Pöbel MC (Photo by Nin Krause)
Pöbel MC (Photo by Nin Krause)

Nach dem großen und überraschenden Erfolg von Bildungsbürgerprolls (Review hier) von Pöbel MC war es Zeit ein Interview mit dem Pöbler zu führen.

AFL: Hallo Pöbel MC. Erst einmal Glückwunsch zum Album. Es ist echt gut geworden. Wie sind die bisherigen Reaktionen?

Pöbel MC: Vielen Dank. Also mein Vadder meinte, er findet es gut, schön basslastig. Ansonsten meinte bei nem Date neulich eine mir unbekannte, an mir vorbeijoggende Person „Geiles Album“ – Das hat natürlich saftig Eindruck geschinde. Soweit alles ok, aber da ist noch Luft nach oben.

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Kunst nach Umsatz zu raten und darüber musikalischen Erfolg zu definieren, ist eigentlich schon maximal hängengeblieben.

AFL: Mit deinem Labelkollegen Vandalismus hab ich das Interview auf Punchline-Basis geführt. Das wollte ich hier auch so ein bisschen machen… Aber vorerst die Frage, da Away from Life ja ein Hardcore-Punk-Webzine ist. 1. Kanntest du unser Webzine? Und 2. Wie wohl fühlst du dich in dem Umfeld?

1. Ne. 2. Kann ich ja nun noch nicht wissen. Mal sehen, wie die weiteren Fragen so sind.

Pöbel MC - Bildungsbürgerprolls ::: Review (2020)
Pöbel MC – Patchworkwendekids/Bildungsbügerprobleme

AFL: Das Intro zu Bildungsbürgerprolls stammt aus welchem Actionfilm? Drunken Master, oder?

Saufbold und Raufbold.

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AFL: So, los gehts: „Rap braucht kein’n Charterfolg, Nur miese Beats und Wortgewalt“. Aber darf er auch keinen haben? Glückwunsch zu Platz 10. Wie ist das für dich?

Doch, klar. Der Umkehrschluss wäre ja Quatsch. Miese Beats und Wortgewalt tun „den Charts“ eh gut. Letztlich ist das aber egal. Kunst nach Umsatz zu raten und darüber musikalischen Erfolg zu definieren, ist eigentlich schon maximal hängen geblieben. Umgekehrt bin ich natürlich stolz, dass viele den Scheiß feiern und ich so noch mehr Musik machen kann. Chartplatzierungen sind außerdem gut um anzugeben. „Ich bin Rapper!“ klingt für viele peinlich, „Ich bin Top-Ten-Rapper in den offiziellen deutschen Albumcharts!“ klingt als wäre man wahnsinnig gut, haha.

AFL: „Ich geh‘ pumpen im Park und verfass‘ meine Diss“. Was studierst du? Für einen klassischen Studentenrapper sind deine Texte natürlich etwas zu pöbelnd beziehungsweise zu sehr im Battle-Rap verwurzelt. Siehst du da einen Widerspruch?

Nö. Ich studiere verschiedenes, vor allem ein noch (!) besserer Musiker zu werden an meiner bei eigenen Privatuni (akkreditiert).

Ich glaube ich bin schon recht reflektiert, aber wenn man damit zu sehr angibt, wirds auch peinlich.

AFL: „Immer gut am machen und genauso viel gesoffen“. Alkohol spielt auf deinem Album schon eine große Rolle. ich glaube bei Visa Vie hattest du gesagt, dass das in deinem Leben eigentlich gar nicht so ist. Warum also so viele Lines zum Thema.

Soweit ich mich ans Interview erinnere, sagte ich, ich saufe sehr gerne, aber selten alleine. Da ich oft feiern gehe und selten allein bin…ich glaube, könnte mehrere Alben mit Suffstories füllen.

AFL: „Rostock-Ost, damals Schwarz-Wohnungs-G“. Der Text liefert insgesamt viel Stoff über deine Jugend. Erzähl mal etwas über dein Aufwachsen.

In meinem alten Kickbox-Dojo stand „Leiden, um am Ende zu siegen“ an der Wand, das hat mich sehr geprägt.

AFL: „Nein, wir reichen keine Hände mehr (Nein)/Mit jedem kleinen Finger rückt das Ende näher (Ja)“ Wofür steht ein Pöbel MC politisch?

Ich hätte Joe Exotic als US-amerikanischen Präsidenten recht interessant gefunden!

AFL: Leider hat er es ja nicht zu den Vorwahlen gepackt… Milli Dance ist das einzige Feature auf dem Album. Wie kam es dazu? Ihr hattet ja auch bereits ein gemeinsames Album.

Milli Dance hat sich für 30.000 Euro eingekauft, um auch auf der Platte sein zu können, da er sich erhofft, bei Audiolith unter Vertrag genommen zu werden. Bin mir nicht sicher, ob das klappt, aber Tombs Beat und ich waren von den 30.000 Euro einen sehr guten Döner essen (veganer Döner bei Tombs, da er nur Fleisch isst).

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AFL: „Das ist Romantik in der Postmoderne“ find‘ ich ein starkes Statement. Was soll der Text zu Dopamindealer aussagen.

Das die uns umgebenden Krisen und und unsere inneren Krisen eine große Parallelität und Bedingtheit aufweisen und sich besonders an der Schnittstelle zur Digitalität offenbaren. Mystisch, oder?

AFL: Auf jeden. „Wer hält die Welt am laufen? Der Pöbel!“ Wie kamst du auf deinen Namen und was willst du damit aussagen?

Der Pöbel vermag zu pöbeln, doch ist das Pöbelhafte auch das dem Pöbel zuträgliche. Früher hieß ich Professor Pöbel. Aber den Professorentitel hab ich mir selbst aberkannt.

AFL: „Wieso tue ich reflektiert, aber rappe übelst atzig? (Yeah)
Warum machst du auf Punk und bist spießiger als Schaschlik?“ Ja, warum eigentlich?

Ja, warum? Ich glaube ich bin schon recht reflektiert, aber wenn man damit zu sehr angibt, wirds auch peinlich. Punker ist man im Herzen.

AFL: Der Text zu Sessexsex ist glaube ich nur wenig PC. Warum so ein, vielleicht etwas prolliger, Text auf dem Album? Oder gibt es eine tiefere Bedeutung?

Wieso prollig? Das ist pubertär servierter Realtalk. Die wahnsinnig viel tiefere Bedeutung ist die Angst, an den Auswüchsen der eigenen Sexualität zu scheitern, statt diese geschickt zu nutzen, sich ein freudvolles Leben zu machen. Ein Drahtseilakt zwischen Unterdrückung und Entwertung. Außerdem mag ich den Begriff Sexrapper!

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AFL: Die Stimme von „Alkmukke“ am Anfang kenn ich, aber wer ist das noch mal?

Keine Ahnung, ist aus nem YouTube-Video, haha.

AFL: Also, wers weiß, kann ja unten kommentieren. „Jung brutal gutaussehend“ vs. „Jeder Beat Genozid“. JBG – was sagst du zu Farid Bang & Kollegah?

Ich finde, man hört schon, dass sie keine Waden trainieren.

AFL: Alles klar, jetzt noch ein-zwei normale Fragen:

Wie zufrieden bist du mit deiner Streaming-Release-Show? (Für alle, dies verpasst haben: hier) Ich fand sie sehr unterhaltsam, hätte mich aber natürlich sehr gefreut, dich im Studio 30 zu sehen…

Ich fands schön, dass überhaupt was passiert ist und bin auch glücklich darüber, dass wir auf diese Weise einiges an Spendengeldern einspielen konnten (Anm.: die Spenden gingen anteilig an Sea-Watch, die Plattform Berlin Culture Cast und die beiden Künstler). Umgekehrt hoffe ich bald wieder richtige Konzerte spielen zu können. Streaming-Geballer ist maximal ne Notlösung.

AFL: Die Ersatztermine sind unten aufgelistet. Hoffen wir mal, dass diese stattfinden kann. Wie bewertest du die derzeitige Lage?

Der Corona-Hype ist jetzt langsam mal durch. Ich hoffe sehr, dass ich alle Nachholtermine der Tour spielen kann, aber der Schutz und die Solidarität mit Covid-19-Risikopatient*innen hat natürlich oberste Priorität. In diesem Sinne nehme ich das alles möglichst gelassen.

AFL: Okay, einen Featurepartner (tot oder lebendig) kannst du dir hier noch aussuchen:

Es wäre glaube ich doll mit dem 90ies Dr. Dre ein Album zu produzieren.

AFL: Und dann ist auch Zeit für deine letzten Worte…

Die spreche ich erst in vielen Jahrzehnten!

AFL: So, ich hoffe, es hat halbwegs Spaß gemacht und eventuell sehen wir uns ja auf Tour…

Kommt alle ran – wir holen achtfach nach, was uns aktuell verwehrt ist!

Pöbel MC auf Tour

Geplante Nachholtermine
04.06.2020 Rostock – Kneipe Dieter
19.06.2020 Düsseldorf – zakk Düsseldorf
29.08.2020 Münster – Gleis 22
04.09.2020 Augsburg – Die Kantine
02.10.2020 Leipzig – Conne Island
23.10.2020 Saarbrücken – Studio 30
24.10.2020 Frankfurt – Zoom Club
12.11.2020 Nürnberg – Desi Nürnberg
27.11.2020 München – Feierwerk
04.12.2020 Stuttgart – Schräglage Stuttgart
11.12.2020 Wien (AT) – ARENA WIEN
12.12.2020 Dresden – Scheune Dresden

Pöbel MC
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– Playlist: Happy Release Day

4 Kommentare

  1. Die Fragen waren maximal oberflächlich. Gripweed- ich weiß, nicht alle Rapper haben Tiefgang deshalb nächstes Mal besser auf das Interview vorbereiten. NEIN nicht die Tracks hören und lame Fragen dazu stellen.

    Kleiner Hinweis –>Meta-Ebene, Gesellschaftskritik…

    Die Leser werden es dir danken, wenn du die Chancen besser nutzt die Sicht des Musikers auf die Welt kennen zu lernen.

  2. Puh, was für ein Interview. Wirkt so als hätte der „Journalist“ nicht viel Erfahrung in dem Bereich. Fragen zum Künslternamen, irgendwelchen Albumskits und dazu was Pöbel studiert sind schon ziemlich einfallslos imo. Genauso wie das Feature mit Milli zustande kam…die beiden haben schon oft zusammen Mucke gemacht und sind befreundet, wie soll das schon zustande kommen? „Ey, hast Bock den Track zu rappen?“ „Ok, cool.“ Man hätte mit jemandem der sich offensichtlich viele Gedanken zu Gesellschaft und Weltordnung ja auch über relevante, die Musik übersteigende Themen sprechen können. Außerdem: „Für einen klassischen Studentenrapper sind deine Texte natürlich etwas zu pöbelnd beziehungsweise zu sehr im Battle-Rap verwurzelt.“ Schublade auf, Schublade zu. Da hatte Pöbel offensichtich auch kein Bock drauf.

  3. Ich feier pöbel hart, aber was mich interessiert ist, wie er sein linkssein definiert, ob er sich zb eher mit der politisch inkorrekten dirtbag left identifiziert, oder eher mit der intersektionalen, postmodernen linken, wie sie an den unis grad ttendez

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