Dass Jesse Barnett auch gern einmal zur Akustikklampfe greift und singt statt schreit, hat er mit seinen Soloprojekten (Wish you were Here, Trade Wind, Ways Away) und auch als nette Einlage bei den Stick To Your Guns Konzerten schon immer gern bewiesen. Dass seine Stimme durchaus Charakter besitzt und er auch gefühlvoll singen kann, ebenso. Insofern überrascht es nicht, dass er nun mit seiner Band im Rücken die Songs Amber, Nobody, Forgiveness Of Self und den A-ha Song Take On Me eingespielt hat.
The Meaning Remains kommt auf einer 12″ EP in Sternform – hier ist die sozialistisch-affine Handschrift von Jesse (und dem Rest der Band?) symbolisch erkennbar – in drei limitierten Pressungen (Endhits Records) daher. Sozusagen das letzte Argument für alle Fans, sich die alten Songs im neuen Gewand zu besorgen.
Denn böse Stimmen könnten sagen: Wenn man nichts neues vorzuweisen hat, covert man halt (sich selbst). Aber denen kann man entgegnen: das IST etwas Neues was hier entstanden ist.
Amber, der STYG Klassiker schlechthin, wirkt zart und gefühlvoll und dadurch wirklich anders, aber im positiven Sinne. Die Version ermöglicht es mir, den Song noch einmal mit ganz anderen Ohren zu hören.
Nobody hingegen kommt durch den komplett anderen Gitarrenanschlag countryesk daher und wirkt durch die daran angepasste Gesangsstimme am weitesten vom Original entfernt. Fast schon wie einem Italo-Western entrückt. Forgiveness Of Self, das ja schon im Original zu den eher ruhigeren STYG Liedern zählt, wirkt zwar verträumt, die hier und da intensive Stimme verleiht dem Song dennoch eindringliche Stärke. Take On Me wirkt nicht zuletzt durch die Saxophon-Parts beschwingt und erinnert mich an die Stimmung auf dem Impericon Fest 2019 als Jesse’s Interpretation des Songs dem Publikum so viel Übermut verlieh, dass es schief mitsang, was wiederum Jesse so sehr zum Lachen brachte, dass er das Lied nur unter Mühen zu Ende spielen konnte. Eine schöne Erinnerung also an die Zeiten, in denen Konzerte und Festivals noch zur üblichen Wochenendbeschäftigung zählten.
Mit The Meaning Remains haben STYG ihren Hits also ein neues Gesicht verliehen und auch den A-ha Klassiker wirklich neu interpretiert. Dadurch wirken die Lieder weniger eingängig und sing-along-tauglich, fast schon „schwierig“ (was die Gesangsmelodie) angeht, aber ich wage zu behaupten, dass das beabsichtigt war, um den Fokus mehr auf die Bedeutung zu legen. Und die bleibt (The Meaning Remains)!