Kili ist derzeit als Bassist bei Bibi Blockwart aktiv, einer Deutschpunk-Band aus Nürnberg, die sich stark am Sound der frühen 80er orientiert. Zuvor war er Sänger bei 9/11 Youth und No More Riots. Zwischendurch führte Kili auch sein eigenes Modelabel, Muchentuchen Clothing. Neben Bibi Blockwart sieht man Kili gerne mal bei befreundeten Bands wie Missstand, VSK, HypaAktiv+ oder scheissediebullen mit einem Gastauftritt auf der Bühne.
Welche zehn Platten ihn besonders beeinflusst haben und für ihn von großer Bedeutung sind, erfahrt ihr in unserer nächsten Ausgabe von 10 Records Worth To Die For:
1AYS – Eroded By The Breeze
Ich liebe den Gitarrensound, liebe den Bass, liebe die Tom-Parts und vor allem den Gesang von Against your Society! Hab die auf gefühlt jeder Bühnengröße gesehen, von kleinen AJZ Shows vor 10 Leuten bis Festival im Ausland vor tausenden, immer gut! Fand das auch immer lustig, wenn der, total nette und herzliche, Schommer (danke übrigens fürs Modeln!) auf die Bühne geht, seine Hipsterbrille abnimmt und auf einmal den GG-Allin rausballert. Dazu dieses psycho-Grinsen, Wahnsinn was ein Charakter. Vielleicht ist dieses on Stage ausrasten so ein Wegberg-Ding haha.
Später haben die besten Songs der Platte noch mal neu aufgenommen und fetter produziert, aber da fehlt mir das mega geile Intro von „Snowblind“.
2Have Heart – The Things We Carry
Have Heart waren für mich ein absoluter Gamechanger im Hardcore. Ich kannte bis dato nur Bands aus dem Genre, die entweder krass politische oder prollige Texte hatten; auf jeden Fall alles sehr hasserfüllt und kaum Platz für andere Emotionen.
Und dann hab ich zum ersten mal diese Platte gehört. Wow, wie gefühlsbetont kann ein hc-Album bitte sein, ohne dabei peinlich zu wirken? Kein tough-Guy-Shit, kein Teachen, null. Und live die pure Energie, da hat jede*r Bock einen Salto von der Bühne ins Publikum zu machen!
3Rejected Youth – Angry Kids
Wow, was ein Album; no Filler just Killer! Starkes Songwriting und noch stärkere Texte. Diese Band hatte alles, um die deutschen Rancid werden können, haben aber lieber auf große Möglichkeiten verzichtet, anstatt Kompromisse einzugehen. Wie cool und konsequent ist das denn bitte? Bis zu dieser Platte habe ich jedes einzelne Release geliebt. Alles danach – in der neuen Besetzung – war auch cool, aber für mich waren Rejected Youth Matze, Kalle und Keks!
4Black Friday 29 – The Pursuit Of Happiness
Ok, du schreibst ein komplettes Album über die Gefühle zu deiner Exfreundin (so interpretiere ich das zumindest), fand ich sehr mutig. Ich wollte eigentlich das „the Escape“ Album vorstellen, aber beim Schreiben bin ich irgendwie auf einem anderen hängengeblieben. Egal, die sind alle drei hervorragend! Immer wenn ich BF29 höre muss ich an ein Konzerterlebnis von einer von Björns anderen Bands, „Get it done“ denken: Die haben mal mit einer Karate-Beatdown Band zusammengespielt, im Set dieser anderen Band ist einer Person im Moshpit der Geldbeutel aus der Hosentasche gerutscht und das ganze Kleingeld rausgefallen. Björn hat das gesehen, sammelte die Brieftasche und das Geld in einer Seelenruhe auf, während er dabei unzählige Schläge und Tritte kassierte, und übergab sie der Person. Das hat mich echt beeindruckt und der Typ hat das vermutlich nicht mal realisiert.
Hoffe nach dem diesjährigen Revival sind sie auf den Geschmack gekommen und spielen wieder öfter.
5Pascow – Alles muss kaputt sein
Immer wenn ein neues Pascow Album erscheint ist es für das schlechteste von allen. Wenn ich ein halbes Jahr später gefragt werde sage ich es sei das beste bisher. Das ist eine Band, in die ich mich immer ein bisschen reinfuchsen muss, aber irgendwann hat es bisher immer klick gemacht. Ich mag alle Alben, aber dieses ganz besonders. Böse Zungen behaupten, dass die Texte von Pascow nicht sonderlich durchdacht, sondern mit aller Gewalt kryptisch zusammengeschustert sind… keine Ahnung ob da was dran ist, ist mir auch herzlich egal; ich feiere sie. „Alles muss kaputt sein“ sind nicht nur 2,5, sondern 31 Minuten echte Gefühle!
PS.. Danke, dass ihr Hanna eine Bühne gebt.
6ZSD – Ehre & Gerechtigkeit
Zielstrebige Degeneration haben ein Album voller Ohrwürmer rausgehauen. Als Kiddy-Punk hab ich mich bei Songs wie „Ich bin kein Clown“ irgendwie cool und verwegen gefühlt. Das war bei mir so nach Wizo und Terrorgruppe der nächste Schritt in der Welpenphase, zusammen mit Shocks. Eingängige Texte, im Prinzip wie eine Hörspielkassette. Das Album hat gefühlt auch jedes Klischee an Themen bedient.
Da durfte man neben den älteren, richtigen Punks draußen vorm Supermarkt sitzen, „Ich bin radikal“ schreien, Bier aus Plastikflaschen oder Sangria aus Tetrapacks trinken, und wenn dir einer von denen angeboten hat ne Kippe zu drehen hattest kurz das Gefühl dazuzugehören. Dann folgten i.d.R. die Aufnahme der Personalien und der Platzverweis… Das war schon aufregend als Teenie.
7War from a Harlots Mouth – Transmetropolitan
Technischer Death Metal mit Jazz(!)-, Hardcore- und Grindparts, was soll schiefgehen??? Ein sehr gut produziertes Album, hammer Sound. Und ich liebe das Artwork! Sänger Nico hat Mich eine Zeit lang auf Shows in Berlin immer namentlich begrüßt und ich wusste nie wer er ist (hab auf einem Konzert in Chemnitz anscheinend mal bleibenden Eindruck hinterlassen…). Anyway, Wfahm waren für mich die beste und neben HSB (und Coldburn ;-)) eine der wenigen Bands von dieser ganzen Imperial-Welle, die ich nicht peinlich und aufgesetzt fand.
8Toxoplasma – S/T
Toxoplasma, meine große Deutschpunkliebe. Eine der, wenn nicht sogar die Band, die ich am häufigsten live gesehen habe. Zum Album muss ich gar nicht mehr schreiben, Jede*r hat sofort ein Lied im Kopf oder denkt an den Slogan aus dem Chaostage Film. Legenden!
9Bombenalarm – Buried Alive
Hardcore, Punk, eine Prise Crust & D-Beat, plus einen wilden Mix aus englisch- und deutschsprachigem Gesang; so würde ich Bombenalarm beschreiben. Wobei gerade letzteres ihr Markenzeichen für mich war die haben ja gefühlt in jeder Zeile hin und her geswitcht. Finde das „No Mistakes“ Album genauso gut, hab mich aber für dieses entschieden, weil wir mit einer alten Band immer „For those who won´t forget“ gecovert haben; freundlicherweise hatten sie uns auch erlaubt den Song auf einer eigenen Platte zu veröffentlichen. Super traurig, wie das mit der Bombenalarm geendet ist. Die hatten – glaube 2007 war das – einen schlimmen Autounfall. Bin mir nicht sicher, ob sie danach noch mal aufgetreten sind, aber ich denke nicht. Sowas wünscht man Niemanden.
10Pestpocken – Another World Is Possible
Abschließen möchte ich mit einer Band, die mir ehrlichgesagt musikalisch nicht sonderlich zusagt. Aber ich wollte sie trotzdem in meiner Top 10 haben, weil das für mich eine wichtige Band ist, die es wie kaum eine andere schafft Menschen zu connecten. Immer wenn sie eine Geburtstagsfeier veranstalten ist das wie ein Klassentreffen. Ich habe durch die Pestrocker (;-)) in den letzten zwanzig Jahren so viele coole Leute kennengelernt und ich mag jede einzelne Person in und um die Band. Das sind alles krasse Charaktere, mit denen ich immer eine schöne und lustige Zeit haben kann. Und was mir an der Band auch sehr gefällt ist, dass sie mit der Zeit gehen; das sind keine Dinosaurier wie viele vermeintliche Deutschpunkheld*innen, die setzen sich mit aktuellen Geschehnissen auseinander.