Wenn Body Count endlich wieder auf Tour sind, ist es zu 100% sonnenklar, dass es ein absoluter Pflichttermin sein muss. Drei Mal durfte ich die Band in den letzten Jahren live sehen und ich bin der festen Überzeugung, dass es kaum Shows gibt, bei denen man so zuverlässig beste Unterhaltung geboten bekommt wie bei den kalifornischen Legenden rund um Ice-T. Also ab nach Spandau in die wunderschöne Zitadelle, um den Großmeister mitsamt seiner Crew endlich wieder live zu sehen.
Vorab sei gesagt, dass das Konzert im Rahmen des Citadell Music Festivals stattfand, bei dem im ganzen Sommer zahlreiche Acts auf dem historischen Gelände der Zitadelle Spandau auftreten. Am Wochenende haben NoFX hier noch ihre zwei letzten Deutschland-Shows ever gespielt und im Verlaufe des Sommers kommen unter anderem noch ZZ Top (ich weiß, kein Punkrock, aber trotzdem sau cool) in den Berliner Norden. Der Abend war tadellos organisiert und man merkte bereits vor der Show, dass die Leute richtig Bock hatten. Unter anderem lag das auch an der stabilen Show von Slope, die den Abend eröffneten.
Um 20 Uhr kam dann aber Body Count auf die Bühne und startete direkt mit dem absolut legendären Song Body Count’s in the House. Nachdem zunächst die Band rund um Ice-T’s Sohn Lil Ice und Gitarrenlegende Ernie C den ersten Part des Songs performten, kam dann der Maestro persönlich auf die Bühne geschlendert und hat ganz Berlin erstmal gezeigt, wer der wahre Bürgermeister an diesem Dienstag ist. Natürlich wurde kurz die Band vorgestellt, bis es dann um ihn selbst ging „…and I’m Ice-‚mothafuckin‘-T Bitch!“
Der Anfang des Sets wurde dann mit einem Raining Blood-Cover und dem Mega-Hit Bowls of the Devil fortgesetzt. Im Publikum wurde sofort ordentlich Staub aufgewirbelt und ein starker Pogo eröffnet. Auf der Bühne verzieht währenddessen Ice-T keine Miene, sein Sohn rennt wie ein Wahnsinniger hin und her, Bassist Vincent Price guckt maximal gefährlich und Juan of the Dead und Ernie C reißen ein pures Gitarrenmassaker ab – cooler kann man nicht in ein Konzert starten.
Anschließend fängt Ice-T an, mit den Menschen zu reden. Es geht um Streetlife, Gang-Gewalt und die Themen des neuen Albums: Psychopathen und Drive-Bys. Seine fürsorgliche Seite zeigt Ice-T, als er den jüngsten Body Count-Fan des Abends auf die Bühne holt: einen 13-jährigen Jungen namens Julien, der sich ab sofort keine Sorgen mehr um gemeine Mitschüler machen muss. Jetzt soll er sich nämlich bei „Uncle Ice“ melden, wenn mal etwas ist. Falls dieser gerade nicht zugegen ist, soll er seinen Gegnern ins Gesicht gucken und klar und deutlich sagen: „Talk Shit, Geht Shot!“
Das extrem kurzweilige Set ist ansonsten eine Mischung aus alten Bangern wie There Goes the Neighborhood und Cop Killer sowie neueren Songs wie No Lives Matter und Manslaughter. Jedes Lied geht wahnsinnig ab und das Publikum wird immer lauter. Für die Zugabe hat sich Ice-T dann etwas ganz besonders einfallen lassen. Mit 66 Jahren ist er, laut eigener Aussage, einfach zu alt, um wie andere Bands von der Bühne zu gehen, nur um dann nach 2 Minuten zurückzukommen. Er möchte stattdessen eine „virtuelle Zugabe“, bei der man ihm einfach, während er noch auf der Bühne ist, zujubeln soll, abhalten.
Gesagt getan und direkt ging es weiter mit dem Evergreen Born Dead – dem vermutlich geilsten Live-Song des Abends. Der Moment als die ganze Zitadelle „Born Dead“ schrie und zum Refrain lossprang, war einfach nur überwältigend. Emotional wurde es danach bei This Is Why We Ride und Ice-T’s Erklärung, warum er Probleme in seinem Leben immer lieber selbst lösen wollte. Zum Abschluss gab es dann noch einen Song vom bald erscheinenden Album Merciless zu hören, bei dem anscheinend auch Comfortably Numb von Pink Floyd im Refrain zitiert wird. Ich bin sehr gespannt auf diesen Song.
Insgesamt war die Body Count-Show von vorne bis hinten einfach nur der Hammer. Selten haben sich 90 Minuten so wahnsinnig kurz angefühlt und selten wurde ein Set so souverän und gleichzeitig mit einem dermaßen hohen Coolness-Faktor runtergespielt. Was bin ich froh, Ice-‚mothafuckin‘-T mal wieder live gesehen zu haben. Auf dass er und Body Count noch viele viele Jahre weiter machen!