Die Riez fiel dieses Jahr komplett ins Wasser. Warum das trotzdem keine Katastrophe war, erfahrt ihr hier.

Das Riez Open Air, oder einfach die Riez wie wir es hier nennen, fängt immer donnerstags an. Leider kann ich donnerstags nie teilnehmen. Das kommt daher, dass ich auf der Arbeit keine einzelnen Tage frei kriege und meist den Urlaub schon für die großen Festivals festgelegt habe. Es ist zwar nicht allzu weit zu fahren, aber wenn ich gegen halb zwei zu Hause wäre und um vier auf Frühschicht muss, ist das bedauerlicherweise nicht machbar.

Eigentlich war das auch nie ein Problem. Meistens ist der Donnerstag eh nur so eine Art Warm-up bei dem ich nie das Gefühl hatte, etwas zu verpassen.

- NEWSLETTER -

Enttäuschenderweise war das dieses Jahr anders. Donnerstags spielten Judo Boy, eine neue Band mit alten Gesichtern, die ich in dieser Konstellation doch live sehen wollte. Daneben dann  The Universal Indicator und Love A. Das ärgerte mich gewaltig. Seit Herr Mechenbier die Großstadt Trier verlassen hat, um in dieses Kaff namens Hamburg zu ziehen, sieht man sich leider nicht mehr allzu oft. Ich hätte den dicken Mann zumindest gerne einmal geknuddelt. Hey, Meche falls du das liest, schöne Grüße an dich. Vielleicht klappt es ja demnächst mal wieder.

Als wäre das alles nicht schon mies genug, spielte dann noch Claus Lüer Lieder von Knochenfabrik in Akustik. Toll!

Freitag 26.07.2024

Also freitags dann erstmal zur Arbeit, was mich nervös machte. Ich wollte los. Nach der Arbeit dann noch kurz auf meine Freundin gewartet, dann gings endlich los Richtung Bausendorf.

Auf der Riez pennen wir traditionsgemäß im Auto. Den Platz haben wir und wir sind meist zu faul, da noch ein Zelt aufzubauen. Wir parken immer unten am Bach. Das ist idyllisch, zum anderen kann man sich mit seinem Stuhl in den Bach pflanzen und gemütlich Bier trinken, was sonst schön kalt mit dem Biertaxi von den Mitarbeiter*innen der Riez gebracht wird.

Daraus wurde allerdings nichts. Durch den vielen Regen war der Bach alles andere als klein und idyllisch.

Das Biertaxi fiel leider somit auch aus. Um Angel Grove als Opener jedoch ein paar Leute vor die Bühne zu bringen, kam die Riez Crew auf eine tolle Idee. Während des Sets gab es vor der Bühne Bier und das zum halben Preis. Klasse Idee.

Enttäuschenderweise sahen wir Angel Grove, The Dead End Kids und Get Jealous nicht, da wir das zeitlich nicht schafften. (Note to myself: Nächstes Jahr anders Urlaub planen)

Somit fing unser Festival dann mit Normahl an.

Normahl habe ich über all die Jahre zwar nie wirklich gehört. Ich kenne zwar ein paar Songs, aber damit hat es sich dann auch. An sich wollte ich sie mehr aus geschichtlichen Gründen sehen. Als quasi eine der dienstältesten Deutschpunkbands. Das Set war auch ungefähr das, was ich erwartet hatte. Im Gegensatz zu anderen Bands dieses Alters sieht die Band noch topfit aus. Das große Finale ist dann das Fraggles Lied, was wohl die meisten kennen. Solider Auftritt.

Setlist Normahl

  1. Nimm mich mit
  2. Weisse Mäuse
  3. Keine Überdosis
  4. Deutschland
  5. Schlägerpolizist
  6. Es ist und bleibt ein langer harter Weg
  7. Aufrecht
  8. Deutsche Waffen
  9. Trümmertango
  10. Geh wie ein Tiger
  11. Biervampir
  12. Fahneneid
  13. Punk ist keine Religion
  14. Fraggles
  15. Hans im Glück

Als Nächstes spielten dann Death By Stereo. Ich weiß gar nicht, wie lange es her ist, dass ich die Band das letzte Mal live gesehen habe. Ich weiß allerdings, dass ich mir mal hier auf der Riez mein weißes Death by Stereo Shirt mächtig versaut habe. Spuren sieht man heute noch. Na ja, egal. Zurück zum Wesentlichen. Death by Stereo liefern gut ab. Und das, obwohl das Wetter schon anfängt, echt mies zu werden. Das beeinträchtigt aber nicht wesentlich die Stimmung. Außer, dass einige unter dem schützenden Dach vom Bierzelt stehen. Hoffen wir mal, dass, wenn sie auf dem Tells Bells spielen, das Wetter besser ist.

Setlist Death By Stereo

  1. Sow The Seeds
  2. Welcome To The Party
  3. Holding 60 Dollars On A Burning Bridge
  4. I Give My Life
  5. The Plague
  6. Beyond The Blinders
  7. Forget Regret
  8. Middle Fingers
  9. Sing Along With The Patriotic Punks
  10. California Addiction
  11. No Shirt, No Shoes, No Salvation
  12. Wasted Words
  13. Lookin‘ Out For #1
Death by Stereo

Zu dem mittlerweile noch düstererem Wetter betraten FJØRT die Bühne. Hier muss ich echt sagen, dass es der Band gelang, mich total in ihren Bann zu ziehen. Die Stimmung passte zum Wetter. Es gab gute Ansagen darüber, wie es leider momentan auf diesem Planeten aussieht. Musikalisch eine Top-Leistung, die mich wirklich zu begeistern wusste.

Fjort- Riez (2024)
Fjort

Adam Angst guckten wir uns dann im Schutze des Bierzeltes an. Sorry, aber dauernd im Regen zu stehen, machte dann irgendwann doch keinen Spaß mehr. Klar war das dann nicht so toll, als wenn man vorne steht und alles mitkriegt, aber es musste sein. Was ich sah und hörte (so groß ist das Gelände ja nicht) war ganz cool. Wie gesagt, hätte vor der Bühne sicherlich mehr Spaß gemacht.

Adam Angst

Als ich Terror vor vielen Jahren das erste Mal gesehen habe, fand ich sie recht scheiße. Ich mochte die Band nicht. Das hat sich allerdings über die Jahre geändert. Heute wünschte ich mir, es hätte sich nicht geändert, denn dann hätte ich mich nicht vor die Bühne gestellt. Denn gerade als sie anfingen, machte es dermaßen runter, dass meine Regenjacke den Geist aufgab. Nun ja dann war es auf einmal auch egal. Keepers of the Rain, i will defend your name. Only muddy believers will remain. So tanzten wir knöcheltief im Matsch und sahen aus wie die Schweine.

Aber hey, Respekt an Terror, die die Show gnadenlos durchzogen und 110 pro Cent gaben. Mir ist echt mal aufgefallen, was die für eine positive Attitüde haben und wie sympathisch Scott Vogel und Co sind.

Terror

 

Aftershow Party mit Mommys Little Monsters

Die Aftershowparty fand im Zelt statt. Das war auch mehr als gut, denn ich war komplett aufgeweicht, nass bis auf die Unterhose und das im wahrsten Sinne des Wortes. Ich war jedoch nicht der Einzige. Eigentlich waren alle nass und vermatscht. Das tat der guten Stimmung allerdings keinen Abbruch. DJ Zechi  der den meisten bei uns in der Gegend ein Begriff sein dürfte ( Zechi organisiert selbst viele Shows in Neunkirchen und schreibt fürs New-Core Magazine) feuerte wieder Punk und Hardcore-Klassiker raus, dass es mal wieder die reinste Freude war.
Zu ein paar Bier und ein paar Mexikaner wurde hier getanzt, mit neuen (Hey Kev) und alten Freunden geredet und eine Menge gelacht. Irgendwann gegen halb drei traten wir dann doch den Weg zum Auto an. Wir waren müde und wollten in trockene Schlafsäcke.

Samstag 27.07.2024

Bingo!

Bingo ist mittlerweile Kult auf der Riez. Ja, hier wird morgens ab 12 Uhr Bingo gespielt. Bingo? Ist das nicht das Spiel, was zumeist im Altenheim gespielt wird? Genau das ist es. Aber auf der Riez ist es halt Mambo-Bingo und das hat andere Züge. Mambo Schinki spielt auf seiner Orgel alte Punksongs oder total deplatzierte Gassenhauer. Winni animiert das Ganze und zieht die Zahlen. Dieses Jahr hat Winni sein Indianerkostüm gegen einen Discokugel-Helm getauscht. Jedes Mal wenn eine/r zu spät ins Zelt kommt, gibt es von der ganzen Meute ‚Shame‘-Rufe. Hat einer ein Bingo, spielt Mambo die Melodie von Two Unlimitied’s  No Limit und alle singen zur Melodie Bingo Bingo. Wird eine Schnapszahl gezogen, gibt es Mexikaner für alle.

Verspielt werden Tattoo Gutscheine, Karten für andere Festivals und o2 Taschen im Wert von 4000 Euro 😉

Es ist recht schwer, das Ganze zu erklären, jedenfalls ist es eine Mordsgaudi. Die Melonenbowle, die man beim Bingo kriegt, ist auch immer lecker und so fügt es sich, dass man nach dem Bingo meist angesäuselt ist. Ist das noch Punkrock? Definitiv ja!

Mambo Schinki

Unschöne Überraschung

Als wir das Zelt nach dem Bingo verließen, mussten wir leider feststellen, dass es in der Zwischenzeit so geregnet hatte, dass das Gelände eigentlich fast zerstört war. Die Riez-Crew war derweil damit beschäftigt, überall Heu und Sägespäne hinzustreuen. Selbst mit einem kleinen Bagger wurden Gräben gezogen, um das viele Wasser abfließen zu lassen und Schlamm aus dem Weg zu räumen. Unfassbar, wie viel Wasser hier den Hang herunterlief.

Sowohl Strung Out als auch Belvedere sahen wir uns von einer kleinen bedachten Bierbank aus an. Irgendwie tun mir beide Bands sehr leid. Da sich die allermeisten im Zelt oder sonst wo Unterschlupf gesucht haben und es demnach nicht sehr viele Menschen vor die Bühne zieht. Ich kann halt damit leben, dass ich beide noch auf dem Tells Bells sehen werde. Was ich aber sagen kann, ist, dass keine der beiden das irgendwie was auszumachen scheint. Alle spielen Top-Shows. Das nenne ich echt sehr professionell.

Bei Rantanplan nieselte es zumindest nur. Demnach waren auch wieder recht viele Besucher*innen vor der Bühne, die alle recht tanzwütig waren. Rantanplan verbreiteten sehr gute Laune. Die Ska-Töne schienen zumindest die Sonne in die Herzen des Publikums zu tragen.

Rantanplan

Fast wie am Meer hier.

Als Syff, die für mich einer der Bands dieses Jahres sind, die Bühne betraten, war es vor der Bühne einfach nur noch grausam aus. Das Wasser stand knöcheltief und überall schwammen Sägespäne und Heu herum. Wenn es schon fast aussieht, wie am Meer, dann kann man wohl auch so feiern. Syff warfen Capri Sonnen so wie Strandbälle ins Publikum und so wurde das Ganze einfach eine riesengroße Sause. Alle traten nach den Bällen, was dazu führte, dass das ganze Wasser und der Schlamm einfach nur so herumspritzten. Die Band ging voll ab. Der Sänger suchte des Öfteren den Kontakt zum Publikum im Matsch. Eine wilde, erfrischende Show, die mit dem jetzt schon Klassiker Broken Record endete. Falls ihr Syff noch nicht kennt, checkt die unbedingt mal aus.

Syff

Als Still Talk spielten, machten wir uns zum Essstand. Der Hunger rief und wir wollten ein wenig unter Dach sitzen. Das Wasser kam derweil so stark den Hügel hinunter, dass sich tatsächlich ein Bachlauf auf dem Gelände gebildet hatte, der bis vor die Bühne lief.

Zu Rasta Knast blieben wir auch lieber auf unseren trockenen Bänken sitzen. Was für eine Misere.

Ignite spielen auf der Riez immer nur zu extremsten Bedingungen.

Ignite waren für Wisdom In Chains eingesprungen, die ja ihre ganze Tour gecancelt hatten, eingesprungen. Mich freute das eigentlich, da ich Ignite bevorzuge. Das letzte Mal, als Ignite auf der Riez spielten, war das Wetter genau andersherum. Damals war es brühend heiß. Zoli führte sich damals auf wie ein Idiot. Ihm war es zu staubig und er war sich dauernd am Beschweren, dass er so nicht Singen kann. Er ließ die Diva heraushängen, was einfach die ganze Show versaute und ein sehr schlechtes Licht auf die Band warf. Für alle, die dabei waren, wissen, dass er sich wirklich wie ein Arsch aufführte.

Zoli ist passé. Dafür steht nun Eli Santana am Mikro. Und genau das, war meiner Meinung nach bitter nötig für diese Band. Eli ist so positiv eingestellt. Er hat keine Berührungsängste mit dem Publikum und so gibt es eine Menge High-Fives und Fistbumps. Eli bringt einfach nochmal neues Leben in diese Band. Und es ist einfach nur wunderbar. Oft ist es ja schwierig, gerade den Sänger zu ersetzen, aber Eli war meiner Meinung nach ein absoluter Glückstreffer. Zoli brauche ich definitiv nicht mehr. Das Einzige, was ein wenig zu bemängeln wäre, ist, dass sie mehr Songs vom letzten Album hätten spielen können. Klar will man die Klassiker heraushauen. Aber The River hätte sich zum Beispiel noch gut in der Setlist gemacht. Absolut geiler Auftritt, der mir irgendwann selbst die Mütze vom Kopf fegte.
ignite -Riez (2024)

SETLIST IGNITE

  1. Veteran
  2. Anti-Complicity Anthem
  3. Poverty For All
  4. Who Sold Out Now
  5. Slowdown
  6. The Butcher In Me
  7. Let It Burn
  8. Bleeding
  9. Done Digging The Grave
  10. Sunday Bloody Sunday
  11. Embrace
  12. Fear Is Our Tradition

Ansprache von Mario

Nach Ignite erklimmt Mario, der Chef hier, selbst die Bühne und begrüßt die Crowd mit. „Hallo Rock am Bach“
„Erinnert ihr euch noch daran, wo es hier zu staubig war? Was war das denn eben für ein Auftritt? Danke, dass ich diese Band nochmal lieben darf!“ Da scheint damals wohl noch einiges passiert zu sein, von dem wir nichts wissen. Des Weiteren bedankt er sich bei der ganzen Riez-Crew. Die weder Arbeit noch Mühen gescheut haben, um das Gelände halbwegs in Ordnung zu halten. Auch bedankt er sich bei allen Bands und dem fantastischen Publikum, das trotz des Wetters hier blieb. Er erklärte, dass jeder hier alles ehrenamtlich macht und bei keinem auch nur ein Cent hängen bleibt und dass das Ganze hier auch gewaltig in die Hose hätte gehen können. Aber dass ja alle so verrückt seien und schon massiv Karten fürs nächste Jahr weg wäre und er dadurch wirklich beruhigt schlafen könne. Desweiteren erklärt er dass Traktoren bereit stehen falls wer nicht mehr vom Parkplatz kommt und hängen bleibt.
Mario verteilt trockene Socken ans Publikum.
„Hat Marek Lieberberg euch schon jemals Strümpfe geschenkt?“ fragt er.

Und ich weiß nicht, ob er es selbst weiß, aber dieser Satz bricht die Bedeutung dieses Festivals auf genau das Wesentliche runter.

Die Riez, das sind Freunde. Eine Veranstaltung von Freunden für Freunde, die sich umeinander kümmern. Die Riez ist Liebe. Die Riez ist eins der geilsten Festivals überhaupt.

Danke dafür an das ganze Team, die hier jedes Jahr einen mega Job leisten.

Kotzreiz mit zwei riesigen Patzern

Wer Kotzreiz kennt, weiß, dass die Punkboys aus Berlin nahezu immer nach Perfektion streben. Diesmal unterlaufen ihnen aber zwei massive Patzer.
„Hallo Kotzriez!“ begrüßt Chris Kotze die Menge. Dieses Wortspiel hatte ich die Woche vorher selbst im Kopf und hier hat man die Gelegenheit verpasst, Merch in Kooperation mit den Veranstaltern zu machen. Ob es jetzt die Schuld der Band oder der Veranstalter war, vermag ich nicht zu sagen.
Patzer Nummer zwei ist dann, dass Alte Männer rosten nich nicht in der Setlist auftaucht.  Heißt es doch hier so schön im Text: Alte Männer, so wie du und ich, alte Männer sind stets wasserdicht.
Es hätte so wunderbar gepasst.
Aber was erwartet man schon von so Punks? Na ja, im Prinzip genau das, was sie taten. Einfach eine geile Show zu spielen, die echt mega Bock gemacht hat. Spaßfaktor hoch zehn.
Zum Song Toilettenstern holen sie Tanja von Still Talk mit auf die Bühne, die dann hier mitsingen kann.
Schöner Abschluss für mich.

Setlist Kotzreiz

  1. Intro
  2. Nix Zu Verlieren
  3. Pfandflaschenmessi
  4. Kotzreiz
  5. Montag = Scheisstag
  6. Ratten Im System
  7. Bauarbeiter Srürb
  8. Dusty
  9. Nüchtern unerträglich
  10. Pfeffi Graf
  11. Punkboys don’t cry
  12. Berlin
  13. Toilettenstern
  14. Punk bleibt Punk

Das Lumpenpack spare ich mir. Persönlich kann ich mit der Band nicht wirklich was anfangen und wir wollten in den Schlafsack und trocknen. Es gab aber viele, die das anders sahen, denn vor der Bühne war nochmal mächtig viel los.

Fazit

Trotz des extremen Schmuddelwetters (ich glaube, so was Krasses habe ich in all den Jahren noch nie erlebt) war die Riez mal wieder wundervoll. Alle Bands hatten Bock, zu spielen. Das Publikum hatte trotz allem stets gute Laune. Und Idioten sind mir keine aufgefallen. Für mich tatsächlich eines der schönsten Festivals, wo ich jedes Jahr gerne wieder komme.

Apropos, nächstes Jahr feiert die Riez ihr 25stes.  Ich hoffe auf ein Riesenfest. Wer teilnehmen will, sollte sich aber jetzt schon mal Gedanken machen. Soweit ich mitbekommen habe, sind 60 Prozent der Karten schon weg.

Bis nächstes Jahr, bei hoffentlich besserem Wetter. Wenn es dann wieder heißt

Willkommen zur krassesten Gartenparty der Welt!

 


Nass bis auf die Knochen und trotzdem ne ganze Menge Spaß
– Das Festival aus Kev’s Sicht –

Ich muss hier gleich gestehen, dass ich eigentlich gar kein großer Fan von Festivals bin. Mehrere Tage in einem Zelt verbringen und sich besaufen, oder anderen dabei zuschauen, ist einfach nicht meins. Außerdem komme ich so langsam in ein Alter, in dem ich froh bin, gemütlich in einem richtigen Bett zu schlafen. Mal abgesehen davon ist die Zeit, die man als berufstätiger Vater einer kleinen Tochter hat, ziemlich begrenzt. Darum freue ich mich immer, wenn mal was in der Nähe meines Wohnortes stattfindet. Wie z.B. das Riez-Open-Air, das mit einer guten halben Stunde Fahrtzeit einfach optimal gelegen ist. Obwohl ich schon ein paar Jahre hier wohne, ist das Festival leider lange an mir vorbei gegangen.
Karten hatte ich schon eine Weile, also ging es am Freitagnachmittag für mich zum zweiten Mal in das beschauliche Bausendorf. Warum erst Freitag, wenn es doch schon donnerstags los geht? Wie gesagt… berufstätig und so.


Tag 1 Freitag –
Ein Hoch auf die Gummistiefel

Leider sagte der Wetterbericht für Freitag und Samstag nichts Gutes voraus. Als wir losfuhren nieselte es bereits leicht. Etwas verspätet kamen wir beim Gelände an, wo bereits die 1. Band zu spielen angefangen hatte.

Angel Grove hatten es als Opener natürlich gewohnt schwer, das kennt man ja. Die Lösung vom Veranstalter lautete: Bier! Das gab es zum halben Preis am, an der Bühne nächstgelegenen, Bierstand. Sagte man mir natürlich erst nachdem wir bereits eine Runde an einem anderen Stand erworben hatten… naja.
Angel Grove spielten soliden Punk, der aber leider nicht so ganz mein Fall war. Trotzdem eine ordentliche Eröffnung des Festivals.

Angel Grove

Nach kurzem Umbau waren dann The Dead End Kids an der Reihe. Kannte ich vorher auch nicht, lieferten aber ordentlich ab. Punkrock mit weiblicher Stimme und mal englischen und mal deutschen Texten. Werde ich mir in nächster Zeit mal in Ruhe anhören.

The Dead End Kids
Sauwetter

Nach einer kurzen Erfrischung am Bierstand (für mich gab es ab jetzt nur noch Limo… einer muss ja fahren) ging es mit Get Jealous weiter. Die Energie der Truppe war gut, leider holte mich der Sound so überhaupt nicht ab. Aber es kann ja auch nicht alles gefallen. Da es auch ordentlich anfing zu regnen, verkrümelten wir uns ins Bierzelt, wo ich dann, passend zum Wetter, noch ein Cover von „Durch den Monsun“ hören konnte. Ja, das Tokio Hotel Ding (würg).

 

Get Jealous

Als nächstes waren dann Normahl an der Reihe. Die kenne ich natürlich, hatte die, inzwischen älteren, Herren des Deutschpunk allerdings noch nie live gesehen. Die Setlist lieferte bekannte Stücke wie Deutsche Waffen, Punk ist keine Religion und den Mitmach-Klassiker Fraggles. Hat Spaß gemacht und die Leute, trotz inzwischen stärker werdendem Regen, gut mitgenommen.

Normahl

Nach weiteren Erfrischungen und einer guten Bratwurst, ging es mit Dead By Stereo weiter. Noch eine Band, von der ich höchstens mal 1-2 Songs gehört hatte. Das werde ich auf jeden Fall nachholen, denn der Live Auftritt der Jungs gefiel mir richtig gut. Die Songs hatten ordentlich Druck und der Sänger ordentlich Bock.

Death By Stereo

Inzwischen war das Wetter so richtig mies und es regnete in Strömen. Zum Glück hatte ich mir ein praktisches Regencape geliehen. Auch die, in weiser Voraussicht mitgebrachten, Gummistiefel waren Gold wert, denn der Platz vor der Bühne war inzwischen einem Matschfeld gewichen. Die Helfer des Festivals karrten schubkarrenweise Heu heran, welches auf dem Boden verteilt wurde, um der Situation wenigsten einigermaßen Herr zu werden.

Mittlerweile war es auch dunkel geworden, was gut zu der düsteren Stimmung passte, die FJØRT mit ihrer Musik brachten. Leider war das überhaupt nicht mein Fall, obwohl die Jungs musikalisch und gesanglich echt ordentlich was rüberbrachten. Wahrscheinlich war es einfach die Kombination mit dem beschissenen Wetter. Ich hatte auf jeden Fall keine große Lust auf die gedrückte Stimmung und setzte mich etwas weiter links von der Bühne auf eine Bank. Hatten meine Füße auch bitter nötig, denn Gummistiefel bieten jetzt auch nicht den größten Tragekomfort.

Fjort

Adam Angst war eine der Bands, auf die ich mich im Vorfeld schon sehr gefreut hatte, obwohl mir ihr letztes Album jetzt nicht so ganz zugesagte. Enttäuscht wurde ich auf jeden Fall nicht, denn die Band lieferte eine gute Show. Bei Songs wie Professoren und Splitter von Granaten ging das Publikum ordentlich mit und ich hatte auf jeden Fall ’ne Menge Spaß. Auch der Regen hatte inzwischen etwas nachgelassen.

Adam Angst

Leider war die Freude über den nachlassenden Regen nur von kurzer Dauer. Denn bevor es mit Terror losgehen sollte, ging etwas anderes los: Der heftigste Schauer des Abends, welcher den ganzen Rest der Show anhielt. Inzwischen war auch ich, trotz Regencape, welches mich wirklich lange trocken gehalten hatte, ziemlich nass. Es war das zweite Mal, dass ich Terror gesehen habe und ich finde die Live-Performance der Truppe aus Los Angeles einfach hammer. Scott weiß auf jeden Fall, wie man Leute animiert und eine gute Stimmung verbreitet. Trotz Matsch und Regen traute sich dann der Erste von der Bühne zu hüpfen, was von Scott mit einem freudigen „Yeah… we have a stagedive!!!“ begrüßt wurde. Für mich war Terror auf jeden Fall das Highlight des Tages.

Terror

Nach den Konzerten machten wir uns auf den Heimweg, schließlich musste ich auch noch meinen Kumpel in Trier abliefern und selbst nach Hause fahren. Für die Aftershow Party war es mir deshalb einfach schon zu spät. Da die Parkplätze sich auf einer Wiese befinden und es fast den ganzen Tag geregnet hatte, war es gar nicht mehr so einfach den Parkplatz mit dem Auto zu verlassen. Viel hätte nicht gefehlt, dann wären wir stecken geblieben (dazu später mehr). Trotz Regen ein wirklich spaßiger und fetter erster Tag.

Tag 2 Samstag –
Die nasseste Gartenparty der Welt

Da es auch die ganze Nacht hindurch geregnet hatte, war es nicht mehr möglich die Parkplätze zu verlassen. Gut, dass es auf einem Dorf auch Traktoren gibt welche die feststeckenden Autos herausziehen können. Also wurde im Zeitfenster von 10 Uhr bis mittags Hilfestellung geleistet. Eine tolle Aktion von allen Beteiligten auf komplett freiwilliger Basis.

 

Fleißige Helfer

Kurzerhand wurde das Motto „Die krasseste Gartenparty der Welt“ der Wettersituation angemessen geändert. „Die nasseste Gartenparty der Welt“ wurde auch am Samstag nicht vom Regen verschont. Es sollte nur noch schlimmer werden.
Bevor es los ging musste jedoch erst einmal das abgesoffene Festivalgelände versorgt werden. Viele fleißige Hände richteten es mit Stroh und Hackschnitzeln wieder her.
Wir waren natürlich wieder mal zu spät dran, was auch daran lag, dass wir nicht mehr auf der Wiese parkten, sondern uns einen Platz vor dem Gemeindezentrum suchten und den restlichen Weg zu Fuß antraten. War mit ca. 1km aber auch nicht wirklich weit zu gehen.

Strung Out hatten wir so leider quasi komplett verpasst, also ging es für uns mit Belvedere los. Diese spielten Punkrock, welcher leider bei mir wieder nicht so ganz zünden wollte. An der Show gab es aber eigentlich nicht auszusetzen… außer dem Wetter.

Danach kam mit Rantanplan direkt eines der Highlights meines Tages. Die Hamburger Ska-Punks sind, zumindest für mich, immer ein gute Laune Garant. Auch der Regen hatte während ihres Auftritts kurz Pause, was allerdings nicht so bleiben sollte. Besonders wenn man bedenkt, dass dies bereits der dritte Auftritt innerhalb von 24 Stunden für die Jungs war, ist es schon beindruckend, wie gut gelaunt sie ihr Set spielten. Von Müdigkeit keine Spur.

Rantanplan

Als nächstes waren Syff an der Reihe. Von denen hatte ich noch nie etwas gehört, aber Steve freute sich offenbar sehr auf den Auftritt und machte mich damit auch neugierig. Die Performance der Band war auf jeden Fall ziemlich gut. Vor allem der Sänger, mit Tigerhemd und Vokuhila, gab sich alle Mühe das Publikum den Regen vergessen zu lassen. Ins Publikum geworfene Wasserbälle und Capri-Sonne Päckchen, dazu die Tatsache, dass er sich selbst einige Male vor die Bühne in den Matsch begab, schienen auch gut anzukommen. Leider war das Ganze musikalisch nicht ganz mein Fall. Trotzdem eine gute Show.

Syff

Da sich der Hunger meldete und wir uns in eine recht lange Schlange am Imbisswagen einreihten, kann ich leider wenig zu Still Talk sagen. Als ihr Auftritt losging hatten wir uns in ein Zelt gerettet, um wenigsten trocken essen zu können. Was von dort zu hören war überzeugte auch nicht wirklich, mich wieder von unserem Platz im Trockenen weg zu bewegen.

(Punk-)Rock am Bach

Rasta Knast jedoch wollte ich dann doch sehen, also ging es wieder raus in den Regen. Inzwischen hatten sich richtige Bäche auf dem Gelände gebildet, welche sich in sehr großen Pfützen sammelten. Die Riez-Crew schaffte quasi pausenlos Nachschub an Heu an… ein Kampf gegen Windmühlen. Hatte ich schon einmal erwähnt, dass sich die Situation noch verschlimmern würde…?

Für Rasta Knast hatte es sich auf jeden Fall gelohnt, den Regen abzubekommen. Den altgedienten Punks merkte man ihr Alter gar nicht an. Mit viel Spielfreude lieferten sie eine gute Show und versprachen, sie anschließend noch am Tresen treffen zu können. Tatsächlich entdeckte ich sie einige Zeit später am Bierstand im Gespräch mit einigen Fans.

Rasta Knast

Da Wisdom in Chains, wegen des Ausstiegs von Sänger Mad Joe Black, alle Auftritte abgesagt hatten, sind Ignite eingesprungen. Ich hätte Wisdom in Chains wirklich gerne gesehen, aber wenn man schon eine Ersatz-Band braucht, dann bin ich echt froh, dass es diese geworden ist. Ignite hatte ich bereits einmal gesehen und war absolut begeistert. Eli war zu der Zeit noch recht neu dabei (Zoli hatte ich dementsprechend nie live gesehen) und machte einen unglaublich guten Job. Auch dieses Mal war der Auftritt einfach großartig. Die positive Energie, welche die Jungs versprühten war direkt zu spüren. Ein sichtlich gut gelaunter und dauergrinsender Eli war dann die Kirsche auf der Torte. Es war wirklich toll, wie er mit dem Publikum interagierte und es animierte. Damit waren die Burschen aus Kalifornien auf jeden Fall mein absolutes Highlight des gesamten Festivals.

Ignite

Nach dem Auftritt gab es noch eine Ansage von Mario, der offenbar der Chef der ganzen Nummer hier ist. Ich kenne ihn zwar nicht, aber bei seinem Auftritt kam er mir äußerst sympathisch vor. Er bedankte sich bei den Besuchern für das Aushalten des Wetters und der ganzen Crew für ihren unermüdlichen Einsatz, egal ob nun hinter der Theke, beim herrichten des Geländes oder anderer Stelle.
Und genau hier möchte ich auch sagen:
Vielen Dank für Euren tollen Einsatz der komplett auf ehrenamtlicher Basis stattgefunden hat. Ihr seid der Wahnsinn Leute!!!

Der Regen hatte inzwischen die neu gebildeten Bäche ordentlich gefüllt und das Merch-Zelt stand jetzt vollständig unter Wasser. Der Stimmung tat das aber offensichtlich keinen Abbruch.

Kotzreiz waren als nächstes dran. Sie lieferten ebenfalls eine gute Show mit ihrem Schrammel-Punk und banden das Publikum mit einer Mischung aus Musik und vielen Ansagen ordentlich ein. Zu Toilettenstern tauchte nochmal Tanja von Still Talk auf und sang mit.

Kotzreiz

Der Headliner des Abends war dann Das Lumpenpack… Kannte ich bisher auch nicht. Also zog ich mir im Vorfeld schon einmal 2 Songs der Band rein. Ich fand es zwar witzig, wusste aber nicht, ob sie zum restlichen Lineup passen würden. Aber was soll ich sagen? Es passte wirklich gut. Mit gut geschriebenen Texten und einer Menge Spaß, waren sie definitiv ein gelungener Abschluss des Festivals.

Das Lumpenpack

Anschließend traten wir glücklich und zufrieden den Weg zum Auto an. Zum Glück hatte ich von den netten Sanis ein Pflaster ergattern können. Das lange Tragen der Gummistiefel hatte seinen Preis gefordert.

Fazit

Die Riez ist ein großartiges Festival. Es hat wieder einmal eine Menge Spaß gemacht und das diesjährige Lineup war einfach der Hammer. Das Wetter war eine Vollkatastrophe, aber da kann natürlich niemand etwas dafür. Der Veranstalter und die vielen Helfer haben wirklich alles gegeben, die Situation in den Griff zu bekommen. Dafür nochmals ein fettes Lob. Schön war auch, den Away From Life Kollegen Steve und seine Freundin kennenzulernen.

2025 feiert die Riez passender Weise sein 25-jähriges Jubiläum. Hoffentlich kann ich dann nächstes Jahr wieder dabei sein.

Großes Dankeschön noch an Nico von Lekuttephotographie für die Fotos die er uns bereit gestellt hat!

- Werbung -
– Playlist: Happy Release Day

Beitrag kommentieren

Bitte gebe dein Kommentar ein
Bitte gebe dein Name ein