Best-Of HC-Punk 2023: Der Jahresrückblick von Fischi

"Die US-Amerikaner spielen genau die Art von Hardcore, die ich mag: Brachial, schnell, melodisch, kritisch und ohne Tough-Guy-Attitüde. Geil!" Fischi und sein Jahesrückblick 2023.

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Und wieder ist ein Jahr vorbei. 2023 hatte für mich privat viele Höhen und Tiefen parat. Ohne zu sehr in’s Detail gehen zu wollen kann ich ohne Übertreibung sagen: Hardcore und Punk mit all ihren Facetten hatten einen großen Anteil daran, mich aus den Löchern zu holen und ebenso durch die schönen Momente zu tragen.
Gesamtgesellschaftlich lief es 2023 eher durchwachsen: Kriege, der Klimawandel schreitet ungebremst voran, unsägliche Debatten darüber, wie man Menschen die Schutz suchen, am besten von hier fernhalten kann, … Die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Auch hier bietet mir die Musik immer wieder ein Ventil um die Frustration und Sorgen mit meiner eigenen Band nach außen zu tragen und ebenso gibt sie neue Ideen und Perspektiven, die mich persönlich immer ein Stückchen weiter bringen.

So, dann machen wir uns mal an’s Eingemachte: Ich denke aufgrund der beschriebenen Ups und Downs ist mein Jahresrückblick dieses Jahr weniger harmonisch und mehr Hardcore-lastig geprägt. Scheinbar hat mich die Geradlinigkeit und Aggression 2023 mehr angesprochen. Für mich war es dieses Jahr schwer, mich auf eine Handvoll Platten zu einigen, da es in meinen Augen so viele Releases gab, die hier einen Platz verdient hätten. Wofür ich mich schlussendlich entschieden habe lest ihr weiter unten.

Bevor es losgeht, noch ein paar Sätze zu mir: Ich bin Fischi, 31 Jahre alt und wohne in Ulm. Ich spiele ich in zwei Bands (Punk und Hardcore), betreibe das 2020 gegründete Label Modern Illusion Records mit meinem Bruder und schreibe seit 2017 für AWAY FROM LIFE, was bedeutet, dass dies bereits mein siebter Jahresrückblick ist!

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Alben des Jahres 2023

Mil-Spec – Marathon (Lockin‘ Out Records)

Bereits weit vor Release des Albums Marathon haben die Kanadier Mil-Spec den Song The Days Don’t End veröffentlicht. Wow, was für ein Hit! Bereits der Anfang mit den melodischen Gitarren (die in der Bridge regelrecht explodieren), die Vielseitigkeit des Songs und die Texte haben mich sofort gepackt und das ganze Jahr nicht mehr losgelassen. Als dann das Album hinterherkam war ich nicht weniger begeistert, denn was Mil-Spec hier abliefern ist melodischer & emotionaler Hardcore-Punk, der sich in keine Schublade pressen lässt und mitreißt – sowohl textlich/inhaltlich, wie auch musikalisch!

 … And with every July the sun breaks through the nightAnd we don’t care that no year is for sureOr that our best friends are berserkThe summer air will be thick with memory …

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Envision – The Gods That Built Tomorrow (From Within Records)

Envision sind anders, das zeigen sie auf The Gods That Built Tomorrow einmal mehr. Sowohl die Stimme des Sängers, wie auch die musikalische Untermalung haben etwas sehr eigenständiges, was ich in der Hardcore-Welt so sonst nicht mehr ausfindig machen kann. Vor allem die „Metal-Gitarren“ stechen hervor, aber nicht so dass es nervt, sondern dass sie die Songs aufwerten, frisch wirken lassen und viel Abwechslung reinbringen. Auf The Gods That Built Tomorrow führen Envision das fort, was sie die letzten EPs begonnen haben. Ich freu mich auf mehr!

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Farewell Signs – Dead Body Language (Modern Illusion Records, Passion Means Struggle)

Farewell Signs haben aus mehreren Gründen einen Ehrenplatz in dieser Liste. Zum Einen haben sie mit Dead Body Language ein sehr feines und durchdachtes Hardcore-Punk-Album veröffentlicht. Zum Anderen auf Vinyl über mein kleines Label Modern Illusion Records. Ich habe dieses Jahr viel Arbeit in dieses Release, das erste „große“, gesteckt und das Ergebnis hört und schaut sich hervorragend an! Außerdem sind die Jungs alles feine Typen und ich bin froh, dass Gitarrist Uli seitdem zum Umfeld meiner eigenen Band gehört. Wer noch nicht hat – riskiert hier mal ein Ohr, es lohnt sich!

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Paint It Black – Famine (Revelation Records)

Erst vor wenigen Tagen habe ich Paint It Black durch ein Interview im aktuellen Ox-Fanzine entdeckt. Wie konnte diese Band so lange an mir vorbeilaufen?! Auf Famine spielen die US-Amerikaner genau die Art von Hardcore, die ich mag: Brachial, schnell, melodisch, kritisch und ohne Tough-Guy-Attitüde. Geil!

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GEL – Only Constant (Convulse Records)

Bereits in meinem Review im Februar habe ich prognostiziert, dass Only Constant der umtriebigen GEL in meinem Jahresrückblick auftauchen wird und – tadaaa! Wer wissen will wieso, soll das Review lesen. Eigentlich reicht als Erklärung aber auch: „Hardcore for fucking Freaks“!

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Weitere gelungene Alben:

EPs des Jahres 2023

Phantom Bay – Underground (KROD Records)

Manchmal ist das mit der Musik schon komisch. Obwohl ich das Debüt-Album aus dem letzten Jahr von Phantom Bay total abgefeiert habe, habe ich es erst vor wenigen Wochen geschafft, in die neue EP Underground reinzuhören. Hätte ich das mal lieber früher gemacht – Phantom Bay gehen hier ihren eingeschlagenen Weg konsequent weiter und legen sogar noch eine Schippe drauf. Heraus stechen die Gitarren, die markante Stimme des Sängers und generell der Songaufbau. Underground lässt bei mir keine Wünsche offen und ist ein Paradebeispiel für gelungenen Melodic Hardcore. Wer wünscht sich noch gleich eine Title Fight – Reunion?

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Force Of Denial – Times Of Strife (DBNO Records)

Force Of Denial aus Hannover haben Ende November ihre neue EP Times Of Strife veröffentlicht. Aus Hannover? Ja, richtig! Mit ihrem Sound, der an Bands a la Magnitude erinnert, könnten sie sich astrein in der US-Szenenlandschaft einordnen. Die EP ist stark produziert und lässt auf ein baldiges Album hoffen.

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Weitere gelungene EPs:

Demos des Jahres 2023

Wonderful World – Demo ’23 (Room 11 Records)

Hardcore voll auf die zwölf! Der Sänger wütet sich durch acht kurze Songs, angepeitscht vom treibenden Schlagzeug und den straighten Gitarren. Ich denke von Wonderful World hören wir bald noch mehr, zumindest hoffe ich das!

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Phase – Demo 2023 (Collective Memory)

Ich kann mir vorstellen, dass ein Phase-Konzert total viel Spaß macht! Hier wird der Hardcore definitiv nicht neu erfunden, stellenweise wirkt das sogar etwas dilenttantisch, hat aber einen total coolen eigenen Charme. Deshalb bin ich mir sicher, dass Phase perfekt in einen kleinen Klub passen, bei dem der Schweiß von der Decke tropft. In einer Szene, in der es Bands auch mit kleineren Budgets schaffen, ihre Werke total überzuproduzieren, ist Phase die sympathische Gegenspielerin.

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Highlights des Jahres 2023

Natürlich Live-Konzerte! Platten sind schön und wichtig, so richtig entfaltet sich das Gesungene und Gespielte aber nur live. Hier eine kleine Auswahl an tollen Konzerten 2023:

01.04.2023 Pascow in München

Pascow sind live einfach eine Macht! Was gibt es da mehr zu sagen? Wer etwas anderes behauptet, muss innerlich tot sein. Die ersten Klänge von „Himmelhunde“ erklingen und das brechend volle Backstage dreht komplett am Rad. Hat total viel Spaß gemacht und alle verlassen die Halle mit einem breiten Grinsen im Gesicht!

04.10.2023 Strike Anywhere in Stuttgart

Endlich wieder Strike Anywhere live! Lange hat es gedauert (fast zehn Jahre?!), bis ich die Polit-Punks wieder sehen konnte. Leider unter der Woche, aber was soll’s! Dann die Hiobsbotschaft kurz vor dem Konzert: Der Drummer hat sich am Vortag den Arm gebrochen, shit! Egal, so wird das Set zweigeteilt: Auf eine ruhige Einlage, bei der der Drummer einarmig spielt, folgt der zweite Teil mit dem Schlagzeuger der Vorband. Zehn Songs, bei denen das Publikum – inklusive mir – vor der Bühne total am Ausrasten ist (siehe Titelfoto). Wie kann man auch anders, bei all den Hits?

19.10.2023 Millencolin in Ulm

Ja wie jetzt, Millencolin spielen in meiner Heimatstadt? Hin da! Ich finde es sehr schön zu sehen, dass in den letzten Monaten immer mehr größere Punkbands den Weg in das heimische Roxy gefunden haben – gerne mehr davon! So war das Konzert von Millencolin – entgegen meiner Erwartungen – fast ausverkauft. Die Stimmung war super und auch die Band gut, was ja nicht immer selbstverständlich bei den Schweden ist.

11.11.2023 Act The Fool in Heilbronn

Vor dem Release unserer EP nächstes Jahr und einer mehrwöchigen Bandpause konnte ich mit meiner Band noch ein sehr schönes letztes Konzert im Jahr 2023 spielen: Kleiner Club, super entspanntes und tanzwütiges Publikum und auch die anderen Bands waren total nett. Hat Spaß gemacht!

Neben den genannten Shows sind es die Begegnungen, der Austausch und die Bereicherung die ich durch diese Szene erfahre. So viele verschiedene Menschen treffen in einem Raum aufeinander und teilen die Energie und die gleiche Leidenschaft für eine Sache – schön!

Enttäuschung des Jahres 2023

Anti Flag. No more words needed!

Außerdem die Ticketpreise für die NOFX-Abschiedsshows. 90 Euro?! Da mich die Band so lange begleitet und geprägt hat, muss ich da aber leider in den sauren Apfel beißen, auch wenn es weh tut.

Ausblick für 2024: Für das nächste Jahr wünsche ich mir…

  • Same procedure as every year: Dass Banner Pilot endlich ein neues Album rausbringen. Auf geht’s!
  • Ich freue mich auf die Veröffentlichung der EP meiner Band und die Konzerte die wir (hoffentlich) in großer Zahl spielen werden.
  • Ansonsten bin ich genügsam und lasse mich überraschen! Solange Musik mit dabei ist, wird’s schon schief gehen 🙂

Leserumfrage

Nun seid ihr aber dran: verratet uns bis zum 31. Dezember Eure Highlights des Jahres in der Leserumfrage.

Zur Leserumfrage »

Die Ergebnisse der Umfrage stellen wir Euch dann im Januar 2024 vor. Wir sind gespannt auf Eure Antworten und wünschen Euch schon mal besinnliche Feiertage mit Euren Liebsten und einen guten Start ins neue Jahr!

PS: Folgt hier unserer Spotify-Playlist zum Best-Of 2023.

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– Playlist: Happy Release Day

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