Vor die Hunde - Auch Opfer unter den Deutschen (2021)
Vor die Hunde - Auch Opfer unter den Deutschen (2021)

Vor die Hunde haben mit deren Debütalbum Ein Gehirn wäscht das Andere (2019) ordentlich ihr Grindcore/Powerviolence-Revier markiert und die Messlatte für Folgealben recht hoch gelegt. Das lag damals nicht nur an dem sauber gespielten Geknüppel und den politischen und äußerst kritischen Texten, sondern auch an dem personalisiertem Artwork der Platte. Zwei Jahre und zwei Lockdowns später folgt nun also der nächste DIY-Brocken …

Und was soll ich sagen, was soll ich schreiben? Diese verfluchten Hunde haben scheinbar beschlossen, im Vergleich zum Vorgängeralbum noch einen drauf zu legen. So ist der Titel ist nicht minder Fett als der des Vorgängers: Auch Deutsche unter den Opfern zielt straight auf den deutschen Opfermythos ab und verteilt somit erste Hiebe. Mit dem Intro Die Kunde(n) von Vor die Hunde gelingt der erste Coup des Albums. Es ist nicht weniger als der Beweis dafür, dass diese Bekloppten aus Passau es Ernst meinen mit ihrer Musik und den propagandistischen Inhalten. Es ist im Stile sozialistischer Arbeiter- und Kampflieder gehalten und zeigt: Die Hunde wollen eure (Grind-)Seelen und eines jeden Kapital. Großartig.

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Der zweite Coup ist das politisch geladene Grind/Death-Inferno welches dem Intro folgt. Wie schon beim Vorgängeralbum werden gesellschaftlich äußerst relevante Themen aufgriffen (u.a. Konsumverhalten, Umgang der Judikative mit dem rechten Rand, dem „Deutschsein“) und ansprechend musikalisch untermalt.  Vor die Hunde heben dabei nicht nur den moralischen (linken) Zeigefinger sondern die ganze Faust und schlagen vernichtend zu. Anspieltipps sind das bitterböse Drumgewitter Irgendwas mit Daten, Gabaliersdelikt (bester Titel!) und der schleppende Abschlusstrack Spendenauktion.

Dritter Coup: Das Artwork. Dieses ist stilistisch den Propaganda- und Kriegsplakaten der 1920 bis 1940er Jahre angelehnt und zeigt viel Liebe zum Detail. Absoluter Volltreffer! Bedauerlicherweise gehen einige dieser Design-Details etwas unter, da das Album in Tape-Form herausgebracht wurde. Daher: Wenn irgendwann möglich unbedingt auf Vinyl nachlegen. Trotzdem lohnt sich die Anschaffung für Knüppelbrüder und Schwestern auch im Tapeformat, da schon auf den ersten Blick die Arbeit und die Leidenschaft zu erkennen ist, die in diesem Produktionsgut steckt. Einer Entfremdung von Arbeiter*innen und Produkt haben die Hunde somit großzügig vorgebeugt.

Fazit: Die Hunde spielen nicht nur hochpolitischen Grindcore, sie inszenieren diesen. Das Musikalische: Brutal. Das Textliche: Straight. Das Künstlerische: Top. Auch Opfer unter den Deutschen ist Muss für Grind-Ästheten und andere Wahnsinnige. Ein Mehrwert nach Anschaffung scheint garantiert.

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Timbo
Seit Anbeginn gehört der Konsum härterer Musik zu meinem Leben, von Punk bis Hardcore, von Metal bis Sludge. Dazu gesellt sich die Liebe zum Fussball, Hamburg ist und bleibt Braun-Weiß!
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