Die Berliner Band Pommes oder Pizza hat sich 2004 als Funpunk-Band gegründet. Aber die gesamte Ausrichtung hatte sich bereits 2010 etwas geändert und somit würde ich die Herrschaften als Punk mit spaßigem Hintergrund bezeichnen. Klar, die Bläser tragen ihren Teil dazu bei, dass der Sound irgendwie immer noch in Funkpunk zu ordnen ist. Auch sind nicht alle Texte bierernst. Aber dennoch ist auch die klare Kante und die politische Aussage nicht zu kurz gekommen. Auch in diesen sechs neuen Songs nicht. Wobei ja „neue Songs“ nicht so ganz richtig ist. Schließlich sind die meisten der Tracks bereits 2016 vor der Pandemie entstanden und wurden auch schon länger live performt. Was solls, neue Scheibe, neues Glück.
Der Titelsong hat eine recht witzige Entstehungsgeschichte, welche ich euch gerne vom Promosheet übernehmen will. Der Igel steht für den Kampf gegen Gentrifizierung und entsprang aus der Story über einen Künstler, der bei einer Ausstellung auf den Boden kackte, Zahnstocher hineinsteckte und laut „Der Igel wohnt jetzt hier!“ ausrief. Da die Wohnung des PoP-Schlagzeugers vor einigen Jahren vom neuen Hauseigentümer gekündigt wurde, um das Haus zu sanieren und teuer wieder zu vermieten, erhielt dieser dann im Zusammenhang mit der Story den Spitznamen Igel. So entstand der Song und eben auch der Titel dieser EP.
Was euch musikalisch erwartet? Grundsätzlich flotter Punkrock, der sich selbst wohl nicht ernst nehmen will, aber durchaus seine (vor allem Textlich) wirklich ernstzunehmenden Passagen hat. Man kann auch in vermeintlich spaßigem Sound die kräftigen Botschaften Verpacken. Von Blasinstrumenten unterstützt und einer recht witzigen Gesangsstimme von Ruthy kommt das ganze wirklich gut rüber.
Für Freunde von Bands wie Fro-Tee-Slips oder aber auch alten Gassenhauern von Fuckin Faces oder dergleichen sind Pommes oder Pizza mit Sicherheit ein Schmankerl.
Tracklist:
- Igel
- Dann Punk
- Selbstbetrug
- Die Yacht ist voll
- Festung Europa
- Nur Punkrock
Ich denke alleine an den Songtiteln sieht man, dass hier mit Biss und Ironie (Die Yacht ist voll) auch an ernstere Themen herangegangen wird. Auch mit Ska-Elementen (Nur Punkrock) wird gearbeitet. Melodisch und eingängig – I like. Aber letzten Endes ist es halt „nur“ Punkrock – erschienen über Abbruch Records.