Alarmsignal - Ästhetik Des Widerstands (2022)
Alarmsignal - Ästhetik Des Widerstands (2022)

Das Jahr 2022 ist noch jung und schon darf ich ein Review über ein Album schreiben, nach welchem sich mein Plattenteller bereits seit einem Jahr sehnt. Denn seit dieser Zeit ist das neue Alarmsignal Album Ästhetik des Widerstands bereits im Kasten und wartete, im Gegensatz zu mir,  geduldig auf seine Veröffentlichung.
Aber nun liegt das Album, mit den prallen 13 Titeln, ja endlich vor mir und beim Blick aufs Plattencover muss ich direkt an die Tochter eines Freundes denken, die einmal sagte: „Farben sind für alle da“ und ja, da hat sie definitiv recht und trotzdem werden ich und das Cover-Artwork wohl nie miteinander warm werden. Das müssen wir aber auch nicht, denn es kommt schließlich auf die inneren Werte an und diese schmettern mir nun, mit dem bereits vorab veröffentlichten Opener Huso-Level entgegen.

Alarmsignal 2022 (Photo by Daniel Peter)

Ein Lied, welches direkt als Blaupause eines typischen Alarmsignal-Titels herhalten könnte. Schnell vorantreibend, mit einer eigenwilligen Textstruktur, die sich erst auf den zweiten Blick in das Melodiegerüst einfügt und natürlich hier und da ein kleines Augenzwinkern. Also der perfekte Einstand in ihr achtes Album, welches am 14. Januar wie gehabt über Aggressive Punk Produktionen erschienen ist.

Und dieser Einstand tut mir auch einfach nur gut. Anders kann ich es nicht sagen, denn ihre Vorgängeralben Attaque (2018/Review) und Viva Versus (2015/Review) sind leider immer noch in irgendwelchen meiner Umzugskartons vergraben und warten auf die Wiederentdeckung. So war ich vor kurzem sogar fast soweit, auf digitale Alternativen zurückzugreifen, aber zum Glück ist die Durststrecke nun erstmal überstanden und ich kann mich weiter gegen den Fortschritt wehren.

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Nachdem der Einstieg nun also vollends gelungen ist, trägt mich der Titel Ich hoffe du findest was du suchst (übrigens auch ein schönes Lied, welches durch Gunnar von Dritte Wahl Unterstützung erfährt und zumindest in den ersten Sekunden etwas an alte Rancid-Zeiten erinnert) zum ersten Höhepunkt des Albums. Diesen markiert für mich ganz klar der gesanglich mit Inbrunst hingerotzte Track Revolutionary Action.

In diesem drückt Schlagzeuger Kühn die Worte in einer Art aus sich heraus, die einfach seinesgleichen sucht. Und allen Punkrock-Polizist*innen da draußen, die jetzt meinen, dass eine Deutschpunkband nicht englisch singen darf, zeige ich einfach mal ganz getrost den Mittelfinger, denn auf dieses Lied möchte ich einfach nicht mehr verzichten wollen. Im Gegenteil, gerne mehr davon!

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Über den für mich, im Vergleich zu den anderen Titeln auf dem Album, eher mittelmäßig daherkommenden Titel Alles ruiniert, gelangt man dann zum ebenfalls schon bekannten Titel Bring dich in Sicherheit. Dieser wurde bereits vorab als Soli-Single veröffentlicht und hat mit dem Erlös die angeklagten Seenotretter*innen der Ioventa unterstützt. Im Gegenzug bekamen Alarmsignal in dem Titel dann gesangliche Unterstützung von Ioventa-Kapitän und Jesus Skins Mitglied Dariush. Und diese Unterstützung macht in beide Richtungen vollends Sinn. So kam durch den Support ein echt geiler Track heraus, welcher sich gerne auch mal längere Zeit im Hirn festsetzt.

Nach dem Uptempo Stück Kein Mensch ist Illegal, welcher einem in einer halben Minute unmissverständlich diesen Standpunkt klarmacht, und dem Eingeständnis Zu weich zu Punk geht es mit meinem „Tiefpunkt“ des Album weiter. Diesen markiert hier Kompass & Chauffeur feat Mel von Shirley Holmes. Allerdings nicht weil es ein schlechtes Lied ist, dieses ist nämlich sehr eingängig, sondern weil es auf diesem Album irgendwie falsch positioniert scheint.

Woran das liegt, weiß ich nicht genau, aber das ist jetzt auch unwichtig, denn nun folgt direkt der zweite Höhepunkt, Eigentlich Elena. Ein Lied, welches schon lange das Licht der Welt hätte erblicken müssen, denn es spricht ein ganz wichtiges Thema an. Ein Thema, welches viel zu wenig in den Vordergrund von Diskussionen rückt. Das Thema der (Zwangs-) Prostitution und ihrer Folgen. Ein extrem gutes Lied mit noch viel wichtigerem Inhalt.

Anschließend gibt es wieder etwas für unsere Punker-Polizei, denn 161 ist das zweite Lied, welches in englischer Sprache dargeboten wird. Aber da ich ja zum Glück zwei Hände habe, fährt hier auch der andere Mittelfinger aus, denn auch dieses Lied ist unheimlich gut.

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Langsam bewegen wir uns auch schon Richtung Ende des Albums. Vorher wird aber noch einmal bisschen experimentiert und wer eignet sich da besser als Torsun von Egotronic? Und so befindet sich mit Tanzen auch ein elektronisch angehauchtes Stück auf diesem Album, welches ich aus einem ganz besonderen Grund feiere. Endlich gibt es einen Moment, auf Alarmsignal-Shows, in dem dem ich getrost bierholen gehen kann. Denn spielen werden sie ihn garantiert.

Neben der Feierei muss aber auch Traurigkeit seinen Platz haben und den findet sie im fast schon depressiven Stück Hoffnung, über welches ich mir an dieser Stelle keinen Meinung bilden möchte, denn es scheint als ob es eine sehr persönliche Nummer eines Bandmitglieds ist. Nur soviel…das hätte ich auf diesem Album nicht erwartet.

Ebenso wie das abschließende Auf alles (was noch kommt). Denn dieses handelt Alarmsignal untypisch von der Band selbst, was echt nicht häufig vorkommt. So haben sie sich mit diesem Titel ein nachträgliches Geburtstagsständchen zum 20sten geschrieben. Ein echter biergeschwängerter „Party-Hit“.

Ja und dann ist die kleine Reise ins Alarmsignal-Land auch schon wieder vorbei, zumindest so lange, biss ich gleich noch einmal von vorne beginne, denn dieses Album schreit danach. Es ist unheimlich kurzweilig und genau das, was ich mir von den Jungs erhofft hatte. Vielen Dank dafür.

Alarmsignal live:

18.02.2022 Leipzig (DE) / Conne Island / Ausverkauft
19.05.2022 Saarbrücken (DE) / Kleiner Klub
20.05.2022 Darmstadt (DE) / Oetinger Villa
28.05.2022 Apen (DE) / Apen Air
16. – 18.06.2022 Merkers (DE) / Rock am Berg Open Air
08.09.2022 Stuttgart (DE) / Juha West
24.09.2022 Köln (DE) / Gebäude 9
22.10.2022 Nürnberg (DE) / Z-Bau
04.11.2022 Wien (AT) / Arena Wien
05.11.2022 Dresden (DE) / Chemiefabrik
25.11.2022 München (DE) / Feierwerk
09.12.2022 Hamburg (DE) / Uebel&Gefährlich
10.12.2022 Hannover (DE) / Faust
28.01.2023 Bern (CH) / Blaues Pferd Festival

 

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– Playlist: Happy Release Day

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