Eigentlich fühle ich mich ja mehr im deutschsprachigen (Hardcore-)Punk wohl. Auch wenn ich dem englischen mächtig bin, finde ich, dass insbesondere der deutschsprachige Punk so auf den Punkt kommt, wie kaum eine andere Sprache. Trotzdem ist es doch immer wichtig, über den eigenen Tellerrand zu schauen und vielleicht mal hier und da eine Perle zu entdecken. Farewell Signs ist so eine Perle.

Menschen, die Red Tape Parade, Bridges Left Burning und Driving The Salt bereits kannten, werden sich hier sicherlich wiederfinden. Schließlich besteht Farewell Signs zu Großteil aus (Ex-)Mitgliedern dieser Kapellen. Mir sind die drei genannten Bands nicht bekannt, was mir dadurch aber vielleicht einen ungetrübten Blick gewährt. Die Professionalität, mit der hier Musik abgeliefert wird, lässt sich aber auf jeden Fall nur durch eben die langjährige Musikererfahrungen erklären. Trotzdem werden mit Dead Body Language nicht einfach nur alte Kamellen aufgewärmt, auch dafür wirkt das Album viel zu frisch, durchdacht und strukturiert.

Wer nun aber nur klassischen Hardcore-Punk erwartet, der wird überrascht sein. Dead Body Language nimmt zwar den Hardcore-Punk als Basis, wobei der Hardcore etwas größer geschrieben wird. Gleichzeitig halten Einflüsse wie Death Metal aber auch leichte Spuren von Pop-Punk in Form von tanzbaren Parts Einzug. Über allem schwebt allerdings der Hardcore und presst dem Gesamtwerk eine wohlige – für dieses Genre typisch – Schwere auf. So verliert sich das Album nie in irgendwelches Genreirrwegen, der roten Faden existiert von der ersten bis zur letzten Sekunde.

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Natürlich sagen mir die ‚tanzbaren‘ Nummern grundsätzlich etwas mehr zu, das liegt vermutlich an meinen grundsätzlichen Musikpräferenzen. Aber der stetige und gelungene Wechsel zwischen Geballer und ‚Sing-alongs‘ machen das ganze Ding einfach rund. Ich könnte mir vorstellen, dass Farewell Signs hier eine recht spezielle Nische bedienen, aber eventuell eben mit gerade diesem Sound voll ins Schwarze treffen.

Farewell Signs 2023

Beim Mixing und Mastering wurde nicht geklecktert sondern geklotzt. Der Bass drückt wie Hölle, die Drums ballern ohne Erbarmen, die Gitarren rotzen ohne Unterlass. Über allem legt sich der kräftige Gesang, der dem Album noch die letzte Würze verleiht. Da wurde im Studio richtig feine Arbeit abgeliefert.

Und wo die Musik wirklich überzeugt, schließt sich das Artwork an. Mir gefällt es immer sehr, wenn die Hülle nicht nur als Mittel zum Zweck verstanden wird, sondern als eigenständiges sowie komplementäres Kunstwerk wahrgenommen wird. Die Stimmung, welche Dead Body Language verströmt, wird mit dem Artwork nochmals unterstrichen. Sauber, hoffnungsvoll und tiefgründig. Hier setzt man sich gerne hin, während die Vinyl sich auf dem Plattenteller dreht und verliert sich im Artwork.

Und dann ist das Album vorbei. Es endet unglaublich abrupt, kein großes Outro oder so. Es ist einfach vorbei. Schon fast unverschämt, eine Platte so zu beenden. Die elf Tracks sind an einem vorbeigeflogen, haben die Ohren verprügelt. Nach dem letzten Song hört man dann aber das Album fast schon schüchtern fragen: ‚Hast du Lust auf noch eine Runde?‘

Mit Dead Body Language haben sich Farewell Signs ein wirklich schönes Erstlingswerk geschaffen, dem man die Erfahrung und Professionalität sämtlicher Bandmitglieder anhört. Farewell Signs wissen was sie können und wie sie sich präsentieren wollen. Trotzdem ist immer noch genug Platz für Experimente gegeben. Ich freue mich auf alles, was da noch so kommt.

Dead Body Language erscheint am 01. September 2023 auf drei verschiedenen Vinylfarben und digital. Vorbesteller*innen bekommen das Ding bereits schon vor Release zugeschickt.

Tracklist

  1. In Awe Of Your Own Killer
  2. While They Betray
  3. The Match, The Spark
  4. Death Ceremony
  5. La Belle Indifference
  6. A Chain Of Guilt
  7. Tonight We’re Not For Sale
  8. The Two Of Us (And A Few)
  9. Generations
  10. We Bleed The Same
  11. Bitter End
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– Playlist: Happy Release Day

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