Nun ist es endlich so weit und das Jahr 2020 neigt sich dem Ende zu! Dass dieses Jahr wenig Gutes zu bieten hatte, müssen wir Euch ja nicht erzählen. Wir wollen aber trotzdem versuchen positiv auf die vergangenen Monate zurückzublicken, denn das ein oder andere Highlight gab es 2020 ja dann doch. Daher präsentieren wir Euch in den kommenden Wochen wieder täglich unsere Best-Of HC-Punk 2020!
Gleichzeitig dürft ihr uns auch 2020 wieder bis zum 31. Dezember Eure Highlights des Jahres in der Leserumfrage mitteilen. Beantwortet 6 kurze Fragen und helft uns gemeinsam das Hardcore-Punk-Jahr Revue passieren zu lassen. Als kleines Dankeschön verlosen wir unter allen Teilnehmenden 3 Überraschungspakte mit CDs, Vinyl und mehr im Gesamtwert von über 250 Euro:
Die Ergebnisse der Umfrage stellen wir Euch dann im Januar 2021 vor. Wir sind gespannt auf Eure Antworten und wünschen Euch vorab besinnliche Feiertage mit Euren Liebsten und einen guten Start ins neue Jahr.
Hier könnt Ihr unserer Spotify-Playlist zum Best-Of 2020 folgen.
Marius‘ Hardcore-Punk Highlights 2020
Ich heiße Marius und bin an und für sich seit 2018 bei AWAY FROM LIFE dabei. In den letzten anderthalb Jahren ist dies leider komplett zum Erliegen gekommen. Umso mehr freue ich mich, dass ich wieder dabei bin um Euch meine Highlights des Jahres vorstellen zu können. 2020 war ein verrücktes und teilweise beschissenes Jahr. Aber kommen wir nun zudem, was hier wirklich zählt: Gute Musik!
Alben des Jahres
The Menzingers – From Exile (Epitaph Records)
Tja, was soll man sagen? Einfach alles was The Menzingers produzieren ist irgendwie geil. So auch die akustische Neuinterpretation vom 2019 erschienenen Album Hello Exile. Häufig kann man Akustikveröffentlichungen von Rock-Bands mit einer gewaschenen Kutte vergleichen: Man hatte wilde und dreckige Jahre, aber irgendwann ist auch mal Schluss damit. Daran gibt erst einmal auch nichts Negatives. Nichts bleibt so wie es mal war und wenn es anders wäre, dann wäre das Leben auch ziemlich langweilig. Und genau in diese Vorstellung passen die Geschichten, die The Menzingers auf From Exile erzählen. In diesem Zusammenhang hat mich From Exile mehr als überzeugt.
Spanish Love Songs – Brave Faces Everyone (Pure Noise Records)
Die Texte von Spanish Love Songs erinnern mich häufig an die deutschsprachigen Indie-Bands. Sehr viel Pathos. Glücklicherweise machen Spanish Love Songs keinen Indie-Rock und Sänger Dylan Slocum hat eine Stimme, der man den ganzen Schmerz in den Texten abkauft. Manchmal hilft es ja auch ein wenig in Selbstmitleid zu versinken. Brave Faces Everyone ist in dieser Hinsicht mehr als hilfreich. Spätestens bei der Zeile „My bleak mind says it´s cheaper just to die“ im Song Losers, kann man direkt das Licht ausmachen und sich ins Bett legen. Die Geschichten, welche Dylan Slocum in seinen Texten erzählt, sind allerdings wirklich gut geschrieben und erzählt. Brave Faces Everyone hat mich endgültig von Spanish Love Songs überzeugt und hat sich damit seinen Platz in meinen Jahreshighlights verdient.
Touché Amoré – Lament (Epitaph Records)
Endlich ein Album in meinem Jahresrückblick, dass keine traurigen Geschichten erzählt. Ach scheiße, doch nicht. An und für sich hatten Touché Amoré uns mit Lament ein positives Post-Hardcore Album versprochen. Das Positive an diesem Album habe ich noch nicht ganz finden können. Aber egal, Touché Amoré haben ein neues Album veröffentlicht! Es hat allerdings ein wenig gedauert, ehe ich mit Lament so richtig warm wurde. Klar, Touché Amoré können kein zweites Stage Four produzieren. Doch die emotionale Intensität des Albums hat die Messlatte bei Touché Amoré auf ein ganz neues Level gehoben. Dieses Gefühl habe ich bei Lament zunächst vermisst. Nach mehrmaligen Durchgängen wurde jedoch deutlich, dass auf Lament neue und altbewährte musikalische Stilmittel von Touché Amoré bedient wurden. Savoring hätte auch auf Stage Four erscheinen können, Lament auf Is Survived By und so weiter. Vor allem der vermehrte Einsatz von Shoegaze-Elementen ist ein großer Gewinn für den Gesamtsound von Touché Amoré. Die Band enttäuscht einfach nie.
Phoebe Bridgers – Punisher (Dead Oceans)
Weder Punk, noch Hardcore oder Rock-Musik, trotzdem muss dieses Album in den Jahreshighlights 2020 auftauchen. Auf Punisher verbindet die US-Amerikanerin Phoebe Bridgers eine Vielzahl an musikalischen Einflüssen mit einem unaufgeregten, sehr ruhigen Sound. Ganz zu schweigen von der unglaublichen Gesangsstimme, die gleichzeitig zerbrechlich, andererseits eine gewisse Präsenz ausstrahlt. Man hat das Gefühl, man wird von der Musik und den Geschichten getrieben und versinkt in einem Zustand der inneren Ruhe. Ganz großes (akustisches) Kino, welches Phoebe Bridgers auf Punisher präsentiert.
Fire In The Radio – Monuments (Wednesday Records)
Fire In The Radio kommen aus Philadelphia und das hört man auch. Melodischer Emo/ Indie-Rock, der sich einfach gut hören lässt. Leider gilt die Band immer noch als Geheimtipp. Schon auf dem Vorgänger New Air aus dem Jahr 2017 haben Fire In The Radio einen Sound mit großem Wiedererkennungswert kreiert. Auf Monuments klingt die Produktion nun noch ein wenig runder. Wer sich an Songs von The Menzingers oder Modern Baseball satt gehört hat (ist das überhaupt möglich?) oder großer Fan der genannten Bands ist, sollte bei Fire In The Radio definitiv mal reinhören!
EPs des Jahres 2020
The Dangerous Summer – All That Is Left Of The Blue Sky (Molly Water Music)
Innerhalb von anderthalb Jahren haben The Dangerous Summer nun zwei Veröffentlichungen auf den Markt gebracht. Dabei überrascht, wie unterschiedlich die Band aus Baltimore auf diesen klingt. Waren auf dem 2019 erschienen Mother Nature noch deutlich mehr Synthezizers zu hören, kommen auf All That Is Left Of The Blue Sky wieder Streich- und Tasteninstrumente zum Einsatz. Neben diesen neuen Einflüssen werden beim Hören gleichzeitig Erinnerungen an das großartige Reach For The Sun aus dem Jahr 2009 wach. Mit nur sechs Songs war die EP leider viel zu schnell zu Ende.
Militarie Gun – My Life Is Over (Convulse)
Wer hat Bock auf eine Mischung aus Fugazi und Idles? Dann zieht euch Militarie Gun rein. Um ehrlich zu sein hat mich der Sound der Band stark überrascht. Verantwortlich für Militarie Gun ist Ian Shelton von Regional Justice Center. Wer hier nun fieses Geballer erwartet, der wird in jedem Fall überrascht. Die Band bedient sich aus einer Palette an Einflüssen, die über 80er Jahre Hardcore-Punk, über Grunge und aktuellem Post-Rock reicht. Das macht Bock auf mehr!
Bloodhype – Delicate Creatures/ Violent Heart (Self Released)
Bloodhype aus Berlin beweisen, dass 80er Jahre Pop sehr viel Spaß machen kann. Der Song Delicate Creature geht einfach ins Ohr und bringt mich jedes Mal erneut zum Tanzen. An und für sich sollte 2020 auch das Debüt-Album der Band erscheinen, welches ich gerne in meinen Top-Alben 2020 vorgestellt hätte. So müssen die Single Auskopplungen reichen. Wer also mal Lust hat fernab von Punk und Hardcore seine Fühler auszustrecken, dem sei Bloodhype sehr ans Herz gelegt.
Newcomer des Jahres 2020
Spice – Spice (Dais Records)
Spice besteht unter anderem aus Mitgliedern von Ceremony und Creative Adult. Produziert wurde das selbstbetitelte Debüt von Sam Pura, welcher auch für Basement und Self Defense Family zuständig ist. Was aus dieser Zusammenarbeit entstanden ist, ist mein persönliches musikalisches Highlight 2020. Jeder Song bietet eine unglaubliche Variabilität von Einflüssen. Auch vor dem Einsatz von Violinen wird sich nicht gescheut. Dazu gesellt sich eine Mischung aus Indie-Rock, Punk und Texten, die die Komplexität von Gefühlen behandeln. Das Album überrascht mit jedem Song auf ein Neues. Hoffentlich bleibt das selbstbetitelte Debüt nicht das Einzige, was wir von Spice hören werden.
Go Go Gazelle – Flaschenpost an morgen (Gute Laune Entertainement)
Deutschsprachiger Indie-Rock, wie er sein sollte. Eine klare Message gegen rechte Vollidioten, ein bisschen diese-Stadt-ist-scheiße-aber-wir-machen-das-Beste-draus, natürlich Liebe und nicht zu viel Pathos. Auf ihrem Debüt-Album machen Go Go Gazelle einen richtig guten ersten Eindruck. Besonders der Song Wir sind nicht die Talking Heads läuft bei mir in Dauerschleife und bringt mich sofort zum Tanzen. Ich freue mich schon auf die Live-Shows von Go Go Gazelle in naher oder ferner Zukunft.
Erwähnenswerte Highlights 2020
Trotz des schwierigen Jahres gab es viele tolle Bands, auch solche die hier nicht genannt wurden, die tolle Musik veröffentlicht haben.
Enttäuschung des Jahres 2020
Ich denke hier sind keine weiteren Erklärungen notwendig. Erwähnenswert ist allerdings die Auflösung von Ignite.
Ausblick für 2021: Für das nächste Jahr wünsche ich mir,…
- dass Clubs wieder öffnen, Veranstalter wieder Shows organisieren, Bands wieder spielen können und alle mit Ach und Krach irgendwie durch die Pandemie kommen. Ihr fehlt!
- dass Social Distortion ihr seit zwei Jahren versprochenes Album endlich veröffentlichen.
- dass alle gesund bleiben und werden. Mehr kann man sich für 2021 erstmal nicht wünschen.
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