Vom 01. bis 31. Dezember 2016 schalteten wir auf AWAY FROM LIFE eine Umfrage, aus der aktuelle Erkenntnisse zur Hardcore-Punk Szene im deutschsprachigen Raum gewonnen werden sollten. Trotz des prall gefüllten Fragebogens mit fast 50 Fragen, haben an der Umfrage bis Ende 2016 482 Personen teilgenommen. Vielen Dank für die unglaublich hohe Teilnahme!

In den Fragen ging es darum, die Szene zu dokumentieren und mehr über die tatsächlichen Merkmale des Hardcore und Punk-Rock zu erfahren. Nachdem die Ergebnisse der Umfrage in den vergangenen Wochen analysiert und ausgewertet wurden, wollen wir euch diese natürlich nicht vorenthalten und stellen euch die zentralen Erkenntnisse dieser im Folgenden in einer Studie näher vor.

Hardcore-Punk – eine männerdominierte Szene mittleren Alters?

Beginnen wir zunächst mit den demografischen Merkmalen der Szene. Die Umfrage ergab eine Geschlechterverteilung von 85 Prozent Männern und lediglich 13 Prozent Frauen. Die restlichen Prozent, enthielten sich der Frage. Dass die Hardcore-Punk Szene stark männerdominiert ist, geht auch aus unseren Website-Statistiken hervor. Die Gründe, weshalb sich in der Szene so viel mehr Männer als Frauen befinden, sind dabei unklar. Was denkt ihr, weshalb Hardcore-Punk so männerdominiert ist?

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Aus der Umfrage ging weiterhin hervor, dass ein Großteil zwischen 26 und 35 Jahre alt ist (45 Prozent). Während 31 Prozent ein Alter zwischen 18 und 25 Jahren haben, ist 23 Prozent älter als 36 Jahre. Ein wenig überraschend und bedenklich ist die Erkenntnis, dass gerade ein Prozent der Szene Teenager sind. Geht uns der „Nachwuchs“ aus?

Während 56 Prozent in Vollzeit berufstätig sind, handelt es sich bei einem Viertel der Befragten um Studenten/innen (23 Prozent) oder Schülern/innen (3). Fast 70 Prozent der Teilnehmer besitzen die Hochschul- oder Fachhochschulreife. Zum Vergleich weisen in Deutschland durchschnittlich lediglich 30 Prozent diese Abschlüsse vor (Statistisches Bundesamt, 2015).

Auch in der Kategorisierung zur Unterscheidung zwischen verschiedener Typen von Städten und Gemeinden anhand ihrer Einwohnerzahl, weichen die erhobenen Daten extrem von denen des statistischen Bundesamtes ab. Laut dem statistischen Bundesamt leben lediglich 32 Prozent der Deutschen in einer Stadt mit über 100.000 Einwohnern, während mit 60 Prozent fast doppelt so viele Hardcore-Punks aus einer Großstadt kommen (Statistisches Bundesamt, 2016). Immerhin 26 Prozent der Befragten haben ihren aktuellen Wohnort in einem Dorf angegeben. Hardcore-Punk – eine Szene der Extreme.

Hardcore und Punk-Rock: Gemeinschaft, Freiheit und Leidenschaft

Never trust a hardcore kid that has not listened to punk.

Dieses Zitat von Agnostic Front Frontmann Roger Miret spiegelt sich auch in der Umfrage wieder. So gehören für 80 Prozent der Befragten Hardcore und Punk zusammen. Über 400 Teilnehmer sehen Hardcore-Punk dabei als weitaus mehr, als nur ein Musikgenre an. So wird Hardcore-Punk über die Musik hinaus unter anderem mit Gemeinschaft, Freiheit und Leidenschaft verbunden. Insgesamt wurden ganze 375 verschiedene Assoziationen zum Begriff „Hardcore-Punk“ genannt.

Die zum Hardcore-Punk assoziierten Begriffe drücken sich auch in der Aktivität und dem eigenen Engagement innerhalb der Szene aus. So ist jede(r) Zweite(r) in einer Hardcore-Punk Band aktiv. Neben der hohen Bandaktivität, bringen sich wiederum 50 anderweitig in die Szene ein. So werden unter anderem Konzerte organisiert, sich für gemeinnützige Arbeit innerhalb der Szene engagiert, für Zines geschrieben, oder mit Labels Musik veröffentlicht. Ihren Einstieg in die Hardcore-Punk Musik fanden 90 Prozent bereits als Jugendliche.

Die Online-Umfrage ergab weiterhin, dass die Szene ein besonders hohes politisches Interesse, sowie besondere Ernährungsformen und Lebensstile vorweist. So handelt sich es bei einem Drittel um Vegetarier oder Veganer. Diese Zahlen liegen weit über dem Durchschnitt in Deutschland, bei dem lediglich 10 Prozent der Bevölkerung vegetarisch beziehungsweise 1 Prozent vegan lebt (vebu, o. J.). Ein Großteil der Fleischesser könnte sich sogar vorstellen, sich in Zukunft ausschließlich vegetarisch oder vegan zu ernähren (38 Prozent).

Immerhin fast jede zehnte Person ist „Straight Edge“ und lehnt den Konsum sämtlicher Drogen ab. Weitere 5 Prozent waren zudem bereits schon einmal in ihrer Vergangenheit „Straight Edge“. Ähnlich wie bei der Ernährungsform auch, könnten sich 10 Personen vorstellen, zukünftig sämtlichen Drogenkonsum abzulehnen.

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Ein weiteres Ergebnis ist das enorme politische Interesse innerhalb der Szene. Während sich fast jeder fünfte der Befragten selbst als extrempolitisch einstufen würde, liegt lediglich bei jeder zehnten Person politisches Desinteresse vor. Dass die Szene eng mit der Politik verknüpft ist, ging auch aus der Frage zu den begrifflichen Assoziationen hervor. Häufig politisch zuordenbare Begriffe waren Antifaschismus, Antirassismus und die politische Richtung „links“.

Lieblingsmusik: Punk-Rock und Hardcore

Ein weiteres Kapitel der Umfrage befasste sich mit dem Oberbegriff „Musik“. Folgende Abbildung zeigt ein Ranking der beliebtesten Musikgenres. Auffallend dabei ist, dass je spezieller das Sub-Genre ist, desto geringer war das Interesse an diesem. Eine weitere Auffälligkeit, die aus der Umfrage hervorging ist, dass sich zunächst eher „szenefremdwirkende“ Genres wie beispielsweise Metal, Rock & Roll oder Hip-Hop in ihrer Beliebtheit vor speziellen Subgenres wie Oi!, Beatdown oder Crust befinden. Etwas problematisch bei dieser Frage war, dass jede(r) eine andere Auffassung über die verschiedenen Genres hat. Die Frage gibt dennoch eine gute Tendenz über die musikalischen Präferenzen.

Neben der Musik, wird dabei besonderen Wert auf die Aussage der Songs gelegt. Besonders beliebt sind allen voran sozial- und gesellschaftskritische Themen.

CD und Schallplatte im Trend

Neben der Nutzung von digitalen Medien, ist das Interesse an klassischen Musikmedien verhältnismäßig hoch. Während das Medium CD fast 90 Prozent der Befragten nutzen, verwenden knapp 70 Prozent der Umfrageteilnehmer die Schallplatte, um Musik zu hören. Dabei ist 90 Prozent der Szene bereit, dafür auch in Zeiten von digitalen Medien, in denen Musik häufig kostenlos konsumiert werden kann, Geld für CDs und Vinyls auszugeben.

Die Veröffentlichungen werden dabei vor allem bei Mailordern oder Konzerten und Festivals gekauft. Hauptgründe für die Zahlungsbereitschaft sind, dass man Bands und/oder Labels unterstützen möchte und Musik sammelt.

Punk-Rock Holiday, Ruhrpott Rodeo und Fluff beliebteste Festivals

Fast 90 Prozent ist noch als Jugendlicher erstmalig auf einer Hardcore-Punk Show gewesen. Jeder der Teilnehmer besucht, nach eigenen Angaben, jährlich mindestens ein Konzert. Ein Großteil gönnt sich monatlich mehrere Konzertbesuche. Während ganze 87 Prozent jährlich wenigstens ein Festival besuchen, finden für gleich 60 Prozent im Jahr mindestens zwei Festivalbesuche statt.

Aus der Umfrage ging weiterhin hervor, dass nicht die Anzahl der auftretenden Bands für die Entscheidung eines Konzertbesuches verantwortlich sind. Ein Großteil der Teilnehmer legt auch nicht auf die Bestätigung international bekannter Hardcore-Punk Bands Wert, sondern freut sich auch über lokale, beziehungsweise ihnen zuvor unbekannte Bands.

Neben klassischen Flyern und Plakaten, werden die Befragten durch soziale Medien wie Facebook auf eine bevorstehende Veranstaltung aufmerksam. Als weiterer wichtiger Aufmerksamkeitsträger fungieren außerdem Familie, Freunde und Bekannte. Bei der Frage nach den beliebtesten Hardcore und Punk-Rock Festivals, setzte sich das Punk Rock Holiday in Slowenien, vor dem Ruhrpott Rodeo (Deutschland) und dem Fluff Fest (Tschechien) durch.

Ein Großteil der Zielgruppe informiert sich über Szene-Neuigkeiten durch soziale Medien (87 Prozent), Freunde und Bekannte (80) und auf Veranstaltungen selbst (75). Wichtige Informationsmedien sind zudem Fanzines und E-Zines, wie AWAY FROM LIFE. Verbundene Begriffe mit unserem Online-Magazin sind: Die Lokale Szene, Herzblut, Leidenschaft und Vielfältigkeit.

Von den Teilnehmern, denen AWAY FROM LIFE schon zuvor bekannt war, gab es zudem einige Verbesserungsvorschläge, wie, dass wir noch mehr über lokale Bands berichten und eine verbesserte mobile Version der Website anbieten sollten.

Vielen Dank für euer umfangreiches Feedback und den vielen netten Worten!

Wir nehmen uns alle Verbesserungsvorschläge zu Herzen und wollen diese schnellstmöglich umsetzen bzw. haben schon damit begonnen!

Wir sind übrigens immer auf der Suche nach Verstärkung für unser Team! Falls du dich für Hardcore, Punk-Rock und Subkultur begeistern kannst und Lust hast bei uns mitzuwirken, melde ich einfach unter info@awayfromlife.com.

Wie du dich dabei einbringen möchtest, ist dir überlassen. Ob als Schreiber/in, Fotograf/in oder Programmierer/in. Wir sind generell offen für alles! Du solltest dich lediglich nur längerfristig dafür begeistern können.

Für weitere Anregungen, Anmerkungen und Feedback zur der Umfrage stehen wir euch natürlich zur Verfügung!

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– Playlist: Happy Release Day

4 Kommentare

  1. „Fast 70 Prozent der Teilnehmer besitzen die Hochschul- oder Fachhochschulreife. Zum Vergleich weisen in Deutschland durchschnittlich lediglich 30 Prozent diese Abschlüsse vor (Statistisches Bundesamt, 2015).“

    Interessant, das könnte man in diverse Richtungen deuten.

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