Passions Means Struggle – Fanzine #2 ::: Review (2021)

Endlich mal wieder ein geiles DIY-Fanzine!

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Wisst ihr eigentlich, wie ich zum Hardcore gekommen bin? Irgendwann Anfang der 1990er Jahre war ich großer Sepultura-Fan und sah Max in der Metalhammer ein Sick Of It All-Shirt tragen. Da ich mich gerne an solchen zur Schau gestellten Bekundungen orientierte, konnte ich später die Just Look Around als polnisches Tape-Bootleg in meinem Walkman genießen. In meiner Schule gab es damals einen Metaltypen, der in den Ferien immer seine Eltern in Polen besuchte und mir dann die Tapes mitbrachte. Als ich die New Yorker Hardcore Urgesteine dann einige Monate auf ihrer Europatournee erstmals live sehen konnte, war ich hin und weg. Auf den Konzerten gab es damals noch viele DIY-Fanzines und handgemachte Flyer, die auf Shows, neue Bands oder Merch aufmerksam machten. Diese, oft mit viel Engagement zusammengestückelten und mit Schwarz-Weiß-Kopierern der damals häufigen Copyshops vervielfältigten „Magazine“ repräsentierten genau das, was vielleicht heute etwas in der HC-Szene fehlt: Leidenschaft!

In genau diese Kerbe schlägt Passions Means Struggle, denn das Hardcore Punk Fanzine ruft bei mir viele schöne Erinnerungen hervor. So wie damals findet man auch hier ein in schwarz-weiß gehaltenes DIN-A-5 großes Heft, bei dem der erste Begriff seines Namens absolut Programm ist. Mit viel Liebe wird über viele interessante Dinge rund um den inhaltlichen Schwerpunkt Straight Edge Hardcore berichtet, wobei man noch anmerken muss, dass ein Großteil der Artikel – ganz international – in Englisch verfasst sind. Mir persönlich gefällt dabei vor allem die von der Band Schwach zu Papier gebrachten Erlebnisse, die sie während ihrer Tour durch Amerika und Mexiko machten. Das ist sehr unterhaltsam. Weiterhin gibt es einen sehr interessanten Artikel über die vegane Straight Edge Band ClearXCut, in dem man u.a. erfährt dass sich die Band eher als Kollektiv gründete, bei dem Mitglieder einfach ein- und aussteigen konnten. Mein Liebling in diesem Heft ist aber der journalistisch sehr gut recherchierte Artikel über Another Breath, eine der unterbewertesten HC-Bands aus New York. Man erfährt alles über die Bandgeschichte, die Personen dahinter oder die verschiedenen Veröffentlichungen.

Mit dem Blick auf die immer digitaler orientierte Welt mit all seinen Möglichkeiten fragt man sich dann schon, warum man soviel Arbeit in ein Format steckt, was eigentlich längst der Vergangenheit angehört. Herausgeber XManuX, seit Jahren Konzertveranstalter und Kopf hinter dem gleichnamigen Plattenlabel, brachte 2018 die erste Ausgabe von Passion Means Struggle heraus und gibt als Motivation aus:

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Im Grunde steckt hinter Zine & Label die Idee, der Szene etwas zurückgeben zu wollen, nicht zuletzt um kleine Bands stark zu machen, die etwas zu sagen haben – anstatt der 100. Vollfarb-Professionalisierungs-Mainstream-Aufguss abzufeiern, womit sich Hardcore immer mehr von seinen Wurzeln und seiner Relevanz als Gegenkultur entfernt!

PS: Wenn ich damals nicht jedes kleinste DIY-Fanzine, welches ich auf den Shows ergattern konnte, bis ins Kleinste studiert und dem Metaltypen dann eine Liste von Bands bzw. Alben in die Hand gedrückt hätte, die er mir auf dem polnischen Schwarzmarkt besorgen sollte, wäre mir einiges durch die Lappen gegangen. Vielleicht hätte ich dann den HC nicht so lieben gelernt, dass er mich nunmehr seit knapp 30 Jahren begleitet.

Das Zine bekommt ihr hier https://www.facebook.com/passionmeansstruggle/

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– Playlist: Happy Release Day

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