Nachdem ich das letzte Mal vor zwei Jahren bei den Descendents in Dortmund war, hatte ich mir fest vorgenommen, die Band in diesem Jahr nochmal live zu sehen. Irgendwie waren jedoch alle geografisch halbwegs gut erreichbaren Konzerte schon mit etwas anderem belegt. Umso heilfroher war ich, als ich merkte, dass ich es doch noch irgendwie nach Hannover schaffen könnte, um Milo und seine Band endlich wieder live zu sehen. Und was bin ich glücklich, die dreistündige Fahrt auf mich genommen zu haben. Das Konzert im Faust war nämlich absolut überragend.
Leider habe ich wegen des Verkehrs den Hauptteil der Vorband Slaughterhouse verpasst, was ich gegen Ende aber noch mitbekommen habe, war absolut hörens- und sehenswert. Danach hieß es dann erstmal, sich einen schönen Platz im picke-packe vollen Faust zu sichern, wobei ich das Glück hatte, direkt vorne rechts an der Bühne zu landen. Dass so eine legendäre Band wie die Descendents immer noch gelegentlich ohne BarrierE spielen, hat das ganze umso cooler gemacht. Klar, für einen erstmaligen Besucher wie mich ist die Säule mitten auf der Tanzfläche im Faust durchaus gewöhnungsbedürftig, insgesamt war ich jedoch positiv angetan von der kleinen Halle.
Als die Descendents auf die Bühne kamen, hatte ich sofort ein fettes Grinsen im Gesicht und offensichtlich war ich damit nicht alleine. Selten habe ich eine Halle gesehen, bei der sich einfach jede einzelne Person so offensichtlich gefreut hat, dass ihre Lieblingsband gerade auf der Bühne steht. Es ist zwar sonnenklar, dass die Descendents allein von ihrer Attitüde her vielleicht die sympathischste Punkband der Welt sind, dass man sich aber doch jedes Mal so sehr freut, sie zu sehen, ist schon etwas ganz besonderes.
Los ging es dann mit Feel This und sofort war Party-Stimmung angesagt. Mit Hope ging es danach dann sofort in einen der legendärsten Songs der mittlerweile 45-jährigen Bandgeschichte und wirklich alle im Faust waren total aus dem Häuschen. Die Descendents haben Hit an Hit gereiht und das Publikum mit einem geilen Song nach dem anderen beschossen. Innerhalb der ersten 20 Minuten wurden Übersongs wie On Paper, Clean Sheets oder Everything Sux abgefeuert. Milo hat dabei eine unfassbare Energie an den Tag gelegt, die einfach nur mitreißend war. Es war extrem beeindruckend zu sehen, wie er keine einzige Sekunde still stand und das ganze Set ohne Pause durchgebrettert hat.
Die zweite Hälfte war dann ebenfalls gefüllt mit Hits. Egal ob `Merican, das wundervolle Nothing With You oder das mega coole When I Get Old: jedes Lied wurde richtig gefeiert und alle auf und vor der Bühne hatten eine bombastische Zeit. Klar, bei I’m The One wurde nochmal besonders laut mitgesungen, aber auch die Songs vom letzten Album 9th & Walnut, das ja neue Aufnahmen von Liedern aus der Anfangsphase der Band beinhaltet, kamen richtig gut. Absolute Gänsehaut hatte ich dann beim Finale des Sets, als meine beiden absoluten Lieblingssongs der Descendents gespielt wurden: zuerst Thank You und dann Smile. Ich bin der Meinung, dass es wirklich extrem schwer ist, Punkrocksongs zu finden, die auf der einen Seite so cool, auf der anderen Seite aber vor allem so wunderschön sind. Gerade der letzte Singalong bei Smile ist jedes Mal total ergreifend.
In der Zugabe wurden dann noch ein paar eher nischigere Songs wie Grudge oder Get the Time gespielt ehe sich die Band nach 70 Minuten Vollgas und Mega-Power verabschiedete. Jedes Mal wenn ich die Descendents sehe, bin ich einfach nur glücklich und dankbar, diese wunderbare Band live erleben zu dürfen. Vielleicht werden es ja nicht nochmal 45 Jahre sein, einige Tourneen will ich aber trotzdem noch sehen. Und so tight und energetisch wie diese Band ist, wird das bestimmt auch noch passieren. Thank you for playing the way you play!
Hy Tom hier,
ja das Konzert war wieder mal gut.
Das bunt gemischte Publikum mit einer enormen Altersspanne
hat es für mich ganz besonders gemacht.
Viele Grüße und weiter so
Tom