40 Jahre Toy Dolls sind sicherlich ein Grund zu feiern. Aber ob die britische Punk-Institution ein echtes Standing in Saarbrücken hat, zumal die Karten doch relativ teuer waren?
Am Anfang sah es nicht so aus, denn als die Münchner von Garden Gang das Konzert gegen 19:30 eröffneten, befand ich mich in der zweiten Reihe… Gut zehn Meter von der Bühne entfernt. Der frühe Beginn ist freitags in der Garage notwendig, weil anschließend immer noch Diskobetrieb ist. So bekamen viele gar nicht die durchaus interessante Mischung aus Punk, Beat und Rock & Roll mit, die die Band seit fast 30 Jahren umtreibt. PamP, einziges verbliebenes Originalmitglied, machte gute Meine zum bösen Spiel und lieferte einen prima Gig ab. Ebenso wie seine Gesangskollegin Ann Dee, die sich reichlich Mühe gab, im Stile einer Rocky Horror Picture Show zu tanzen. Nur hörte man die Dame nicht… Es gelang der Band leider nicht, die halbkreisförmige Formation des Publikums zu durchbrechen. Zum Glück zeigten einige Fans doch, dass die Band ihnen durchaus gefiel. Auch am Merchandise-Stand war nachher noch Bewegung zu sehen.
Daher sah ich eigentlich schwarz für die Toy Dolls, doch während der etwas langen Umbaupause (mit etwas UK-Punk in der Zwischenbeschallung) füllte sich die Halle merklich. Und dann betrat die Band in pinknem Outfit die Bühne und legte mit einer wirklich in allen Formen exzellenten Show los. Es gab alles: Konfetti aus der überdimensionalen Sektflasche, einem Pappaufsteller von Boris Johnson Richard Clayderman (siehe Kommentar) wurde der Kopf abgeschlagen und am Ende gabs noch Riesen-Luftballons. Dazu drei Mal Outfit-Wechsel.
Auch das Publikum hatte Bock und von Anfang gabs einen soliden Pogo, denn der Rezensent auch zu einem solchen nutzte. Dabei war die Publikumsstruktur sowohl außerhalb des exquisiten Tanzkreises, als auch allgemein bunt gemischt. Eltern waren mit ihren Söhnen und Töchtern da und hatten sicherheitshalber auch ihre angehenden Schwiegersöhne/-töchter mitgebracht. Von blutjung bis alt war alles vertreten. So erübrigte sich auch die Frage des Sängers Michael „Olga“ Algar, ob er oder das Publikum zu alt für den Scheiß sind. Auf beiden Seiten kann man das ganz klar mit „nein“ beantworten. Die Songauswahl war ziemlich gut, das merkte man auch daran, dass ihr wohl größter Hit Nellie the Elephant irgendwann in der Mitte des Sets kam. Ansonsten eine Reise durch 40 Jahre simplen Fun-Punks mit lustigen Melodien.
Ein sehr schönes Konzert einer sehr sympathischen Band!
Der Pappaufsteller dem der Kopf abgeschlagen wurde zeigt nicht Boris Johnson sondern Richard Clayderman.
Danke!