In Ulm geht wieder was! Damit meine ich nicht die kleine DIY-Hardcore-Punk-Szene, denn die gibt es seit Jahren, ist relativ beständig und die Konzerte sind seit einigen Monaten auch wieder gut besucht. Ich meine, dass auch die „großen“ Bands seit kurzem hin und wieder einen Stopp auf ihren Touren in Ulm machen. Ende letzten Jahres Millencolin und nun eben WIZO. Das freut mich sehr, denn gerade Shows dieser Größenordnung können vor allem bei der jüngeren Generation wieder Interesse am Hardcore und Punk wecken und eventuell auch die kleine Szene stärken, in der sich gute Leute seit Jahren abrackern und Shows veranstalten.

Das Roxy befindet sich fünf Gehminuten von mir zuhause entfernt, besser hätte es an diesem kalten Donnerstagabend im Januar also nicht laufen können. Vorab wurde sich noch mit Hanfspätzle (oder wahlweise Hanf-Burger) und zwei Bier gestärkt und so erreicht die Konzert-Gruppe relativ früh das Roxy. Schnell wird klar, dass es an diesem Abend voll werden würde – schön! Ebenso freuen mich die vielen Infostände. Klar, vermutlich wissen 90 Prozent der Besucher*innen, die ein WIZO-Konzert besuchen von der politischen Ausrichtung der Band. Klar, das Predigen der immergleichen Inhalte an sowieso schon Gleichgesinnte kann auf Dauer auch nerven. Dass das Konzert jedoch ungefähr eine Woche nach den Correctiv-Enthüllungen stattfindet, lassen mich die Infostände und politischen Ansagen aus einer anderen Perspektive betrachten. Und zwar aus einer, die es nicht laut und und oft genug zu betonen gilt. Aber dazu später noch mehr.

Los geht es dann relativ pünktlich um 20 Uhr. Der WIZO selbst betritt die Bühne und kündigt die Vorband Rantanplan an. Das alles wirkt sehr „Down-to-earth“, hab ich so auf Konzerten selten bis nie erlebt und fand ich in dieser Form sehr sympathisch.

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WIZO läuten den Abend ein

Im noch spärlich gefüllten Konzertraum des Roxys – viele der Besucher*innen stärkten sich noch an der Bar – legten Rantanplan direkt danach los. Ganz ehrlich: Mit dieser Band werde ich nicht mehr so richtig warm. Zwar hatte die Band Lust, vor allem die Trompeterin tanzte das ganze Konzert durch, jedoch sprang bei mir der Funke einfach nicht über. Zum Einen, weil der Gesang für mich zu monoton und zu wenig prägnant ist und zum anderen, weil mich die Songs nach einiger Zeit gelangweilt haben. Mit Ska-Einflüssen im Punk kann ich außerdem generell recht wenig anfangen. Sei’s drum, als Einheizer erfüllten Rantanplan ihren Job, denn es startete bereits recht früh erste Bewegung vorne im Pit. Auch spielerisch war das alles gut und man merkte der Band an, dass sie bereits einige Jahre zusammen spielen. Und sympathisch waren sie nichts desto trotz ebenfalls.

Rantanplan heizten mit der Menge schon früh gut ein

Als dann nach Bier- und Raucherpause WIZO die Bühne betraten platzte das Roxy fast aus allen Nähten. Und gleich beim ersten Song ging es im Pit gut ab: Der Pogo zog sich über einen Großteil des vorderen Bereichs und auch weiter hinten wurden von sehr vielen Leuten die Texte mitgebrüllt. WIZO spielte sich in über eineinhalb Stunden durch sämtliche Hits ihrer jahrzehntelangen Bandgeschichte: Von Seegurke über Kopfschuss bis hin zu Kein Gerede war alles dabei. Die Setlist hat mich total überzeugt, auch, weil kaum neue Songs gespielt wurden. Nicht dass mir die neueren Platten nicht gefallen würden, aber die alten Songs haben live einfach eine enorme Durchschlagskraft und so war die Energie bei Kein Gerede oder auch Raum der Zeit am größten. Der Sound im Roxy war ebenfalls super und auch spielerisch haben „die alten Herren“ seitdem ich sie das letzte Mal gesehen habe (circa 2016?!) nicht nachgelassen.

WIZO überzeugten durch eine starke Setlist und viel Witz

Wie weiter oben schon angedeutet sparte die Band nicht an politischen Ansagen, die jedoch keinesfalls überzogen waren, sondern immer auf den Punkt und gut gewählt. Im Angesicht der dunklen Zeiten, die eventuell auf uns zukommen, gab das Konzert Kraft und Motivation, sich der braunen Suppe weiterhin in den Weg zu stellen. Das Ganze wurde mit viel Energie, Sarkasmus und Witz vorgetragen, so dass ich am Ende eines doch langen Abends zufrieden den kurzen Heimweg antrat. Genau so muss in meinen Augen ein WIZO-Konzert aussehen!

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– Playlist: Happy Release Day

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