Albumcover

In den späten 1990er Jahren blieb man auf keinem Konzert in den autonomen Jugendzentren vor einem bestimmten Musikstil verschont. Erst letztens entdeckte ich dies in einem Video auf watchmojo.com wieder. Dort mit seinem englischen Fachbegriff beschrieben, nämlich Third Wave Ska so ist sein deutsches Äquivalent „deutscher Juz-Skapunk“. Ska ist ja prinzipiell nicht verkehrt und auch die Vermischung mit Punk ist eigentlich was Gutes. Doch für jeden Rantanplan, Dr. Ring-Ding oder Frau Doktor gibt es mindestens 10 Epigonen, die es einfach nicht drauf haben und bei denen die Bläser ehrlich gesagt ziemlich überflüssig sind. Ja, diese Zeit war grauenhaft, denn jede Punkband hatte einen im Bekanntenkreis, der gerade noch bei einer Marschkapelle getrötet hat und nun mit dicken Backen auf Skapunker oder noch besser, Skinhead of 69 machte. Noch heute läuft es mir eiskalt den Rücken runter, wenn ich höre, das eine Ska-Band irgendwo auftritt.

Kein gutes Zeichen für Karoshi aus Köln, das ich mir das Review zuteilen gelassen habe. Aber zum Glück spielen die ja gar keinen „deutschen Juz-Skapunk“ sondern Stuntpunk. Was das ist? Punk mit Bläsern. Aber zum Glück auf englisch. Ok, let’s get the facts. Karoshi stammen aus Köln und wurden 2003 gegründet. Insgesamt sechs Mitglieder hat die Band, dabei neben der handelsüblichen Punkrockbesetzung eben auch Trompete, Posaune und Saxophon. Das vorliegende Werk Rabauken und Trompeten hat schon mal einen ganz tollen Titel. Es ist das vierte Album der Band und die erste Veröffentlichung nach acht Jahren Pause. Das Album umfasst 10 Songs, darunter nur einen deutschen Song, nämlich Stuntpolizei. Ansonsten wird englisch geskankt und gepunkt, ab und an auch ein Reggae-Rhythmus eingebracht. Musikalische Vorbilder sind Mighty Mihjty Bosstones und Fat-Wrecker wie Mad Caddies und Less Than Jake.

Die Musik klingt tatsächlich etwas altbacken und so ein bisschen aus der Zeit gefallen. Aber meine Befürchtungen bewahrheiteten sich nicht. Das Album ist gut durchzuhören und bietet bei 31 Minuten solide Kost. Mit einem Titel wie Monkey Island Shuffle kann man aber auch zugegebenermaßen schnell mein Herz gewinnen. Übrigens ein Instrumentalstück. Überraschenderweise gefällt mir gerade ihr deutscher Song recht gut. Meanwhile beginnt mit einem netten Zitat aus Otto – Der Film: „Alter zwei Dinge mögen wir hier gar nicht: Leute wie Dich und Leute, die aussehen wie Du!“ und hat Eigelstein Royal zu Gast, die auf Kölsch rappen. Anspieltipp ansonsten: Long Time No See. Fazit: Nicht ganz der große Wurf, aber ein netter Zeitvertreib.

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Das Album erscheint am 25. August 2017 ausschließlich auf Vinyl und digital über Rookie Records.

Tracklist:

1. I’m OK (Someday)
2. Care About the Onions
3. Long Time No See
4. The Kids
5. Stuntpolizei
6. Monkey Island Shuffle
7. South of the Border
8. Meanwhile
9. Waste of Mind
10. You, Me and Marley

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– Playlist: Happy Release Day
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Gripweed
Gripweed ist Wikipedianer mit Leib und Seele und das, was man gemeinhin als Musiknerd bezeichnet. Musikalisch ist er in vielen Genres beheimatet, wobei er das Exotische und Unbekannte den Stars und Sternchen vorzieht. Eine Weile bloggte er auch auf blogspot.de und war Schreiberling des leider eingestellten saarländischen Webzines Iamhavoc. nach dessen Einstellung wechselte er mit Max zu AWAY FROM LIFE.
karoshi-rabauken-und-trompeten-review-2017Vergnüglicher Zeitvertreib.

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