Zur Bemusterung des neuen Outputs der Kölner Punker Alternative Fakten flattert mir das Album Geschichten von Liebe, Hass und Bier als Vinyl in’s Haus – das gibt schonmal dicke Pluspunkte. Das Cover ist furchtbar, der Albumtitel auch, es gibt keine Lyrics/Danksagungen im Karton und auch auf einen Begleitbrief mit Erklärungen zum Entstehungsprozess des Albums oder Hintergrundinformationen zur Band wird verzichtet – dat es Punk!
Ein bisschen mulmig wird mir beim Blick auf die Rückseite, denn dort steht geschrieben, dass 19 (!) Songs auf die transparente Platte gepresst wurden. Puh, das hört sich nach viel Arbeit für mich an. Alben mit mehr als 12 Songs ist man im digitalen Zeitalter nicht mehr gewohnt.

Aber hilft ja alles nix, na dann mal ran!

Schonmal vorweg: Inhaltlich liefern Alternative Fakten astreinen Deutschpunk im Stile bekannter Vorbilder, mal mit kehligem, dosenbiergetränktem Gebrüll, mal mit klarerem Gesang und zwischendurch wird auch mal gekreischt. Garniert wird die recht gute DIY-Produktion mit sozialkritisch-humorvollen Texten.

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So ist der erste Song des Albums, Morgen oder Übermorgen, auch gleichzeitig definitiv eines der Highlights. Vor Allem der starke Refrain, der mir lange im Ohr kleben bleibt, weiß zu überzeugen. Faules Geld hat die Stärken eher im Witz des Textes, welcher die unsinnige Redewendung beackert, dass „Geld für einen arbeiten würde“. In den folgenden Songs kriegen Verschwörungstheoretiker*innen ihr Fett weg, es wird eine Brücke zwischen Helmut Kohl und Dosenbier geschlagen, die eigene Faulheit wird zelebriert, bevor es in Scherben das erste Mal so richtig persönlich wird und die eigene Verletzbarkeit besungen wird. Weiter geht es mit dem bescheuerten U-Bahn-Sicherheitsdienst, natürlich bekommen die Bullen auch noch einen Song gewidmet und auch Gentrifizierung wird kritisiert. Alles in allem sind viele ernste und wichtige Themen dabei, die immer wieder durch humorvolle Überspitzungen & Ironie aufgelockert werden – das weiß zu gefallen.

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Gesanglich grenzen einige Songs des Öfteren an Körperverletzung, vor allem wenn die Sänger zu große Sprünge wagen und die bekannten Gröl-Gefilde verlassen. Doch das muss genauso sein! Denn der Charme von Deutschpunk liegt in meinen Augen auch am Brechen von (szene-)typischen Narrativen, dem Anecken und Unbequem sein und sich selbst nicht so ernst nehmen.
Die Musik ist solider Standard-Punk, der hin und wieder ein paar Ausreißer zu bieten hat. So gibt es beispielsweise kleinere Ausflüge in den Ska. Das ist garantiert nichts Neues, muss es auch nicht, denn genau so funktioniert das Ganze am Besten.

Fazit:
Die eingangs erwähnte Befürchtung, dass mir die Musik nach 19 Songs zum Hals raushängt hat sich nicht bestätigt! Alternative Fakten haben mit Geschichten von Liebe, Hass und Bier ein cooles Deutschpunk-Album veröffentlicht, welches sich durchaus mit Szene-Größen messen lassen kann. Die Stärken liegen definitiv in den Texten, auch Hit-Potenzial blitzt hin und wieder durch.

Das Album wurde übrigens komplett DIY veröffentlicht und kann direkt bei der Band geordert werden. Und wen das mit den fehlenden Lyrics stört – die können auf bandcamp eingesehen werden, während bei euch (hoffentlich bald) die Scheibe auf dem Plattenteller rotiert!

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– Playlist: Happy Release Day

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