47 Million Dollars aus Darmstadt sind schon ziemlich lange unterwegs. Seit 1999 knüppeln sich die Jungs (inzwischen eher Herren) mit ihrem deutschsprachigen Hardcore durch das Rhein-Main-Gebiet und Umgebung. Das letzte Album der Band ist allerdings schon etwas her. 2013 erschien ihr letztes Release. Dann kam die Auflösung und vor drei Jahren hat sich die Originalbesetzung wieder zusammengetan.
12 Jahre später hat die Band still und heimlich auf sämtlichen digitalen Kanälen ihr neues Album T.I.K.E. veröffentlicht. Elf deutschsprachige Hardcorekracher im NYHC-Stil, die ab der ersten Sekunde losknüppeln. In diesem Falle also Darmstadt Hardcore anstatt New York.
Musikalisch müssen sich 47 Million Dollars dabei auch nicht hinter den großen Vorbildern aus den Staaten verstecken. Fette Sounds, Breaks und auch etwas 2-Step. Damit wird jeder Moshpit in Wallung gebracht.
Textlich schafft es die Band, sich sogar etwas von den erwähnten Vorbildern, und auch vielen anderen deutschsprachigen Hardcorebands, abzusetzen. Denn während die großen Bands oft von klischeebehaftetem Zusammenhalt, Wir gegen die Anderen und weiteren vor Pathos triefenden Themen singen, schaffen es 47 Million Dollars Themen wie Toleranz und Atheismus zu verarbeiten. Und dabei wirkt alles nicht erzwungen.
Natürlich gibt es auch Songs, die die klassischen Themen behandeln. Einer dieser Songs ist der letzte Song Auf das Leben. Zumindest textlich. Gefühlt werden hier alle Klischeethemen zusammengeschmissen und in einem Song verarbeitet. Das Ganze etwas schief gesungen vorgetragen. Das klingt erstmal sehr gewöhnungsbedürftig und unpassend. Beschäftigt man sich aber etwas mit der Band und ihrer Story, ist ihnen der Song wichtig und eine Herzensangelegenheit. Und damit hat er auch seine Daseinsberechtigung auf der Platte.
T.I.K.E. – was für Toleranz ist keine Einbahnstraße steht – ist eine solide HC-Platte. Selbst wenn man mit deutschsprachigem Hardcore im Stile von klassischem NYHC nichts anfangen kann, gibt es hier ein paar Überraschungen, denen man eine Chance geben sollte. Zum Beispiel hier auf Bandcamp. Eine Veröffentlichung auf CD ist auch noch geplant.