Das Stage Bottles-Album We Need Each Other gehörte zu meinen Jahresfavoriten. Ich war deshalb sehr froh, ein „kleines“ Interview mit der Band beziehungsweise vor allem Olaf zu führen, der, wie ihr gleich merken werdet, einiges zu erzählen hat. Deshalb ohne große Umschweife zum Interview:
Hallo, liebe Stage Bottles. Es gibt euch jetzt 30 Jahre und ihr seid immer noch nicht leise. Eigentlich bräuchte man euch nicht mehr vorstellen zu lassen, aber versucht es mal trotzdem:
Die Stage Bottles wurden 1993 gegründet. Die anfängliche Besetzung rekrutierte sich aus dem engen Freundeskreis der antifaschistischen Skinhead-Szene. Zu dieser Zeit entbrannte ein harter Kampf in der Öffentlichkeit zwischen der sich als „original“ bezeichnenden Skinhead-Szene gegen die Nazi-Skinhead-Szene, um die ursprüngliche, nicht neonazistisch ausgerichtete Skinhead-Bewegung zu retten, bzw. wieder aufleben zu lassen. Zunächst war es die aktive Unterstützung und Beteiligung an SHARP (Skinheads Against Racial Prejudice), dazu kamen dann auch noch politischere Veranstaltungen der Ende der 90er Jahre gegründeten Skinhead-Gruppe RASH (Red And Anarchist Skinheads), sowie diverse skinheadunabhängige politische Veranstaltungen. Heutzutage spielen die Skinhead-Roots aber bei weitem nicht mehr die Rolle wie noch zu den Anfangszeiten der Stage Bottles.
Wir haben bereits viele hundert Konzerte gespielt – nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen Ländern Europas sowie Kanada, Weißrussland, Mexiko und Russland.
Veröffentlicht haben wir bislang 8 Alben, 4 Singles, eine Live-LP, eine Best-Of-CD sowie 3 Split-Singles mit Los Fastidios, Scrapy und No Respect. Zudem gab es viele, teils exklusive, Samplerbeiträge.
Ich persönlich hatte zudem auch eine Art Identitätskrise. Ich dachte, dass die Inhalte der Band nicht mehr mit meinem Leben in Einklang stehen…
We Need Each Other ist die erste Veröffentlichung seit 10 Jahren. (Unser Review hier). Was war da los? Wieso hat das so lang gedauert?
Das hat einige Gründe. Wir hatten mehrere Umbesetzungen an der Gitarre, was uns in unserem kreativen Tun etwas aufgehalten hat, da wir ja den jeweils neuen Gitarristen erst einmal mit dem aktuellen Set vertraut machen mussten. Corona hat natürlich auch eine große Lücke gerissen, da wir so eine Zwangspause einlegen mussten.
Dann kamen zwischenzeitlich, sicherlich auch bedingt durch die Abgänge altgedienter Gitarristen, Zweifel am Weiterbestehen der Band generell auf. In einer Band wir Stage Bottles kann nicht einfach jemand mitspielen, der „nur“ Musik machen will. Da muss sich schon mit den politisch-inhaltlichen Ansprüchen der Band identifiziert werden können, und man muss sich bewusst sein, dass es sogar mal gefährlich durch eine Bedrohungslage von Faschos auf den Konzerten werden kann. Zudem haben wir ein teils spezielles Umfeld (Fußball-Hooligans, Skinheads, Punks, Ultras), an das sich auch erst einmal gewöhnt werden muss, bzw. mit dem man dann doch ziemlich gleich zurechtkommen muss, wenn man bei uns einsteigt. Andere charakterliche Eigenschaften spielen natürlich auch eine Rolle, man hängt ja teilweise tagelang auf engstem Raum zusammen.
Ich persönlich hatte zudem auch eine Art Identitätskrise. Ich dachte, dass die Inhalte der Band nicht mehr mit meinem Leben in Einklang stehen, da ich mich eine zeitlang mehr um den „häuslichen Bereich“ gekümmert habe und eigentlich dachte, es sei angebracht, mal komplett zurückfahren zu müssen. Stage Bottles kann ich nur machen, wenn ich hundertprozentig dahinterstehe, sonst funktioniert das nicht. Wir „leben“ ja nicht nur von der großartigen Qualität unserer Musik, sondern auch von unserer Authentizität.
Und dann kommt natürlich hinzu, dass es auch eine Weile dauert, bis Songs ausgearbeitet und studioreif sind, danach kamen die Aufnahmen im Studio. Nach den Aufnahmen gab es dann eine Vorlauf- bzw. Vorbereitungszeit für die Veröffentlichung des Albums an sich. Das kostete auch nochmal neun Monate. Und plötzlich – Zack! – waren 10 Jahre vorbei.
Mit Fettfleck-Records seid ihr nun auf dem Label von Loikaemie gelandet. Wie kam es dazu und was verbindet euch mit Loikaemie?
Wir sind seit Jahrzehnten befreundet. Ich hatte mit Thomas auch Kontakt, als beide Bands, Stage Bottles und Loikaemie, eigentlich nicht mehr richtig aktiv waren. Gemeinsam haben wir dann irgendwie quasi zeitgleich die Kurve bekommen, wieder etwas Neues mit unseren Bands zu machen. Anfänglich kam sogar die Idee auf, für das Comeback beider Bands eine Split-LP zu veröffentlichen. Davon haben wir aber dann abgesehen, da beide Bands genug gutes Material hatten, um selbständig wieder auf sich aufmerksam zu machen und in der Szene wahrgenommen zu werden. So richtig weg waren wir ja eh nie, wie wir dann festgestellt haben.
In meinen Gesprächen mit Thomas ließ dieser dann durchblicken, dass wir die neue Labelplattform, die Loikaemie für ihre DIY-Absichten eingerichtet hatten, gerne auch für unser neues Album nutzen könnten. Dazu kam es, weil beide Bands mehr oder weniger von den teils gemeinsamen Labels aus der Vergangenheit nicht fair behandelt wurden, bzw. mutmaßlich sogar in einem nicht geringen Maße – besonders bezüglich der fehlenden Abrechnung und Überweisung der durch Streamingdienste generierten Einnahmen – finanziell abgezogen wurden. Das lag es nahe, so etwas zukünftig voll und ganz zu vermeiden zu wollen und alles DIY zu machen. Wir sind Loikaemie sehr, sehr dankbar, dass sie uns diese Möglichkeit gegeben haben. Ohne sie hätten wir das so bestimmt nicht aufgezogen, sondern vielleicht doch den Weg über ein Label genommen, dass dann überproportional an uns mitverdient hätte, und uns vielleicht sogar Verlagsrechte o.ä. abgezwungen hätte. Es fühlt sich so viel besser an, und es funktioniert. Was wir im Team, also nicht nur die Band, sondern auch andere Beteiligte, uns unterstützende Personen, unterschätzt haben, war der Arbeitsaufwand. Als Mitglied einer nicht-professionellen Band arbeitest Du ja auch noch „nebenher“. Das war monatelang Multitasking at its best, und ich kam einem Burnout nahe. Ein Wunder, das alles geklappt hat. Und es fühlt sich jetzt super an. Es ist aber auch wichtig für uns zu wissen, dass wir alle Erfahrungen, die wir jetzt beim ersten Mal gesammelt haben, beim nächsten Mal nutzen können. Dann weiß man wenigstens auch, wie man Aufgaben verteilen kann. Das war zuletzt nicht möglich, da es gar keine Vorstellung gab, was auf uns zukommt, und da immer mehr dazukam, was auch aus terminlichen Gründen gar nicht mehr delegiert werden konnte, da sofort reagiert werden musste. So blieb die meiste Arbeit an ein paar Personen hängen. Zwangsläufig. Die Zeit ließ es nicht zu, die anderen Bandmitglieder voll zu integrieren. Dass hat der Atmosphäre in der Band auch nicht immer gutgetan, da sich manch anderer übergangen fühlte. Aber wenn Du bis zum Anschlag beschäftigt bist, dann lässt Du die für die Aufrechterhaltung des Kernprozesses nicht unbedingt notwendige Kommunikation mit den nur indirekt Beteiligten weg. Wir beginnen gerade erst mit der Reflektion des Ganzen. Vorher waren dafür keine Ressourcen vorhanden.
Das Label existiert noch nicht besonders lange und ihr seid glaube ich auch das erste Signing. Hattet ihr da keine Angst?
Wie gesagt, Freundschaft und so, aber das war mit den Inhabern der Vorgängerlabels eigentlich auch so – dachten wir. Aber es handelt sich ja auch nur um die Label-Plattform, die wir nutzen. Einen kleinen Vertrag, der gewisse Ansprüche, von welcher Seite auch immer, von vorneherein ausschließt, haben wir aber auch abgeschlossen, um Missverständnissen vorzubeugen. Wir haben also aber nicht in dem Sinne bei einem Label einen Plattenvertrag abgeschlossen.
Kommen wir mal zur aktuellen Platte. Ihr habt zu jedem Song ein paar Erklärungen geschrieben. Von daher sind euch die Texte sehr wichtig, aber theoretisch könnte ich die auch jetzt einfach in das Interview klatschen. Habt ihr Angst falsch verstanden zu werden?
Sagen wir es mal, ich möchte, dass meine Texte in vollem Umfang so wahrgenommen werden, wie sie gemeint sind. Auf dem neuen Album sind mit One Man’s Terrorist Is Another Man’s Freedomfighter und A Clockwork Arsehole durchaus zwei Songs dabei, wo es galt, mögliche Missverständnisse von vorneherein auszuräumen. Zudem geht der Trend auch dahin, gar nicht mehr differenziert Texte aufnehmen zu wollen, sondern die Interpret*innen gleich in eine Schublade stecken zu wollen. Wir wollen nicht gerne in die falsche, oder allgemein in irgendeine Schublade gesteckt werden. Mit dem differenzierten Umgang mit Inhalten vermeidet man sowas. Wir geben hier gerne ein wenig Hilfestellung.
Bei dem Song A Clockwork Arsehole war es uns z.B. wichtig, nicht so rüberzukommen, als würden wir allen Leuten, die Alex in irgendeiner Form ikonisieren, unterstellen, dass sie auch bewusst Vergewaltigung, und Gewalt gegen Obdachlose und andere Menschen, gutheißen. In Frankfurt gibt es z.B. die klar linke und mit uns befreundete Ultra-Gruppierung „Droogs“. Eine Gruppe, der wir ganz sicher nichts Schlechtes unterstellen wollen.
Bei dem Song One Man’s Terrorist Is Another Man’s Freedomfighter wollten wir dem Missverständnis vorbeugen, dass wir Terrorismus generell eine geile Sache finden, und dass wir alles abfeiern, was uns irgendwie vorgaukelt, dass wir selbst eine durch und durch “revolutionäre Identität” haben, indem wir uns mit Terrorismus undifferenziert solidarisieren, auch wenn wir durchaus Gründe und Notwendigkeiten in gewissen Situationen nachvollziehen können. Wenn man sich heute umschaut, sieht man ja, wie sehr nach sinnloser Konfrontation durch Polarisierung geradezu gesucht wird. Daran wollen wir nicht teilhaben.
Was mir echt gut gefällt an der Platte ist ja, das sie recht Old-School klingt, sich neueren Einflüssen aber nicht verweigert. Wie schafft man es, nach 30 Jahren noch so frisch zu klingen?
Ich glaube es gibt tatsächlich einen Hauptgrund: nach dem „Überleben“ von persönlichen Krisen und den Krisen in der Band, vor allem nachdem man ja zwischenzeitlich die Band eigentlich schon beerdigt hatte, ist es irgendwie wie eine Neugeburt, wenn man dann weitermacht und merkt, es funktioniert doch noch. Wie zuvor gesagt, ich persönlich kann das generell nur mit einem authentischen Gefühl tun. Das ist wiedergekommen. Und daraus resultiert dann auch, dass man wieder richtig Bock darauf hat. Zum anderen habe ich es in meiner persönlichen Krise geschafft, Stage Bottles wieder in meine Realität einzubetten. Zur allgemeinen Lebensrealität gehört dann auch, mit der Band nicht nur einen Soundtrack für die ja ach so geile früher-war alles-cooler-auch-der Punk-und-Oi! -Zeit zu schreiben, sondern einen Soundtrack für die Gegenwart. Deshalb kein pathetisches Besingen alter Zeiten, deshalb kein Festhalten nur am alten Sound.
Herausstechend ist sicherlich der Song mit Moscow Death Brigade. Wie kam es zu dieser (musikalisch) doch recht ungewöhnlichen Kollaboration?
Ich habe Anfang der Neunziger Jahre meine ersten professionelleren Erfahrungen in Bezug auf Musikmachen im Punkbereich in England als Saxofonist bei der Band Blaggers ITA gesammelt. Diese Band entwickelte sich von einer Oi!/Punk-Band hin zu immer mehr musikalischer Offenheit. So kam z.B. irgendwann ein zweier Sänger, der nun Hip-Hop-Parts übernahm, dazu. Die Blaggers ITA haben mich nachhaltig geprägt. Von daher war mir sofort klar, als ich die Idee für die Musik hatte, zu der Bass-Hook passt und gehört Hip-Hop-Gesang. Zunächst dachte ich eben an den ehemaligen Hip-Hop-Sänger der Blaggers, zu dem ich noch Kontakt habe. Das wäre aber nahe am Rumwühlen in der Vergangenheit gewesen (siehe oben), so dass Moscow Death Brigade als aktuell angesagte Band mit dem passenden politischen Background besser passte. Stage Bottles und Moscow Death Brigade haben schon öfter gemeinsam auf der Bühne gestanden, ich habe schon oft bei dem ein oder anderen Lied bei denen auch mal als Gast am Sax fungiert. So lag es nahe, Moscow Death Brigade zu fragen, ob sie Lust darauf haben. Hatten sie. Sehr große Lust sogar, als sie das Grundgerüst des Songs gehört hatten. Die Musik wurde vollständig von mir geschrieben, auch der Titel You’ll never stop us kommt von mir, der restliche Text, der eigentlich auch ein Besingen der Freundschaft beider Bands ist, aber auch das gesamte politische Umfeld der beiden Bands nebst Zuhörer*innen mit einschließt, stammt von Moscow Death Brigade selbst. Wir finden es richtig gut, dass wir so einen Song auf dem neuen Album haben. Genauso gut finden wir, dass darüber in Oi!-Foren gelästert wurde. Wenn sich solche Holzköpfe davon provozieren lassen, selbst Schuld. Ich rede hier nicht von Geschmacksvorgaben unsererseits, denn nicht jedem/jeder kann und muss dieser Song gefallen. Wenn Du dann aber als sowas wie ein Verräter der Skinhead-Szene bezeichnet wirst – allerdings nie so intensiv, dass es in irgendwelche Drohungen ausartete –, weil Du Hip-Hop-Elemente in deiner Musik verarbeitest, dann kann ich mit diesen Leuten und ihrer kleinen Welt nur leicht arrogantes Mitleid haben, und froh sein, dass unsere Welt scheinbar größer ist, und wir freier sind.
A Clockwork Arsehole fand ich auch deshalb bemerkenswert, weil ich in meiner Jahres-Top-Liste zufällig zwei Alben mit Clockwork Orange-Bezug drin hatte (hier zum Jahresrückblick). Eure und Stomper 98, das sind schon zwei sehr unterschiedliche Ansichten. Auch wenn ihr viel dazu im Booklet geschrieben habt (Ok, die Phrase sollte ich mir für spätere Fragen merken), erklärt es doch noch mal unseren Lesern?
Deiner Frage entnehme ich, dass Du den Text von „Schatten der Nacht“ ähnlich aufgenommen hast wie ich. Nun habe ich aber vorsichtshalber Kontakt zu Sebi aufgenommen, obwohl ehrlich gesagt kein Zweifel für mich bestand, dass der Text von Stomper 98 genau in die andere Richtung geht, als es unser Text tut. Sebi wehrt sich vehement dagegen und erklärte mir, dass er eher in dieselbe Richtung geht und die Oberflächlichkeit der Szene im Umgang mit manchen Sachen thematisiert, sie ließen in ihren Texten für die Hörer*innen einfach auch Interpretationsspielraum. Mehr möchte und kann ich dann auch nicht dazu sagen, zumindest soweit es Stomper 98 betrifft.
Ein kleiner Einschub sei hier erlaubt: Ja, ich hatte das Gefühl, das er in eine etwas andere Richtung geht, jetzt aber nicht unbedingt eine Glorifizierung beinhaltet. Letztlich zielte die Frage auch nicht unbedingt auf einen Beef der beiden Bands ab, obwohl ich (wie die Shitlers) finde, dass im Punk nicht genug gedisst wird. Es sind eben zwei unterschiedliche Herangehensweisen, die jeweils ihren eigenen Reiz haben. Der Titel von Stomper 98 zielt ja eher auf eine Gesellschaftskritik ab, während der Text von Stage Bottles eher eine Szenekritik beinhaltet.
Ich gehe jetzt nicht auf konkrete Beispiele ein, aber jede/r hat bestimmt selbst schon mitbekommen, was ich hier jetzt schildern werde.
Das generelle Problem, dass aber bei anderen Bands und Gruppen, die irgend ein Element von Clockwork Orange als Symbol für irgendetwas nehmen: hätte es sich in der Story um z.B. irgendwelche Hippies oder generell um eine Gruppe Personen gehandelt, die vollkommen anders aussehen und aus einer vollkommen anders wahrgenommenen Lebenswelt kommen als die, die das als subkulturelles Publikum begeistert konsumieren, oder hätten Sie gar einem Kind etwas angetan, dann würden wohl alle, die es jetzt nicht tun, sofort gemerkt haben, dass es sich um unsympathische, gefährliche Figuren handelt. So aber wird ohne nachzudenken die verklärte Ikonisierung dieser Arschlöcher als Symbol einer wie auch immer begründeten und gelebten eigenen Unabhängigkeit mit ausgestreckten Mittelfinger gegenüber dem Rest der Welt abgefeiert. Pure Asozialität wird in diesem Zusammenhang oft inhaltslos und mit Phrasen als erstrebenswert dargestellt.
Das Anliegen unseres Songs ist aber nicht anzuklagen, sondern vielleicht die Augen zu öffnen. Teils auch aus ganz egoistischen Gründen: ich möchte nicht in der Welt, in der ich mich einigermaßen wohl fühle, also die subkulturelle Szene (Punk, Skinhead, Fußball), andauernd mit dieser Art des Abfeierns von ekelhaftem Verhalten konfrontiert werden. Ich möchte auch nicht wirklich gerne Leute in diesem Rahmen mit Vergewaltiger-Pimmelnase auf der Bühne stehen sehen, ohne jetzt einen aktuellen Bandnamen nennen zu wollen. Und die meisten Frauen finden das bestimmt auch nicht so geil, sagen aber irgendwie nix, oder haben schon aufgegeben. Zumindest möchte ich das Gefühl haben, dem in dieser, meiner Welt Rechnung zu tragen, indem ich Kritik daran äußere. Es ist ja für mich auch ein Rückzugs-und Wohlfühlraum. Nicht aber, wenn andauernd Mörder, sinnlose Gewalttäter und Vergewaltiger ikonisiert werden. Da frage ich mich vielleicht dann auch mal im falschen Moment, was fehlt bei diesen Leuten sonst noch, kann man die überhaupt ernst nehmen und was mit denen anfangen, oder kann man nur mit denen Saufen und unkritisch irgendwas konsumieren? Da habe ich keinen Bock drauf. Deshalb ist es für Stage Bottles sinnvoll, da einen Diskurs zu eröffnen. Die ersten Leute aus unserem Umfeld haben bereits erzählt, dass sie ihre Clockwork Orange-Poster abgehängt haben. Es ist also klar, dass viele es besser können, gar nicht so blöd und böse sind, wie, nähme man sie wörtlich, sie sein müssten, fänden sie Alex und die anderen geil für das, was sie wirklich sind. Deshalb auch der Erläuterungstext im Booklet. Wir wollen niemanden mit einer zu weitgehenden Bewertung verurteilen, wir sagen aber, was wir dabei fühlen, das müssen die anderen genauso ertragen wie wir ständig ihre pubertär anmutende Oberflächlichkeit. Das gehört für uns zum Umgang mit der Realität. Ich möchte auch nicht unterschlagen, dass ich zwar nie Clockwork-Orange-Fan war, aber bis vor noch nicht allzu langer Zeit durchaus auch anfällig war für Verklärung von Gewalt war: mein früherer Hooliganismus, wie ich ihn gelebt und empfunden habe, schlägt irgendwie in dieselbe Kerbe. Das war auch identitätsstiftend, ohne dabei zu sehen, dass das auch mal auf Kosten anderer ging, die es vielleicht in dem Maße nicht verdient hatten. Hat sich oft echt geil angefühlt, gebe ich zu. Machtgefühle eben. Es war ja auch quasi „kulturell“ in einem Großen und Ganzen eingebettet, wirkte daher also legitim. Das ist es auch, aber eben nur bis zu einem gewissen Maß. Das zu erkennen und Teile seiner selbst damit aufzugeben, ist kein leichter Schritt. Zudem ist Vernunft natürlich in der Regel auch langweiliger, als einfach mal stumpf auf die Kacke zu hauen. Hat natürlich für einige Leute den Anstrich des „Spielverderbens“, „Nestbeschmutzens“, des „überflüssigen Stress-Machens“. Aber ich habe ja gesagt, warum uns das ein Anliegen ist. Wir wollen das auch nicht zu hoch hängen und eine Art „Kreuzzug“ starten, dennoch sind wir uns sicher, dass die Ikonisierung dieser Figuren im realen Leben auch einige gewalttätige Umsetzungen zur Folge hatte, wegen der reale Menschen schon gelitten haben, vor allem wehrlose Obdachlose hat es da ja wohl erwiesenermaßen schon des Öfteren erwischt.
Bei Dangerous World habt ihr einen kleinen Kinderchor eingebaut. Sagt doch mal etwas dazu:
Zunächst passt das thematisch: im Text geht es um die Ambivalenz unserer aller Zukunft, aber natürlich noch mehr um die, die noch mehr ungewisse Zukunft vor sich haben. Und das sind die nachfolgenden Generationen. Umwelt und Despotismus religiöser Fanatismus und Rechtsruck allerorten. Fühlt sich wirklich nicht so gut an, und ich mache mir wirklich Gedanken, wie die Zukunft für die jüngeren Generationen verlaufen mag, im schlimmsten Fall sogar schon absehbar – siehe Umwelt – enden könnte. Daher war es wirklich ein Geschenk, dass es sich ergab, dass wir der nachfolgenden Generation im Lied irgendwie eine Stimme geben konnten. Geplant war das vorher gar nicht, ich sollte eigentlich auch „the next generation“ singen. Als wir dann aber im Studio waren, musste unser Gitarrist Holger seine drei Kinder mit ins Studio nehmen, da sie nicht allein zu Hause bleiben sollten, gerade an dem Tag, wo die Backing-Vocals aufgenommen wurden. Da ging uns ein Licht auf, dass das ja zufällig hervorragend passt. Und diese Kinder sind auch noch zweisprachig aufgewachsen, also Englisch/Deutsch, was die englische Textzeile sehr authentisch klingen lässt. Wir sind sehr glücklich über dieses Element.
One Man’s Terrorist Is Another Man’s Freedom Fighter entstand vor dem Angriff der Hamas auf Israel. Aber Terrorismus war auch davor schon ein Reizwort. Eure Aufzählung endet im Text mit der Gründung der ETA. Ich will jetzt gar nicht 75 Jahre Terrorismus aufzählen, aber wo zieht ihr die Grenze? Was ist legitimer Protest, was nicht? Seht ihr den Text immer noch so? Auch die Hamas sieht sich ja als „Freedom Fighter“ und das ist ja auch keine gänzlich neue Entwicklung.
Mir ging es in dem Text vorwiegend um die Tatsache, dass auch sogenannte demokratische Staaten durchaus selbst Gewalt auf verschiedenste Art ausüben, dann aber für sich in Anspruch nehmen, immer auf der moralisch richtigen Seite zu stehen, ohne historische Kontexte oder auch aktuelle Kontexte zu reflektieren. Auch auf Demonstrant*innen eindreschen, wie beim G7-Gipfel in Hamburg, erscheint vielen legitim, da das Ausbeutungsinstrument G7 ja sogar rechtlich als voll und ganz legitim unterhinterfragt bleiben soll. Für mich ist das eine gewalttätige Reaktion von Menschen auf Menschen, die ihnen nicht passen. Egal auf welcher Seite, so funktioniert auch Terrorismus, mal nachvollziehbar, mal nicht nachvollziehbar.
Uns geht es in dem Song vor allem darum darzustellen, dass wir Ursprünge ganz bestimmter Widerstandsbewegungen nachvollziehen können, und dass wir dabei die Bigotterie auch unseres westlichen Gesellschaftssystems anklagen wollen und die Paradoxie vieler Argumentationen vor Augen führen wollen. Denn ist man im in diesem System radikal moralisch und möchte sich von der Unmoral befreien, ist eine Kriminalisierung die Folge, da die Unmoral vom System selbst geschützt wird. Stichwörter strukturelle Gewalt, immer noch vorhandener Nationalismus und Abschottung, usw., usw. Dieses System setzt ja z.B. ernsthaft koordinierte Mittel ein, um Leute daran zu hindern, im Mittelmeer nicht zu ertrinken, bzw. um Leute daran zu hindern, Leute vor dem Ertrinken zu retten. Brutal.
Aber wir wissen auch, dass Widerstandsbewegungen und revolutionäre Bewegungen irgendwann die Bodenhaftung verlieren und sich in Befindlichkeiten verlieren können. Wir wissen, dass es auch viel zu viele Opfer gibt, die überhaupt nichts wirklich mit der Sache an sich zu tun haben. Die Textzeile „Never forget those who died by being victims for no reason“ soll bezüglich auch aller genannten historischen Beispiele dafür sorgen, dass nicht alles legitimiert wird, was Menschen – auch mit einem begründeten Hintergrund – anrichten. Dennoch ist es ein heißes Pflaster, auf dem man sich mit diesem Thema bewegt, denn daraus ergibt sich, dass es Menschen gibt, die zurecht umgebracht wurden. Das kann auch schnell zynisch wirken, ich weiß. Für das Dritte Reich zumindest wird das als legitim angesehen, wenn die Resistance deutsche Besatzer umgebracht hat. Für mich eine Notwehrhandlung, was auch in der aktuellen offiziellen Doktrin in Deutschland nicht angezweifelt zu werden scheint.
Bezüglich Israel und Gaza: hier kann man leider auch in der linken Szene vom Glauben abfallen. Sehen wir uns an, wer sich ausschließlich mit den Palästinensern solidarisiert. Viele Freunde aus dem Ausland von mir, vor allem aus dem spanisch Sprechenden Raum, und auch aus dem Irland-affinen Spektrum. Die Sympathisanten des irischen Befreiungskampfes scheinen immer noch nicht gemerkt zu haben, dass die Hamas nicht mehr die PLO, die mit der IRA zusammengearbeitet hat, ist. Abgesehen davon hat die PLO auch wirklich sinnlos gemordet. In der PLO spielte Religion aber bei weitem nicht die Rolle wie bei der Hamas. Es wird total ausgeblendet, dass die Hamas 1200 sogar liberale Menschen, einfach abgeschlachtet hat, dass die Hamas Frauen verachtet, zuriefst homophob und undemokratisch ist. Wird alles ausgeblendet, nur um die eigene Pseudo-Identität eines Revolutionärs/Revolutionärin irgendwie zu bestärken und aufrechtzuerhalten. Wir mögen in Deutschland wesentlich sensibler bezüglich Antisemitismus sozialisiert worden sein, deshalb haben wir tatsächlich vielleicht ein besseres Gespür dafür. Das Bild des „Juden, der Geld scheffelt“ spiegelt sich für mich in sogenannten linken antikapitalistischen Weltbildern immer wieder wider. Warum interessieren sie sich so sehr ausgerechnet für diesen Konflikt und vor allem warum solidarisieren sie sich so auch mit der Hamas und blenden die Komplexität des Konflikts total aus, und ergreifen für einen Haufen Psychopathen, denen die Bevölkerung, die angeblich befreit werden soll, komplett scheiß egal ist, und die nur als Instrument bis zum Tod missbraucht wird? Weil sie irgendetwas gegen „Juden“ zu haben scheinen. So ganz allgemein offenbar, denn sonst würde wahrgenommen werden, dass die israelische Bevölkerung alles andere als politisch heterogen ist, und dass es genauso viele Menschen gibt, die es nicht auch nur ansatzweise verdient haben, terrorisiert zu werden, wie überall sonst auf der Welt. Aber hier trifft natürlich die Aussage des Songtitels zu: einige „Linke“ sehen in der Reaktion der Hamas einen Freiheitskampf, für mich sind das Terroristen, die nur ihre eigenen Ziele verfolgen. Und das ist wesentlich: Terroristen sind die, die Gewalt zum Erhalt oder Erlangen von Macht für eine kleine, egoistische, asoziale Gruppe ausüben. Ich wage aber auch zu behaupten, dass Israel durchaus auch schon Staatsterror gegen Palästina ausgeübt hat, und sei es z.B. nur die gewaltsame Durchsetzung von illegalen Siedlungen (die allerdings auch schon von Israel selbst geräumt wurden). Jetzt mal ganz unabhängig vom historischen Kontext. Der historische Kontext gibt im Übrigen für mich keinen Freibrief für jede Art asozialen und gewalttätigen Vorgehens. Vielleicht ist auch das das Problem, dass viele Menschen das anders sehen, nur aufgrund des historischen Kontextes. Auch hier muss mit der Zeit gegangen und entsprechend beurteilt werden.
Sollte jetzt jemand denken, ich rede auch irgendwie um den heißen Brei herum, dann ist das zwar eine Unverschämtheit (Zwinkersmily), aber es stimmt auch ein bisschen. Dadurch, dass ich mich seit Jahrzehnten in der links-politischen Szene in Europa bewege, vor allem auch durch meine Zeit in England, wodurch ich auch Menschen kennengelernt habe, die einmal durchaus eng mit dem irischen Freiheitskampf zu tun hatten, auch durch meine Kontakte ins Baskenland, die mit dem baskischen Freiheitskampf zu tun hatten, habe ich solidarische Gefühle, die vielleicht auch ein wenig die Grenze der Objektivität überschreiten. Allerdings wollten beide Bewegungen auch Gesellschaftssysteme einrichten, die ganz klar links und am Sozialismus orientiert waren. Das kommt als ganz wichtiger Sympathie-Faktor für mich hinzu und hat von daher auch mit mir indirekt zu tun. Es handelte sich um antifaschistische, anti-imperialistische Bewegungen. Und zudem bin natürlich auch ich immer für eine gewisse revolutionäre Sozialromantik anfällig gewesen, und fühle mich mit diesen Bewegungen, oder vielleicht mehr mit den darin ehemals involvierten Personen, im gewissen Maße immer noch verbunden. Ich rede hier aber nicht von Mörder*innen!
Diese alten Kontakte sind eine wesentliche Inspiration zu dem Song gewesen. Da beziehe ich mich ja auch nur auf historische Konflikte, die ich aufgrund dessen, dass sie irgendwie in der Form vorüber sind, besser beurteilen kann. Es soll in keinster weise zu Mord und Totschlag aufgerufen werden. Aktuell gäbe es für mich keine Freiheitsbewegungen, die irgendwie meine Lebenswelt betreffen, und mit denen ich mich so solidarisieren müsste, dass es im Lied zur Sprache bringen wollen würde. Da hätte dann auch schnell das Missverständnis aufkommen können, dass der Text aktuell und konkret zu Terrorismus und Mord aufruft. Das ist absolut nicht die Absicht des Liedes. Der Schwerpunkt liegt ganz woanders, wie eingangs bereits gesagt.
Open the Door handelt von Leuten in der Szene, die sich nicht verändern und oft auch jüngere diskriminieren. Wer ist derzeit für euch die Jugend, die ihr unterstützt? Welche neuen Bands haben euch beeindruckt? Welche Initiativen findet ihr gut?
Das Lied geht nicht konkret darum, bestimmte Organisationen zu unterstützen. Es geht mehr um eine individuelle Haltung, um Selbstreflektion. Es ist mehr ein Tipp, um eben nicht in die Situation zu kommen, als älterer Mensch abgehängt zu werden, oder sich von seinen Kindern und deren Lebensrealität zu entfremden. Auch langweilt mich diese Eindimensionalität mancher Menschen, die ich eigentlich gern habe, und mit denen ich aber mehr anfangen könnte, wenn sie ihren Horizont weiter öffnen würden und nicht nur in der „glorreichen“ Vergangenheit hängen blieben. Zudem ist es manchmal wirklich fremdschämenswert, wie manche Leute sich für die Größten halten und glauben Arroganz ausstrahlen zu können, nur weil sie sich in der Subkultur irgendwie einen Namen gemacht haben und dabei vollkommen aus dem Blick verlieren, was um sie herum in der Welt passiert, wie klein sie in dieser großen, komplexen Welt eigentlich wirklich sind, und wie Leute wirklich sind, wenn sie etwas wirklich Großartiges Schaffen, eben auch außerhalb „der Szene“. Wenn ich solchen Leuten begegne weiß ich manchmal gar nicht, wie ich mit ihnen umgehen soll. Ich möchte sie nicht vollklugscheissen, und nicht jede/r hat das Glück mit einer Band oder anderen Dingen den Bezug zur Gegenwart und zur Realität immer wieder auch sichtbar herstellen zu können. Aber ich merke, wie ich dann manchmal etwas auf Distanz gehe, weil es einfach viel spannendere Menschen gibt als die, die ich oben beschrieben habe. Verletzen möchte ich aber auch niemanden, der/die vielleicht auch gar nicht die Ressourcen hat, so mit allem umzugehen zu versuchen, wie ich/wir das tun. Schwieriges Thema, der Song ist als Denkanstoß gedacht.
Und in der Frage zu Moscow Death Brigade habe ich ja schon gesagt, dass wir mit eben diesen Kooperationen, also auch mit jüngeren, angesagten Bands, uns selbst in der Gegenwart positionieren wollen. Das Leben ist kein Theaterstück.
Ein Video zum Titeltrack habt ihr gedreht. Erzählt mal was darüber. Werden noch weitere folgen?
Ja, natürlich lassen wir es uns nicht nehmen, ein Video für You’ll never stop us (MDB) zu machen, da sich das gut streuen wird und auch der Song geil ist.
Auch mit einem Video für Power Psycho haben wir schon begonnen.
Wir könnten uns das alles gar nicht leisten, wenn wir in unserem Umfeld nicht so tolle, motivierte Leute hätten, die Profis sind, bei uns aber nicht aufs Geld schauen. Wir könnten aber zum Beispiel keine großartigen Kulissen o.ä. dafür bauen lassen. Insofern bleibt es „Low Budget“.
Wie ist insgesamt die Szene so in Frankfurt? Mir fallen eigentlich an aktiven Bands nur Tankard (gut, weder Punk noch Oi!), ihr, die Strassenjungs und ACK ein. Und natürlich diese eine Band mit dem „Ö“ im Namen 😉
Na ja, es gibt noch Rumble De Luxe, Violent Times, die Copy Cats und bestimmt noch andere Bands, die ich noch nicht kenne. Die linke Szene macht ja auch viel Hip Hop mittlerweile. Die Szene ist gut, solange man die entsprechenden Leute und Kneipen, und am besten dann noch die Leute, die diese Kneipen betreiben, selbst kennt. Viel vermischt sich hier mit Punk und Fußball, aber so richtig klassische Punkkneipen haben wir nur bedingt. Es finden kommerziellere Punk-Konzerte in diversen kommerzielleren Läden statt, wir haben aber auch z.B. die AU, ein seit 40 Jahren besetztes Haus, oder das Café Exzess, wo viele Konzerte stattfinden. Wiesbaden und der Schlachthof sind so nah, das sollte man auch hinzuzählen.
Aber eine klassische Punkszene mit einem quasi eigenen Stadtteil wie in Hamburg oder Berlin haben wir hier nicht, auch wenn Frankfurt durchaus eine beeindruckende Punkhistorie und generell linke (Studierendenbewegung, Hausbesetzer*innen-Szene, etc.) Geschichte hat.
Neben der Musikszene seid ihr auch schwer in der Fußballszene unterwegs. Wie sieht es da aus? Auf dem neuen Album ist mit Let the Antifascist Ball… ja auch ein Song drauf.
Ja, Stage Bottles waren schon immer auch fußballaffin. Ich habe seit Jahrzehnten tieferen Einblick in die Fußballszene allgemein, und Stage Bottles haben ja auch mit daran gearbeitet, dass sich auch linke Gruppen anfingen, im Stadion als Reaktion auf rechte Umtriebe zu positionieren. Das war lange eine gute Entwicklung. Aber auch hier ändern sich die Leute, neue Generationen kommen. Und Fußball ist nun mal auch ein Phänomen, dass von Massenfaszination und deren Dynamik lebt. Diese Ästhetik, und auch die schon in den 80gern von toxischer Männlichkeit geprägte Szene, ist anfällig für faschistoide Ausprägungen. Z.B. habe ich neulich mit einem Ultra aus Frankfurt gesprochen. Hier findet teils eine Entpolitisierung in der Ultra-Szene statt. Ein Grund, der dafür genannt wurde war, dass man sich Anfang der 90ger Jahre gerne links gab, weil es gegen den Mainstream war. Heute haben wir eine „linke“ Regierung, da erscheint es einigen eher als angepasst, auch links zu sein. Und kein Ultra ist Ultra, weil er/sie gerne angepasst ist. Im schlimmsten Fall ist man als Nazi am unangepassten. Solche Aufkeimenden Tendenzen, bzw. auch deren schon vorhandene Auswüchse natürlich, müssen ständig im Auge behalten werden und es muss darauf reagiert werden. Auch hier betrifft es eine Lebenswelt, in der wir verkehren, da gilt es, mal ganz abgesehen von den anderen Gründen, solche Leute allgemein zu bekämpfen, die eigene Hood frei von Elementen zu behalten bzw. zu machen, die in einem Ekel, Unbehagen und auch Aggressionen wecken. Ich will sie einfach nirgends sehen, und da wo ich präsent bin, kann ich daraufhin wirken. Zum Beispiel mit so einem Lied. Und es soll denen, die das tun, auch Kraft geben, und sie darin bestärken, das weiterhin zu tun.
Ok, ist für das Jubiläum eigentlich noch etwas geplant? Wie sind die weiteren Pläne?
Das Jubiläums-Konzert hat am 16.12.2023 bereits stattgefunden. Unser neues Album wurde in Eigenregie pünktlich veröffentlicht. Das reicht erstmal. Jetzt wird einfach auf den Konzerten gefeiert und sich gefreut, dass wir nach 30 Jahren immer noch voll am Start sind. Aber es wird sicher irgendwann wieder Neues von uns zu hören sein.
Und zum Abschluss habt ihr noch einmal das Wort.
Danke für das gehaltvolle, gut vorbereitete Interview!
Olaf
Würd mich ja mal für Olafs Hool History interessieren. Soweit ich weiß, ist er Fortuna Fan. Und deren Hools sind ja bekanntlich ganz rechts außen. Passt schon mal nicht zu seinem Antifaschismus. Und mit seinem Körperbau dürfte er heute wohl nicht mal mehr die Kamera beim Wiesen Picknick halten…Und es heißt „80er“ und „90er“, oder was soll Achzigger sein? Aber schön gegendert (Habe meine Zweifel, dass der Olaf an den entsprechenden Stellen auch immer gegendert hat…)
Hallo, zunächst einmal: die Antworten wurden bis auf kleinere Rechtschreibfehler ganz genauso wiedergegeben wie ich sie bekommen habe. Zum Komplex Fußball hat er 2019 der frankfurter Rundschau ein interessantes Interview gegeben: https://www.fr.de/kultur/musik/olaf-rueger-stage-bottles-ich-werde-mich-deutschen-gesellschaft-identifizieren-13217966.html außerdem hier: http://www.505crew.de/interviews.php?subaction=showfull&id=1121276755&archive=&start_from=&ucat=9&
Wow danke!!! Geiles Interview!!!!