Roughneck Riot veröffentlichen mit Burn It To The Ground nach acht Jahren ein neues Album. Das gibt uns genug Anlass, ein paar Fragen an Sänger Matty zu richten. Los geht’s:

AFL: Hey Matty, alles klar bei dir? Wie fühlt es sich an, zurück zu sein und eine neue Platte zu veröffentlichen?

Matty: Es fühlt sich fantastisch an! Zugegeben wir sind etwas nervös und fragen uns wie die Platte bei den Leuten ankommt, aber grundlegend fühlt es sich großartig an. Wie das Erwachen aus einem langen, langweiligen Traum!

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AFL: Zwischen der letzten Veröffentlichung Out Of Anger und der neuen Platte Burn It To The Ground liegen 8 Jahre. Wie hat diese Zeit eure Musik beeinflusst oder verändert?

Matty: In der Zwischenzeit ist viel Wahnsinn passiert, der unser Bandleben, unsere Fähigkeit zu schreiben und aufzutreten wirklich beeinflusst hat. Wir hatten einige Beziehungsbrüche und haben einige unserer engsten und liebsten Freunde verloren. Wir waren ausgebrannt und unsere geistige Gesundheit war in keinem guten Zustand. In dem Jahr vor Corona haben wir dann eine Pause eingelegt um uns selbst zu schützen. Die Zeit war beschissen und aufschlussreich zugleich, denn ihretwegen konnten wir letzten Endes ein Album aufnehmen, auf das wir unheimlich stolz sind.

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AFL: Hat sich der Aufnahmeprozess gegenüber dem vorherigen Album geändert? Habt ihr Neues ausprobiert?

Matty: Wir haben das Album tatsächlich schon einmal im Jahr 2018 aufgenommen, als wir nicht gerade in unserer besten Verfassung waren und nichts wirklich genießen konnten. Diesen Umstand konnte man ganz klar heraushören, haha. Als Ryan von seinen Reisen nach Hause kam und wir wieder anfingen zu proben, hörten wir uns das neue Album unseres Freundes Jake Martin an, auf dem Cait Gitarre spielte, und wir stellten fest, wie sehr wir unser eigenes Album nicht mochten. Wir gingen also auf Anfang und nahmen mit Bob Cooper alles neu auf. Wir haben so ziemlich jeden Penny ausgegeben, den wir nicht hatten, und sind insgesamt 37 Tage in Yorkshire gewesen. Bob hat uns regelrecht terrorisiert, bis alle Schläge und Noten gesessen haben. Dieses Martyrium war es aber absolut wert haha!

AFL: Was ist dein Lieblingssong auf dieser Platte und warum?

Matty: Schwierige Frage! Es ändert sich ständig und einige Songs wecken traumatische Erinnerungen daran, wie sie an einem eiskalten Morgen in Yorkshire millionenfach dieselbe Rolle im Studio gespielt haben! Aber im Ernst … persönlich sind meine Favoriten We’re Still Here, Burn It To The Ground und Stay Awake. We’re Still Here ist einer der schnellsten Songs, die wir je geschrieben haben, und es ist ein ziemlich krasses Gefühl, ihn zu spielen. Stay Awake macht einfach Spaß zu spielen und Burn it to the Ground, weil es ebenfalls ziemlich ballert und ich außerdem einen Akustikgitarrenpart geschrieben habe, den ich kaum spielen kann, also ist es eine Motivation, weiter zu üben, haha.

AFL: Neben Stay Awake habt ihr einige politischen Songs. Was denkt ihr darüber, was in den letzten Jahren in Großbritannien passiert ist?

Matty: Es ist ein peinliches Durcheinander. So wie es immer war. Wir werden ständig von reichen, gierigen Arschlöchern belogen, ausgelacht und getötet.

AFL: An wen richtet sich der Song Tired Eyes?

Matty: Tired Eyes handelt davon, im Leben festzustecken, auf Gelegenheiten zu warten, die vielleicht nie kommen werden. Es handelt davon sich für ein reiches Arschloch zu Tode zu arbeiten und nichts dagegen zu unternehmen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir das alle schon einmal erlebt haben!

AFL: In dem Video zu Count spielt ihr senile Punkrocker. Wie erlebt ihr das Älterwerden?

Matty: Älter werden ist in gewisser Weise großartig. Wenn wir als Kinder gewusst hätten, was wir heute tun, wäre das Leben viel einfacher gewesen! Aber auch zu lernen, dass man nicht unbesiegbar ist und anfangen muss, auf sich selbst aufzupassen, ist scheiße. Ich fange auf jeden Fall bald damit an…

AFL: Covid-19 hat einigen Musikern neue Inspiration gegeben. Habt ihr neue Bands entdeckt, die ihr uns empfehlen könnt?

Matty: Hmmm. Schwierig… in den letzten Jahren fand ich es ziemlich schwierig, rauszukommen und neue Bands zu entdecken. Manchmal hatte ich sogar Probleme, Musik zu hören, die ich bereits mag. Ich weiß aber, dass es viele neuere Bands aus unserer Gegend gibt, die im Moment wirklich geilen Scheiß machen. Unsere Freunde Bruise Control machen sich gerade einen Namen! Unser letztes Label TNS veröffentlicht immer wieder richtige Bretter. Unser Ryan hat Bass für die Terrorpins gespielt und die haben echt ein paar richtige Hits, also haltet Ausschau nach diesen Jungs!

AFL: Wir schätzen, dass ihr das Touren vermisst. Was sind eure 3 Lieblingsstädte beim Touren durch Europa?

Matty: Auch eine schwierige Frage! Auf unseren letzten Touren hatten wir einige wirklich lustige Zeiten in Berlin und Genf. Vielleicht lag es an den verrückten Partys… Hamburg hat auch einige richtig coole Locations. Es ist schwer zu wählen. Manchmal haben wir tolle Gigs, bekommen aber nicht wirklich viel von der jeweiligen Stadt zu sehen, und einige unserer Lieblingskonzerte waren mitten im Nirgendwo!

Photo by Mark Richards

AFL: Kannst du 3 kurze Geschichten über prägende Erfahrungen erzählen, die ihr auf Tour erlebt habt?

Matty: Haha ok gut…

Einmal haben wir an einem Offday ein Against Me!-Konzert besucht. Wir hatten Straßenmusik gemacht, um die Tickets zu bezahlen, weil wir jung und arm und voller Energie waren. Als wir am Veranstaltungsort in Belgien ankamen, war es sehr früh und wir trafen Against Me! außerhalb der Venue und sie waren so nett, uns kostenlos rein zu lassen, und dumm genug, uns das Bier von ihrem Fahrer zu geben … später am Abend: Wir unterhielten uns nett mit Laura Jane Grace und sie gab uns allen einen Schuss Whisky, der eher einem halben Pint entsprach, und unser armer Sam erbrach sich einfach direkt auf den Tisch und in Lauras Schoß. Sie entschied dann, dass es am besten wäre, wenn sie ins Bett ginge, hahah. Nochmals Entschuldigung, Laura!

Da war die tragische Geschichte des Vans, der am ersten Tourtag explodierte, 20 Minuten nach dem ersten Gig im Das Nexus in Braunschweig. Wir starteten eine Tour mit unseren Freunden Faintest Idea, und es wäre die erste Reise nach Osteuropa gewesen, aber leider hatte unser Van andere Pläne. Der nette Mechaniker, der sich den Transporter ansah, lachte nur und sagte: „Kauft euch das nächste Mal einen deutschen Transporter!“ Unser Geld war leider so knapp, dass die Tour zum Scheitern verurteilt war und wir abbrechen mussten. Das verfolgt uns bis heute!

Apropos Faintest Idea… auf einer der Tourneen, die wir mit ihnen durch Europa gemacht haben, hatten wir ein fantastisches Spiel, bei dem wir versuchten, Bobble (ihren Posaunisten) so abzufüllen, dass er nicht mehr spielen kann. Die Anderen taten dasselbe mit unserem Ryan. Offensichtlich gewannen sie die meiste Zeit und eines Nachts in Hamburg versprach Ryan auf der Bühne, um uns zu zeigen, wie nüchtern er war, dass er den Rest des Gigs nackt spielen würde, wenn er nur 3 falsche Noten spielte. 2 Songs im Set war er letztlich nackt und spielte schrecklich. Als dann auch noch sein Bassgurt riss, setzte das dem Ganzen noch die Krone auf. Wir entschuldigen uns bei allen die das mit ansehen mussten.

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AFL: D-Beat oder Ska?

Matty: Hmm… Funk!

AFL: Nach all den Jahren seid ihr immer noch präsent und genießt das subkulturelle Leben, Orte und die Community. Was denkt ihr über die sogenannte Szene, welche Art von Veränderung habt ihr bemerkt?

Matty: Ich finde unsere Szene immer noch großartig. Es gibt so viel Talent und Liebe in der Szene und jeder Ort, den du besuchst, hat eine andere Szene mit unterschiedlichen Lebensweisen, so dass du auf Tour viel sehen und lernen kannst. Ich denke, im Allgemeinen gibt es viele Leute, die aktiver dabei helfen, die Szene zu diversifizieren und sie zu einem einladenden Ort für alle zu machen, was großartig ist, aber es ist noch ein langer Weg zu gehen. Ich sehe im Moment viele sinnlose Kämpfe und Spaltung, aber das ist überall gleich, nicht nur in der Szene.

AFL: Wo siehst du Punkrock in 20 Jahren? Was glaubst du, wie stark sich die Subkultur verändern wird?

Matty: Ich denke, in 20 Jahren werden alle Punkbands durch Roboter ersetzt worden sein. Langlebige Roboter, high von den neusten Designerdrogen, die Songs über die Zerstörung der Menschheit und antivirale Software schreiben. Entweder so, oder zumindest so ähnlich. Aber eins steht fest, wir werden alt sein.

AFL: Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt!
Grüße an den Rest!
Felix & Kenny (AWAY FROM LIFE + Deep Shining High 😉 )

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