Karaoke-Show zu sehen oder alles irgendwie super peinlich… aber es kam dann doch anders. Viel war leider nicht los als…

Dan Ganove die Bühne… na gut, den Boden vor dem Publikum, betrat. Der allerletzte Punk mit dem Schlafzimmerblick (Review hier) neigte dann auch direkt zu Kalauern und erheiterte die wenigen Gäste zunehmend mit Witzen über, naja, Tieren. Dan Ganove spielt Akustikpunk und war im DFG Café wohl schon mal mit Tex Brasket aufgetreten, den ich damals verpasst habe. Insofern kannte er auch schon ein paar aus dem Publikum. Seinen doch etwas niveaulosen Humor muss man mögen. Leider ergriff Redaktionskollege Steve dann doch die Flucht… Dabei fings mit Heute hier, morgen dort recht gut an. Bin ja ein alter Wader-Fan- Man muss aber auch sagen, es ist schon hart, wenn der Ganove von Witzen über Sodomie plötzlich ein andächtiges Lied über seine tote Mutter singt. Aber das Lied war auch wirklich, wirklich berührend. Leider ist mir der Titel entfallen. Es handelt von einer Nahtod-Erfahrung seiner damals noch lebenden Mutter, die bei einem Autounfall dachte, sie käme in den Himmel und dort würde The Clash laufen. Dies nahm Dan Ganove zum Anlass nch ihrem Tod diesen Song zu schreiben. Boah, das war schon Gänsehaut… Danach wurde es aber wieder zotig. Diese Gratwanderung macht es durchaus etwas schwer, aber für mich hat er sich da so ein bisschen in mein Herz gespielt, irgendwie.

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Für die Zugabe kamen dann Heiter bis Wolkig mit Ukulele bewaffnet und „zwangen“ Dan Ganove (ohne vorher zu proben) zu drei Zugabesongs. Nach einem kurzen Impro-Song mit, naja, etwas seltsamen Textvariationen, gabs mit Westerland eine sehr schöne Coverversion, danach gings mit Bis zum bitteren Ende weiter. Als letzte Zugabe gab es den alten Knacko und Konfetti-Klassiker Liselotte Meyer 1, eine Rarität der Straßenmusik.

Nach einer kurzen Pause gings dann auch schon mit dem Kabarett-Programm los. Da ich Shazam an hatte, hab ich auch fast die komplette Playlist, denn ja, es war natürlich eine ziemliche Karaoke-Show mit Halbplayback. Aber sehr, sehr unterhaltsam. Marco und Micha präsentierten Songs aus 100 Jahre HbW Äh quatsch, also ja, natürlich aus dem Album auch, Alptraummelodie nämlich. Aber ich meinte natürlich aus ihrer gesamten Schaffensperiode. Und so entdeckte ich auch F**k dich!! wieder, der auf der Deutschen Punkinvasion II war. Auch neue Songs, wie Pegidamann, den sie zusammen mit dem Wahren Heino aufgenommen haben, spielten sieUnd Klassiker, wie das geniale Klaus der Geiger-Cover Nein, Nein (Wir wollen nicht eure Welt). Um das leibliche Wohl der Gäste bemüht gabs auch noch Freibier in Dosenform für alle. Der sehr spezielle Humor von Heiter bis wolkig kann zotig sein. Zum Beispiel das Kasperle…

Eines ist die Musik aber mit Sicherheit nicht: politisch steht die Band ganz klar im linken Spektrum mit zahlreichen antifaschistischen Hymnen, wie den berühmten Zehn kleinen Nazischweinen, eine Kollabo mit Slime damals. Sehr bedächtig wurde es dann beim Song Nie wieder Faschismus, der auf dem Schwur von Buchenwald basiert.

Aller guten Dinge muss es dann auch mal ein Ende haben und so performten sie am Schluss einen meiner Lieblingssongs neueren Datums, das tolle Forever Punk. Micha war aber sehr angeschlagen und musste den Refrain im Sitzen singen. Später fiel er dann ganz aus. Da standen die beiden aber auch schon fast zwei Stunden auf der Bühne. Marco sprach im Anschluss noch mit den Zuschauern, während Micha im „Backstage“ (einem kleinen Nebenraum) auskurieren musste. Und man muss sagen, Marco war sehr nett und gab noch ein paar Anekdoten zum Besten. Ein fantastischer Auftritt, hätte mich aber auch sehr auf einen Bandauftritt gefreut. Vielleicht das nächste Mal.

 

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– Playlist: Happy Release Day

1 Kommentar

  1. Den Ganove hab ich tatsächlich noch ganz gekuckt. Das Lied über seine Mutter war super. da wäre echt mehr Potential in die Richtung. Bei Heiter bis Wolkig sind wir dann gegangen. das war dann nicht so meins 😉

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