10 Records We Would Die For mit Gripweed | #AFL05

"Die Dead Kennedys haben mir wirklich die Augen geöffnet, was politische Texte, Ironie und Punk angeht."

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Oh Mann, immer, wenn ich Top-10-Listen machen soll, habe ich Angst irgendwas zu vergessen. Ich hab sie auch schon so oft geschrieben, wieder verworfen und irgendwie sind sie nie diesselben. Und wie vorgehen? Nun, ich versuchs mal mit dem chronologischen Ansatz.

Achso, ja, tach, ich bin der Gripweed. Ihr kennt mich vielleicht von meinen zahlreichen Liveberichten, die dank Corona und Vatersein jetzt erst einmal nimmer so oft kommen. Dafür schreib ich dann Reviews und führe ab und an ein paar Interviews. Musikalisch lasse ich nix aus, aber in den letzten Jahren hör ich eigentlich fast nur Punk und Rap. Letzteres hab ich hier auch schon versucht unterzubringen 😉 Ursprünglich viel Metal, aber das werdet ihr in der Top-Ten auch merken. Ja, mein Foto mag ich hier nicht so gerne, bin lieber anonym, was auch n bisschen mit meiner Arbeit bei Wikipedia zu tun hat sowie mit meinem Real Life, aber eigentlich ist es mir auch lieber, wenn das Geschreibsel für sich steht. So, dann mal los.

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1Erste Allgemeine Verunsicherung – Watumba

So wie bei vielen meiner Generation so startete meine musikalische Sozialisation vor dem Fernseher. In meiner Kindheit gabs kein MTVIVA, so blieb vor allem Wetten das und eine Band, die dort häufiger auftrat, das war die EAV. Ba-Ba-Ba-Banküberfall, Küss die Hand schöne Frau und An der Copacabana. Vor allem die Blödelhits blieben hängen. Klar, ich hatte auch andere Lieblingsbands, Roxette natürlich, aber ich muss sagen, keine Band hat mich so begleitet wie die Erste Allgemeine Verunsicherung. Selbst in meiner tiefsten Black-Metal-Phase (Oh, dazu kommen wir noch), hab ich den sympathischen Österreichern nicht abgeschworen. Watumba war eines meiner ersten Alben, die ich mir von meinem Taschengeld gekauft habe. Und erst da wurde mir bewusst, wie politisch und bitterböse die Band sein konnte. Hab ich damals natürlich nicht ganz verstanden, aber gerade das machte den Reiz aus. Fairerweise muss man sagen, das Watumba sicherlich nicht ihr bestes Album ist. Aber mit Neandertal hatten sie einen wahren Hit und mit der Textzeile „Auch Zucht und Ordnung kehren wieder ein: In Deutschland brennt ein Ausländerheim.“ war dann auch quasi der Antifaschismus schön dabei. Ich hab die Band auf ihrer Abschiedstournee zwei Mal gesehen und eines dürfte klar sein: ihr fehlt.

2AC/DC – Razor’s Edge

Zum Heavy Metal kam ich über das fantastische Thunderstruck von AC/DC und damit auch zu diesem Album, das ich immer noch für etwas unterbewertet halte. Natürlich, später lernte man Bon Scott schätzen und hielt ihn für den besseren Sänger. Aber Razor’s Edge ist aus meiner Sicht ein Glanzstück des Hard Rocks und auch ziemlich hart, zumindest für mein damals 12-jähriges Ich.

3Mayhem – De mysteriis dom sathanas

Dem einen oder anderen wird es aufgefallen sein: das Foto zu dieser Kolumne ist nicht ganz durchdacht. Das wird im Pascow-Teil wohl noch deutlicher, aber für den Black Metal muss De mysteriis dom sathanas von Mayhem herhalten, nicht die Transilvanian Hunger (die vielleicht wegen dem Hauptsongwriter von vier Songs auch etwas problematisch ist, dennoch ein Klassiker). Irgendwie bin ich damals in die Szene reingestolpert. War ja auch imponierend mit den Kirchenbränden und dem Mord und Todschlag, zumindest für nen 15jährigen Pimpf wie mich. Hat mir auch einiges an Ärger eingebracht, aber egal. De mysteriis dom sathanas werde ich immer lieben. Die absolut kranken Vokills von Attila Csihar und das Vermächtnis von Euronymous. Bester Song sicherlich Funeral Fog. Auch nicht politisch ganz so problematisch wie andere Alben dieser Ära. Und später mein erster lesenswerter Artikel in der Wikipedia.

4Dead Kennedys – Fresh Fruit for Rotting Vegetables

So, jetzt endlich im Punk angekommen. Es war eigentlich, wie im Song Zeit des Erwachens von Pascow: „Strophe eins und das, das wars/Das eigene Zimmer wird zu klein/Zweite Minute und dann weißt Du/Wirst nie mehr der gleiche sein/Die Sammelkarten in den Keller/Alte Poster von der Wand/Als deine eigene Geschichte/Zu “Kill the Poor” den Anfang, ihren Anfang, fand“. Jupp, der Metal wurde langsam vom Punk abgelöst. Die Dead Kennedys haben mir wirklich die Augen geöffnet, was politische Texte, Ironie und Punk angeht. Es war tatsächlich nicht Kill the Poor, als der erste Song von der Fresh Fruits, sondern die Plastic Surgery Disasters in der Version mit der EP In God We Trust, Inc.. Ihr Debüt hab ich erst viel später in die Hand bekommen. Ein Meilenstein! Hab ich übrigens auch einen exzellenten Artikel dazu verfasst.

Folgt hier die Spotify-Playlist zur Rubrik 10 Records AWAY FROM LIFE Would Die For.

Slime - Schweineherbst
Slime – Schweineherbst

5Slime – Schweineherbst

Was die Dead Kennedys bei mir für den US-Punk waren, das waren Slime für den Deutschpunk. Ich hab mich damals in die Alle gegen Alle verliebt. Auf Kassette rauf und runter gehört. Aber dann kam ich irgendwann zur Schweinherbst. Das waren für mich so krasse Texte damals. Dazu die Stimme von Diggen, perfekt. Ehrlich gesagt find ich alles bis zur Schweinherbst gut. Die Viva La Muerte ist auch ein krasses Album mit diesen hintergründigen Texten. Aber auf der Herbst fand ich haben sie es geschafft, klare und dennoch anspruchsvolle Texte zu verarbeiten. Damals, als die Wohnheime brannten und auch bei uns im Saarland die Naziszene megagroß war, war dass das genau richtige Album zur richtigen Zeit. Ach ja, richtig, zu Slime hab ich auch einen exzellenten Artikel verfasst.

Kochenfabrik - Ameisenstaat
Kochenfabrik – Ameisenstaat

6Knochenfabrik – Ameisenstaat

Ich liebe jede Textzeile des Albums mit meinem ganzen Herzen. Eines der besten Alben, die ich je gehört habe.

7Minor Threat – Complete Discography

Zählen Best-of-Alben? Naja, eigentlich… ach, egal, es ist meine Liste, ich kann machen, was ich will. Zumal das Gesamtwerk von Minor Threat doch recht überschaubar ist. Ich war nie straight edge, eigentlich auch nie ein Hardcore-Kid, aber im AJZ hab ich so einige Hardcore-Konzerte gesehen. Für Minor Threat war ich natürlich schon zu spät dran. Aber ich hab mir schon immer die Geschichte der Musikrichtungen angeguckt und finde das immer sehr faszinierend. Muss ich noch erwähnen, das es zu Straight Edge auch einen exzellenten Artikel gibt?

8Pascow – Diene der Party

Ja, ok, ich gebe es zu. Ich halte auf dem Bild das falsche Album hoch, aber ich hab die Diene der Party auch nicht auf LP und es gibt wohl nix besseres, als mich hinter Corpsepaint zu verstecken. Aber in meinem tiefsten Innern weiß ich, das bei aller Perfektion Jade zumindest für mich nicht das perfekte Album ist. Das ist definitiv Diene der Party. Die Texte haben mich damals tief berührt und sie tun es noch heute. Ein Meilenstein deutschsprachigen Punkrocks, ein Diamant.

9Love A – Nichts ist neu

Oh Gott, nur noch zwei Alben übrig. Ich hab noch kein Country- und noch kein Hip-Hop-Album. Scheiße, wieder mal ein Versagen. Aber es geht nicht, wir müssen beim Indiepunk bleiben und ich muss Jörkk Mechenbier danken, dass er es wie kein anderer (neben Pascow, siehe oben) versteht, mein Herz zu berühren mit seinen Texten. Nichts ist neu gefällt mir noch ein bisschen besser als der Vorgänger.

10Johnny Cash – American IV: The Man Comes Around

So, sorry Hip-Hop, aber es sind nur zehn Alben… Vielleicht ist es auch besser, das man hier nicht erfährt, welchen Assi-Hip-Hop ich am liebsten mag. Apache. Aber egal … Bushido… Jedenfalls, wo war ich? Prinz Pi. Jetzt hör doch mal auf… Sido.. Aggro Berlin. Ja, gut jetzt. STOP! Also, meine Liebe zum Country, und ja, ich breche jetzt die Chronologie, weil ich sonst den zweiten Satz im letzten Absatz umsonst geschrieben hätte, kam tatsächlich mit Wiglaf Droste (mach’s gut) und seiner Taz-Kolumne. Die las ich nämlich immer auf den Zugfahrten zur FH, Und da schrieb er auch mal über den guten alten Johnny. Und nach und nach legte ich mir dann alle American-Platten zu, die gerade voll angesagt waren. American IV enthält mit Hurt meines Erachtens die beste Coverversion aller Zeiten. Eine komplette Umbearbeitung der sehr krachigen Originalversion, die ich ehrlich gesagt nur halb so gut finde. Und mit dem Titellied gibts auch den besten religiösen Song aller Zeiten. Ein letztes Aufbäumen vor dem unvermeidbaren Tod.
So, das wars, meine zehn Lieblingsalben. Wie gesagt, Hip-Hop hat dann nicht geklappt. Da gibts aber auch einige, die ich hier gerne untergebracht hätte. Nicht nur den Assi-Hip-Hop, sondern auch coole politische Sachen wie Killer Mike und wer nen Geheimtipp sucht, sollte es mal mit dem Nerdcore probieren. MC Hawking, MC Frontalot und MC Lars…  Und natürlich, bei solchen Listen hat man immer das Gefühl, man habe etwas vergessen.
Also dann, will und kann nicht mehr. Bis demnächst in diesem Theater.

1110 Records We Would Die For!

Ihr kennt sie vielleicht bereits! Unsere schon seit langem laufende, bei euch sehr beliebte Rubrik 10 Records Worth To Die For. Dort stellen euch alle zwei Wochen Bands bzw. deren Bandmitglieder*innen oder anderweitige Szenemacher*innen ihre 10 persönlichen Lieblingsplatten vor.

Um euch die Gesichter hinter AWAY FROM LIFE etwas näher zu bringen, starten wir parallel dazu nun die Sonderrubrik 10 Records WE Would Die For. Nach und nach, jeweils in den Wochenpausen zur Main-Rubrik, präsentiert euch jedes AWAY FROM LIFE-Mitglied (aktuell ca. 30!) seine 10 Platten, die einen besonders geprägt haben.

PS: Folgt hier die Spotify-Playlist zur Rubrik 10 Records AWAY FROM LIFE Would Die For:

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