Anfang Juni legten The Adicts Platten in zwei Plattenläden in Berlin auf. Nach dem Set im Dodo Beach East hatte ich die Möglichkeit mich mit The Adicts Sänger Keith „Monkey“ Warren zu unterhalten. Herausgekommen ist dabei ein nettes Gespräch über Platten, Punk und Pools.

„Es geht im Punk doch mittlerweile eher um die Community, die wegen der Musik zusammenkommt.“

Interview mit der Punk-Legende The Adicts

The Adicts Sänger Keith "Monkey" Warren im Dodo Beach East in Berlin
The Adicts Sänger Keith „Monkey“ Warren im Dodo Beach East in Berlin

AFL: Hey Monkey. Schön eine echte Punklegende zu treffen. Ihr habt heute ein DJ-Set in einem Berliner Plattenladen gemacht. Welche Platten habt ihr gespielt und weshalb?

Wir haben einfach die Klassiker aufgelegt. Früher Punk, 77-Stuff. Songs die wir schon gehört haben als wir noch Teenager waren. Das hat uns damals inspiriert. Das sind unsere Wurzeln.

- NEWSLETTER -

AFL: Vor einigen Jahren hast du in einem Interview mit dem Ox-Fanzine gesagt, dass sich Menschen über 21 nicht mehr Punk nennen sollten….

[Lacht] Das ist jetzt das zweite Mal diese Woche, dass mir die Frage gestellt wird. Ich denke da gibt es diese Energie, die die Leute haben, wenn sie jung sind. Die Energie brennt nach einer Weile aus. Du wirst sesshaft und sagst: „Das ist schon okey so. Ich mag immernoch die Musik.“

Die ganze Angst und das Zeug. Wenn du das für immer mit dir rumträgst, dann wirst du eine wirklich wütende und bittere Person.

Ich denke auch nicht, dass es im Punkrock noch so sehr um diese Sachen geht. Es geht doch mittlerweile eher um die Community, die wegen der Musik zusammenkommt.

AFL: Guter Punkt! Auch wenn du dich, nach eigener Aussage nicht mehr selbst als Punkrocker bezeichnen solltest – Na gut, du bist definitiv Punkrocker – hoffe ich, dass du trotzdem noch ein Auge auf die Szene hast. Irgendwelche neuen, frischen Empfehlungen?

Es gibt da diese spanische Band Crim, die wir sehr gerne mögen. Sie sind gerade irgendwie auf dem Sprung und wir haben ein paar Shows mit ihnen gespielt. Aber eigentlich schenke ich der Sache nicht mehr so  viel Aufmerksamkeit um ehrlich zu sein. Ich mag neue Musik, neuen Punk, aber ich bin eben nicht mehr 18.

Ich weiß nicht warum 18-jährige heutzutage Punk hören. Ich glaube nicht, dass es die selben Gründe sind, die wir damals hatten. Es ist schwierig, das ist das ganze Dilemma des Punk! Es ist ein Widerspruch. Die ganze Zeit.

Du kannst das nicht definieren und sagen es sollte so oder so sein. Es ist einfach „Mach auf was immer du Bock hast“.

The Adicts – Life Goes On ::: Review (2017)

AFL: Wo wir schon bei mach auf was immer du Bock hast sind. Ihr habt schon mehrere Touren zusammen mit den Toten Hosen gespielt. Hast du den neuesten Tratsch über Campino mitbekommen?

Die Sache mit dem Schwimmbad?

AFL: Genau. Ist Campino einfach ein älterer Typ, der solche Sachen lassen sollte, oder ist das immer noch Punk?

Er ist jünger als ich. Ich finde das witzig. Ich denke es ist gut manchmal ein bisschen wild zu sein. Ich weiß aber nicht ob das Punk ist. Sind die Toten Hosen noch eine Punkband? Da sind wir wieder bei der Frage. Ich denke das sollte keine Rolle spielen.

Aber wir haben einen Plan. Wir sind sicher, dass Campino irgendwo ein großes Haus mit Pool hat. Irgendwann brechen wir da ein und gehen schwimmen.

AFL: Klingt nach einem guten Plan

Kommst du mit?

AFL: Ja sicher!

[Lacht] Wir müssen uns nur für eines von vielen seiner Häuser entscheiden.

AFL: Das bekommen wir hin. Aber zurück zum Thema. Im Gegensatz zu mir, hast du die Hochzeit des Vinyl erlebt. Hörst du immer noch Platten?

Nein. Für viele Jahre hatte ich gar keine Platten mehr. 1993 bin ich von England nach Amerika gezogen. Einige Platten hatte ich in einen Koffer gepackt. Meine frühen Punkrock-Singles, ein bisschen Klassik, Glamrock, aber hauptsächlich Punkrock. Ich nahm den Koffer mit nach Kalifornien. Ich ließ alles im Koffer und zog ungefähr zehn mal um. Jedes mal habe ich den Koffer mitgenommen, aber niemals die Platten ausgepackt. Ich hatte auch keinen Plattenspieler bis vor ca. einem Jahr. Da gab es diesen Flohmarkt. Da habe ich diesen Schrank gesehen, ein massives Stück Holz aus den 70ern. Mit einem Plattendeck. Jetzt habe ich einen alten Plattenspieler aus den siebzigern, der ordentlich kratzt und beißt. Aber so mag ich das. Jetzt höre ich auch wieder Platten.

AFL: Also machst du bei diesem Vinyl-Revival nicht so richtig mit…

Ich bin keiner von denen, die den Sound von Vinyl und CD unterscheiden kann. Ich bin kein Musiker. Ich habe wohl einfach auch nicht die besten Ohren. Vieles höre ich digital.

AFL: Ihr spielt jetzt seit über 40 Jahren Shows auf der ganzen Welt. Bist du noch aufgeregt vor großen Shows wie z.B. dieses Jahr in Berlin im Oktober oder geht es nur noch um den Spaß? Es ist ja nicht dein Job.

Doch irgendwie schon. Ich seh es aber nicht so. Die Sache zu tun, die wir lieben macht uns glücklich. Wir sind keine kommerziell erfolgreiche Band. Wir verdienen ein bisschen was, wenn wir Shows spielen. Unsere Platten verkaufen sich definitiv nicht gut genug um uns Häuser mit Pools zu leisten. [Lacht]

Wir lieben es live zu spielen. Das lässt uns weitermachen. Das hat uns auch all die Jahre motiviert. Studioaufnahmen sind okey, aber ich mag das nicht so sehr. Manchmal ist es schwierig für mich die richtigen Töne zu treffen. Man steht immer ein bisschen unter Druck im Studio.

Und das Reisen und die Promo. Das ist schon okey. Aber am Ende geht es darum auf der Bühne zu sein und Leute nach der Show zu treffen. Es ist einfach schön, wenn dir jemand sagt, dass das ein guter Auftritt war, wenn dir Leute ihre Begeisterung zeigen. Das lässt dich weitermachen.

AFL: Im Oktober spielt ihr in Berlin. Sind noch weitere Shows dieses Jahr in Deutschland geplant?

Ja! Einige! Ich habe heute morgen die ganze Promo gemacht. Ich glaube es sind so um die 20 Shows, meistens Deutschland, ein paar in Tschechien, der Schweiz und Ungarn.

Die Liste füge ich einfach an den Artikel. Danke für das nette Interview!

The Adcits – Tour 2018

Wer The Adicts in diesem Jahr noch einmal live sehen möchte hat hier die Chance:

1. Oktober 2018 – Krefeld (Kulturfabrik)
2. Oktober 2018 – Wilhelmshaven (Pumpwerk)
3. Oktober 2018 – Berlin (Huxley’s Neue Welt)
4. Oktober 2018 – Hamburg (Markthalle)
5. Oktober 2018 – Dresden (Eventwerk)
6. Oktober 2018 – Potsdam (Lindenpark)
9. Oktober 2018 – Münster (Sputnikhalle)
15. Oktober 2018 – München (Backstage)
18. Oktober 2018 – Nürnberg (Hirsch)
19. Oktober 2018 – Bern (Dachstock)
21. Oktober 2018 – Frankfurt (Batschkapp)

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptierst du die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

- Werbung -
– Playlist: Happy Release Day

2 Kommentare

Beitrag kommentieren

Bitte gebe dein Kommentar ein
Bitte gebe dein Name ein