Laura Jane Grace veröffentlicht am 16. Februar 2024 ihr drittes Solo-Album Hole In My Head. Darauf finden sich elf Songs mit tiefgehenden nahezu lyrischen Texten im angenehm warmen Folk-Punk-Gewand mit teils dreckiger Punk-Attitüde – und natürlich der prägnanten Stimme.
Die Sängerin scheute sich noch nie vor schwierigen Themen und beweist auch auf ihrem neuesten Werk ein gutes Händchen für bedeutungsvolle und prägnante Texte. Denn Geschichten hat sie definitiv zu erzählen und macht das auch wunderbar. So spricht sie von großen Gefühlen, Veränderung, Hoffnung und auch Wehmut. Sie erinnert sich, verarbeitet und blickt vor allem optimistisch nach vorne. Dadurch sind ihre Texte natürlich sehr persönlich und vor allem emotional stark und verletztlich zugleich.
Die elf Stücke sind allesamt sehr kurz gehalten. Und so kommt die Laufzeit auf ca. 25 Minuten. Doch die haben es absolut in sich und sind sehr vielseitig. Vom schnellen dreckig-punkigen Opener Hole In My Head zum 50er/60er Rock-Sound im Stile von Musikern wie Jonathan Richman und Dion im beschwingten I’m Not A Cop. Denn schrille Gitarrenrhythmen und Stakkato-Harmonien prägen das Stück und finden sich im Folgenden immer wieder als Inspiration für den Sound das Albums.
Reduzierte und doch sehr kraftvolle Songs
Stark sind auch Songs, die gleichzeitig reduziert und kraftvoll sind wie Dysphoria Hoodie und Hard Feelings. Dysphoria Hoodie ist ein nachvollziehbares Bild, das laut Laura Jane Grace zumindest jede Trans-Person sehr gut kennt. Denn es geht hier um den großen Lieblings-Hoodie, in den man sich vergräbt um die Körperformen zu verbergen. Er bietet sofortigen Schutz vor der Außenwelt wenn die Unsicherheit über die eigene Person zu groß und die Stimmen im Kopf zu laut werden. Dabei zeigt Musikerin mit Bildern wie diesen dass sie ihr Handwerk als Songwriterin verfeinert hat und auf Details achtet.
Und auch die ruhigen und sehr reduzierten Stücke wie Cuffing Season und Give Up The Ghost gefallen mir besonders gut. Leichte Melodien und darüber der kräftige Gesang bilden die Basis für Ohrwurmpotential. Mein persönliches Highlight ist ein Song, der durch einen metronomisch dahingleitenden Bass-Sound definitv hervorsticht: Mercenary lebt von diesem Bass-Spiel und Graces klarem Gesang darüber und der Harmonie, die sich daraus ergibt. Drive By Trucker’s Bassist Matt Patton steuert bei mehreren Stücken Bass und Begleitgesang bei und rundet mit seiner Präsenz auf der Platte den Sound einer kompletten Band ab.
Diese Album reift in seiner Tiefe nach
Hole In My Head ist eines dieser vielseitigen Alben, die mit der Zeit noch nachreifen und Tiefe offenbaren. Laura Jane Grace’s vorwärts gerichteter Gesang wird vor allem von ihrem Spiel an der Gitarre und am Schlagzeug unterstützt. Einfache und eingängige Melodien bieten die Basis als Bühne für die unverwechselbare gefühlvolle und kräftige prägnante Stimme.
Darüber hinaus fängt das Album viele Nuancen der Menschlichkeit und Erfahrungen ein und ist auf eine überraschende Art trotz auch mal düsterer Texte angenehm tröstend und optimistisch. Es ist eine wohlige Umarmung des Lebens und nur der Beginn eines neuen Kapitels in Laura Jane Graces rauer Reise. Und für uns vor allem ein spannendes Hörerlebnis.
Tracklist
- Hole In My Head
- I’m Not A Cop
- Dysphoria Hoodie
- Birds Talk Too
- Punk Rock In Basements
- Cuffing Season
- Tacos & Toast
- Mercenary
- Keep Your Wheels Straight
- Hard Feelings
- Give Up The Ghost