Mitte/Ende der 90er und Anfang 2000 war meine Hardcore-Zeit. Bands wie Rykers, Warzone, Biohazard und Madball waren für mich, neben meinem treuen Weggefährten Punk, allgegenwärtig. Aber auch Bands wie Pantera, Prong und Sepultura waren seinerzeit von mir gern gehörte Genrenachbarn, auf die ich später noch einmal zurückkommen werde.
In den frühen 2000ern verlor sich dann aber zusehends der verbindende Faden zwischen mir und Hardcore. Ein Grund dafür war u.a., dass die Shows mehr und mehr Tough-Guy durchseucht waren und meine bis dato geliebten Bands schien dieses nicht wirklich zu interessieren. So konnte man eine NYHC-Show, zumindest vom Publikum her, manchmal kaum noch von einer Beatdown-Show unterscheiden. Das kotzte mich so an, dass ich kaum noch auf HC-Shows ging. Klar war hier und da mal eine Bane-Show oder dergleichen drin, aber das kam doch eher selten vor und so verloren wir irgendwie den Faden zueinander.
Aber manchmal will es das Schicksal ja auch, dass man noch eine zweite Chance bekommt und die wurde bei mir u.a. mit dem Debütalbum von Drain, aus dem Jahr 2000, eingeläutet. California Cursed (Review) machte mich wieder hungrig auf neue Hardcore-Bands und so beobachte ich Bands wie z.B. End It! mit euphorischer Neugierde.
Mindestens ebenso neugierig war ich auf das zweite Studioalbum von Drain, welches nun am 5. Mai 2023 das Licht der Plattenläden erblickt hatte.
Wobei die Euphorie der Neugierde bisschen die Show stahl, schließlich wusste ich durch die vorab veröffentlichten Tracks Evil Finds Light und FTS (KYS) ja bereits, dass mich das Album auf keinen Fall enttäuschen wird.
Ich hoffe, dass diese Platte jemandem Hoffnung gibt, wenn er sie hört. Dies ist der Soundtrack der Beharrlichkeit und der Menschen, die die Neinsager in ihrer Welt und in sich selbst überwinden. Ich kann es kaum erwarten, diese Songs zu spielen und einen Raum voller Menschen zu hören, die uns zurücksingen. Wir sind das, was der Titel sagt: der lebende Beweis.
Diese Worte von Sänger und Strahlemann Sam Ciaramitaro zeigen wunderschön auf, welche Sympathie und Positivität bei den Jungs aus Santa Cruz stetig mitschwingt und ich finde es schlichtweg genial, wie es Drain auch auf Living Proof wieder schaffen, diese Grundhaltung in ein solch schweres Gewand von Härte und Brutalität zu packen. Ebenso wie diese Grundeinstellung sind auch wieder die tiefen und thrashigen Riffs mit an Bord, die das Schlagzeug förmlich vor sich herzutreiben scheinen. So ist Drain nicht nur Hardcore, sondern am Ende doch viel mehr. Das beweisen sie nicht nur durch ihre groovige Grundhaltung, die mich hier und da auch an Pantera und D.R.I. erinnert, sondern auch durch den Mut zur Lücke, das Album zwischendurch mal von Tracks wie sprechgesangliche Intermission oder dem Descendents-Cover Good Good Things aus den Rahmen fallen zu lassen.
Fazit:
Mit Living Proof überraschen Drain nicht wirklich, denn sie machen dort weiter, wo sie mit California Cursed aufgehört haben. Aber das müssen sie auch gar nicht, denn trotzdem kommt ihr Sound weiterhin mehr als erfrischend daher und bläst mit ihrer harten Groovelastigkeit den Staub vom althergebrachten Hardcore.
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DRAIN – LIVING PROOF (2023)
- Run Your Luck
- FTS (KYS)
- Devil’s Itch
- Evil Finds Light
- Imposter
- Intermission (feat. Shakewell)
- Weight Of The World
- Watch You Burn
- Good Good Things
- Living Proof
DRAIN – SOMMER-TOUR 2023
03.08. – Wacken, DE @ Wacken Open Air
04.08. – Czaplinek-Broczyno, PL @ Polandrock Festival
05.08. – Duffel, BE
07.08. – Leeds, UK @ Brudenell Social Club
08.08. – Bristol, UK @ Exchange
09.08. – London, UK @ New Cross Inn
10.08. – Paris, FR @ Glazart
11.08. – Courtrai, BE @ Alcatraz Festival
12.08. – Villmar, DE @ Tells Bells Festival
13.08. – Bochum, DE @ Die Trompete
15.08. – Saarbruken, DE @ Garage
16.08. – Vicenza, IT @ Bocciodromo
17.08. – Dudingen, CH @ Bad Bonn
18.08. – Dinkelsbühl, DE @ Summer Breeze Open Air
19.08. – Eindhoven, NL @ Dynamo Metalfest
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