Bildungsreise in die ferne Hansestadt Hamburg. Neben einem Musical-Besuch und Fußball  sollte die Show rund um No Warning den kulturellen Höhepunkt eines ereignisreichen Wochenendes bilden. Schon bei Bekanntgabe der Tour machte sich leichte Euphorie bemerkbar, die beim finalen Line-Up der Show in purer Ekstase münden sollte. Neben den Kanadiern wurden nämlich noch No Turning Back, Candy, Dagger Threat und ANGST als „Support“ Bands bekannt gegeben. Solch einen Mix aus deutschen und internationalen Acts kann man eigentlich nicht mehr toppen. Wobei, kann man schon, denn als das Hafenklang schon längst „Sold Out“ vermeldet hatte, wurden kurzer Hand noch die Jungs von Spirit Crusher bekannt gegeben. Jetzt wurde es aber langsam unverschämt…

Nachdem man im Vorfeld alle touristischen Aktivitäten erfolgreich absolviert hatte, hieß es am Sonntag Kräfte sparen für den Abend bzw. Nachmittag. Es handelte sich nämlich um eine Early Show, die erste Band sollte bereits um 16:30 Uhr loslegen. Leider hatten wir es mit dem Mittagsschläfchen etwas übertrieben und diese Tatsache sprichwörtlich verpennt. Mit viel Rückenwind ging es also schnellen Schrittes in Richtung Hafenklang. Beinahe wären wir rechtzeitig angekommen, nur die Schlange beim Einlass machte uns dann doch einen Strich durch die Rechnung.

Hafenklang Hamburg – bitte warten

Drinnen angekommen war bereits gut was los, sehr respektabel für diese Uhrzeit. Die Show wurde ja quasi doppelt ausverkauft, denn nachdem alle ursprünglichen Tickets vergriffen waren, wurde die Show in den großen Saal verlegt. Beim Betreten der Location war ich zuerst etwas verwundert, denn auch der „große Saal“ wirkte eher beschaulich. Dennoch perfekt für den heutigen Abend.

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Angst

Angst - Hafenklang, Hamburg - 09.02.2020
Angst – Hafenklang, Hamburg – 09.02.2020

Es hätte mich zwar interessiert, wie im Gegensatz dazu der „kleine Saal“ aussieht, doch für großartige Suchaktionen blieb keine Zeit. Schließlich war das Set von Angst bereits voll im Gange bzw. näherte sich bereits dem Ende entgegen. Leider reichte es nur noch für die letzten zwei Nummern, die konnten aber auf jeden Fall überzeugen. Die Band aus Hannover konnte sich gemessen an der Uhrzeit über regen Zuspruch freuen, man merkte bereits – da geht heute was!

Dagger Threat

Dagger Threat - Hafenklang, Hamburg - 09.02.2020
Dagger Threat – Hafenklang, Hamburg – 09.02.2020

Leichtes Spiel, weil Heimspiel, hatten auch die darauffolgenden Dagger Threat. Die Hamburger hatten im Vorjahr ihr bockstarkes Album Gestaltzerfall veröffentlicht, die Songs davon wurden nun in akustischer Form an den Mann und an die Frau gebracht. Die Setlist bestand überwiegend aus Nummern der aktuellen Platte, ich weiß gar nicht mehr ob überhaupt auch ältere Songs gespielt wurden. Das macht aber nichts, denn die neueren Scheiben sind allesamt richtige Bretter und knallen auch Live ordentlich. Den Protagonisten vor der Bühne war das ohnehin egal. Die kannten sowieso alle Texte und stimmten brav mit ein. Viele Bands bedeuten in der Regel aber leider auch kurze Sets, sodass der kurzweilige Auftritt auch schon wieder zu Ende war, als so mancher Besucher gerade erst warm wurde. Hätte ruhig noch ein bisschen länger gehen dürfen, aber spätestens bei der Rebellion Tour sieht man sich ja wieder!

Candy

Candy - Hafenklang, Hamburg - 09.02.2020
Candy – Hafenklang, Hamburg – 09.02.2020

So zuckersüß wie es der Bandname vermuten lässt, sollte im Anschluss auch der Auftritt von Candy werden. Nachdem die Amis bereits zwei Europa Tourneen absagen mussten, hatten sie es nun tatsächlich geschafft. Endlich, möchte man meinen. Ohne großartige Wortspenden legten die Jungs dann auch gleich furios los. Hamburg war motiviert und dankte es ihnen mit ansehnlichen Moshaktionen. Kurzzeitig musste das Set zwar aufgrund von Soundproblemen unterbrochen werden, dies tat der Stimmung aber keinen großen Abbruch.

In einem Höllentempo ging es nach kurzer Unterbrechung wieder weiter. Die akustischen Dampfwalzen wie z.B. Good To Feel, Human Target oder Candy Says wurden in einer beeindruckenden Intensität wiedergegeben. Der Frontmann agierte dabei äußerst energiegeladen und hüpfte teilweise wie ein Rumpelstilzchen auf der Bühne umher. Im Gegensatz dazu präsentierte er sich eher wortkarg, sodass großartige Interaktionen mit dem Publikum ausblieben. Muss ja aber auch nicht sein, solange es musikalisch scheppert. Und das tat es. Richtig guter Auftritt.

Spirit Crusher

Spirit Crusher (1) - Hafenklang, Hamburg - 09.02.2020
Spirit Crusher (2) – Hafenklang, Hamburg – 09.02.2020

Beim anschließenden Auftritt von Spirit Crusher lag etwas in der Luft. Und damit meine ich nicht einmal die Räucherstäbchen, die der Sänger vor dem Set auf der Bühne angezündet hatte. Der Duft zeigte seine Wirkung und lockte einen motivierten Mob vor die Bühne. Es dauerte auch nicht lange bis sich eben dieser zu Nummern wie Potential in Kindness oder (Cycle Of) Healing schwungvoll in Bewegung setzte. Zu bestaunen gab es durchgehend Stagedives und intensive Singalongs mit hoher Beteiligung, all das angetrieben von einer hingebungsvollen Performance des Sängers.

Spirit Crusher (1) - Hafenklang, Hamburg - 09.02.2020
Spirit Crusher (1) – Hafenklang, Hamburg – 09.02.2020

Im Gegensatz zu Candy herrschte hier mehr Redebedarf, die Ansprachen zwischendurch wirkten authentisch und glaubwürdig. U.a. ging es um eine Verbundenheit zu Menschen die man nur über die Musik „kennt“ und nicht persönlich. Stellvertretend dafür wurde die Band Uniform Choice genannt, denen man mit einem Cover Song Tribut zollte. Abgesehen davon gab es noch natürlich noch weitere Nummern vom 2019 erschienenen Debüt Album Whispers Against The Roar Of The World. Erwähnenswert noch, dass die Band heute arbeitsbedingt auf einen ihrer Gitarristen verzichten musste. Abgesehen davon hat hier meines Erachtens aber alles gepasst, wirklich ein Top Auftritt. Aufgrund der Intensität des Sets mein persönliches Highlight des Abends.

Hamburg, it’s good to be back – Martijn, NTB

No Turning Back

No Turning Back - Hafenklang, Hamburg - 09.02.2020
No Turning Back – Hafenklang, Hamburg – 09.02.2020

Da hatten es danach selbst die Routiniers von No Turning Back nicht leicht. Zwar wurden die Holländer ihrem Ruf als starker Live Band einmal mehr gerecht, dennoch wollte der Funke nicht immer in gleichem Ausmaß auf das Publikum überspringen. Natürlich, bei Klassikern wie z.B. Never Give Up, Take Your Guilt oder Stronger herrschte erhöhte Betriebstemperatur, abgesehen davon gab es aber auch die ein oder andere Ruhephase in der Menge. Es schien, als würden sich einige Damen und Herren bereits für No Warning schonen. Nichtsdestotrotz ein gewohnt kraftvoller Auftritt, mit den Jungs rund um Frontmann Martijn kann man ohnehin nichts falsch machen.

we’re No Warning from Toronto – Ben, No warning

No Warning

No Warning (1) - Hafenklang, Hamburg - 09.02.2020
No Warning (1) – Hafenklang, Hamburg – 09.02.2020

Nach einer letzten kurzen Umbaupause war es dann nun zeit für No Warning. Als die ersten Gitarrenriffs von Behind The Walls ertönten und Frontmann Ben Cook das Set mit obigem Zitat eröffnete, flogen längst schon die ersten Leute durch die Gegend. Von Beginn an herrschte gute Action vor der Bühne. Wer einer No Warning Show beiwohnt, erwartet naturgemäß auch Nummern vom 2002 erschienen HC-Meilenstein Ill Blood. So war es keine Überraschung, dass die Stimmung und der Aktionsradius bei Songs wie z.B. No Time For You, Wound Up oder Ill Blood von eben gleichnamiger Platte auf dem Höhepunkt waren. Selbstverständlich untermalt von zahlreichen Stagedives. Da musste man teilweise echt höllisch aufpassen, dass einem nicht der Schädel rasiert wird.

No Warning (2) - Hafenklang, Hamburg - 09.02.2020
No Warning (2) – Hafenklang, Hamburg – 09.02.2020

Dass die Kanadier auch noch Werke abseits von Ill Blood vorzuweisen haben, bewiesen sie u.a. mit In The City oder Hell Realm von der 2017 erschienen Torture Culture. Zwar wurden die Nummern ebenfalls dankend vom Publikum angenommen, allerdings herrschte hier bei weitem nicht so ein Chaos wie bei den „Evergreens“. Zwischendurch gönnte sich Sänger Ben immer wieder einmal ein kleines Päuschen und schmiss das Mikro in die Menge. Da galt das Motto „wer hat noch nicht, wer will nochmal“ und so konnte jeder der Lust und Laune hatte seine Gesangsqualitäten unter Beweis stellen. Den würdigen Abschluss eines mehr als genialen Abends bildete die Nummer Short Fuse, bei der noch einmal die allerletzten Kraftreserven mobilisiert wurden.

Fazit

Tja, was soll man da schon großartig sagen. Jede Band hat abgeliefert, angemessene Location, gute Stimmung – einfach ein rundum gelungener Abend. Den Veranstaltern gebührt Lob und Dank dafür, dass sie diese fette Show auf die Beine gestellt haben. Hat Spaß gemacht. Achja, und Hamburg ist natürlich immer eine Reise wert.

 

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– Playlist: Happy Release Day

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