So, meine Wunden sind nun ausgiebig geleckt und auch die postalkoholische Depression scheint überwunden, wodurch ich nun auch endlich dazu komme, euch von meinen Erlebnissen am 04.05. in Hannover zu berichten.
Was da los war?
Einfach gesprochen war es nur ein Zwischenstopp vom Punk in Drublic Festival, aber das würde dem was da auf der Faust-Wiese abgegangen ist in keinster Weise gerecht werden.
Annähernd 7000 Leute feierten ihre neuen und auch alten Helden nämlich wirklich mehr als frenetisch ab. Aber fangen wir mal ganz vorne an und zwar im Jahre 2017.
Seinerzeit hatte nämlich der dicke Mike die Festivaltour ins Leben gerufen und tourte mit seinem eigenen kapitalistischen Craft-Beer, seinen Bandkollegen und Bands wie Bad Religion, Flogging Molly, Goldfinger und Less Than Jake durch die Staaten. Dort fiel die Tour, was bei dem Line-Up auch nicht wunderte, natürlich direkt auf fruchtbaren Boden und so durften auch wir, im darauf folgendem Jahr, die Tour bei uns in Europa begrüßen.
Ja und in diesem Jahr ging die Festivaltour in ihre zweite Europa-Runde, wo sie auch einen Zwischenhalt in Hannover machte.
Als Austragungsort wurde eine Wiese am Kulturzentrum Faust auserkoren, welche bereits u.a. durch das jährlich stattfindende 1.Mai-Fest und das dreitägige Fährmannsfest mehr als festivalerprobt ist. Auch NOFX durfte die Wiese bereits bespielen und zwar im Jahr 2016, als sie zusammen mit Pennywise und Good Riddance dort auftraten.
Seinerzeit lief allerdings so einiges schief und so blieb vorab nur zu hoffen, dass die Veranstalter aus ihren Fehlern von damals gelernt hatten.
Auf diese möchte ich hier aber auch gar nicht groß eingehen, nur soviel: Durst ist schlimmer als Heimweh!
In diesem Jahr sollte aber alles anders werden und die Versprechen des Veranstalters wurden auch wirklich war. Der Einlass verlief mehr als reibungslos und auch die Aufstockung des Ticketkontingents von 4900 (innerhalb von sechs Tagen ausverkauft) um weitere 2000 (innerhalb von 7 Minuten ausverkauft) machte entgegen meinen Erwartungen rein gar keine Probleme.
Und so war es nun soweit…ich stand in mitten meines langjährigen Heimatviertels Linden-Nord und war mehr als überfüllt von Vorfreude auf den Tag, was auch dem leckeren Gin-Tonic-Frühstück geschuldet war, welches wir zuvor eingenommen hatten.
Diesem und dem spontanen zünden diverser Feuerwerkskörper war es allerdings auch geschuldet, dass wir mit den Bombpops auch direkt die erste Band des Tages verpasst haben. Dieses war zwar sehr ärgerlich, aber was bringt es über verschüttete Milch zu jammern? Nichts, also ging es erst einmal ab zum Getränkestand, um das erste Festivalbier des Jahres bei feinstem Sonnenschein zu genießen.
Den passenden Soundtrack dazu lieferten auch postwendend die fünf Mannen von Get Dead. Die wirklich vom ersten Punkt an ablieferten und den ersten Reihen ordentlich einheizten. Gerade Frontman Sam King versprühte dabei feinste Live-Freude und machte mit seiner Energie wirklich richtig Lust auf ihr kommendes Release.
Noch während wir gemeinsam mit der Band den Song Fuck You performten, fiel mir allerdings auch der erste Fehler des Tages auf, auf welchen auch noch ein paar folgen sollten – ich hatte meine Brille noch auf!
So blieben uns nach den letzten Klängen von Get Dead gerade einmal fünfzehn Minuten um das Gelände zu verlassen, unsere Schlafstätte aufzusuchen (wir hatten uns übers Wochenende in meiner Arbeitsstätte einquartiert die sich in Wurfweite vom Gelände befand) und wieder rechtzeitig vor der Bühne zu stehen, um den Real McKenzies zu lauschen. Prinzipiell machbar, wenn da nicht diese angefangene Tonflasche vom Vorabend gestanden hätte. Aber wir dachten uns, dass es ja ganz im Sinne von Mr. Paul McKenzie sei, wenn wir diese erst einmal leerten. Gesagt, getan und so verpassten wir zwar die Hälfte des Sets der Kanadier, genossen den Kurzauftritt dafür umso mehr…aber irgendwas war anders als sonst.
Sie lieferten zwar wieder eine gewohnt gute Show ab und es sprang auch mehr als ein Funke auf das Publikum über, aber irgendwie schien Frontman Paul etwas müde. Woran das lag sollten wir im Verlauf auch noch feststellen, aber dazu komme ich später.
Erst einmal genossen wir die gute Stimmung auf dem Festivalgelände, denn es waren wirklich alle mehr als kommunikativ und gut gelaunt. Egal wohin man schaute sah man in glückliche Gesichter und vor allem auch altbekannte.
Denn dieses Festival hat sich wirklich niemand entgehen lassen, der irgendwann einmal dem Punk zugewandt war. Und so waren auch die Leute da, die man früher auf jeder Show getroffen hat, mittlerweile aber andere Dinge in ihren Lebensmittelpunkt geschoben haben. Nicht zuletzt darum fühlte es sich bisschen wie ein riesen Klassentreffen an.
Leider verpasste ich aber trotzdem ganz paar liebe Gesichter, mit denen wir uns eigentlich verabredet hatten. Aber durch meinen Tagesfehler Nummer drei lief dieses leider schief. Dazu komme ich aber ebenfalls erst später, denn erst einmal kommt Fehler Nummer zwei – ich hatte vergessen meinen Geldbeutel anzubinden und so ließ es sich ein Langfinger leider nicht nehmen, sich diesen einmal kurz auszuleihen (er tauchte später wieder am Lost&Found auf) und zu leeren. So erging es mir aber auch nicht alleine, denn in der Folge sollte ich noch weitere Personen treffen, die etwas vermissten.
Es ist schon schade, dass es immer wieder Menschen gibt, die die Leidenschaft und Freude von anderen ausnutzen und sich daran bereichern. Aber es ist wohl leider so und auch nur schwer zu verhindern…außer halt durch anbinden! Aber dafür war es ja zu spät und so musste mich mein Umfeld für den Rest des Tages und Abends freihalten, wofür ich mich an dieser Stelle noch einmal bedanken und auch entschuldigen möchte!
Musikalisch ging es dann weiter mit Anti-Flag, die direkt mit ihrem Gassenhauer Die For The Government ins Set starteten und so dem Publikum einen ordentlichen Faustschlag verpassten. Vom ersten Ton an war eine fassbare Energie im Publikum zu spüren, welche sich durch entsprechende Tanzeinlagen auch direkt entlud.
Die Band selber präsentierte ihre üblichen akrobatischen und politischen Einlagen. So wurden die Jungs und Mädels von Kein Bock Auf Nazis auf die Bühne geholt oder auch entsprechend zu Alerta-Rufen annimiert. Versteht mich nun bitte nicht falsch, Anti-Flag sind eine wirklich gute Live-Band und ich mag auch ihre Platten, aber irgendwie bin ich doch etwas von ihnen gelangweilt, weshalb ich das Set auch vorwiegend mit Gesprächen verbrachte.
Unter anderem auch mit Mr. Paul McKenzie, der mir berichtete, dass er rotznüchtern sei und in diesem Augenblick fiel es mir wie Schuppen von den Augen – das war anders!. Er war nicht müde oder krank, sondern nüchtern und wer ihn bisschen kennt, der weiß auch, dass dieses recht selten vorkommt. Wir machten noch schnell ein Bild und verabredeten uns für die nächste Tour auf eine kleine Kümmerling-Challange, die für uns mittlerweile zum guten Ton gehört.
Noch während der Show von Anti-Flag drohte Ungemach, in Form von dunklen Wolken, die sich auf die feiernde Gemeinde zubewegten. Dieses wurde allerdings nur beiläufig aufgenommen, denn es war sicher, dass selbst der größte Regenguss die Stimmung nicht vermiesen konnte.
Darum wurde die Regenjacke übergezogen und sich schon einmal in derr Tanzzone positioniert, denn nun sollte einer unserer Headliner des Tages folgen – Less than Jake!
Und die Ska-Punks haben mal wieder alle Erwartungen übertroffen. In ihrem Set folgte Hit auf Hit und auch die gewohnten Zoten in den Zwischenansagen fehlten nicht. Lediglich das Wetter könnte man halt als negativen Punkt anmerken, denn mittlerweile hatte es angefangen zu regnen und der Regen mischte sich zwischenzeitlich auch mit Hagel und Schnee. Dieses putschte die Menge aber irgendwie noch weiter auf und es wurde nochmal eine Schippe drauf gelegt. So fühlte ich mich zwischenzeitlich wie ein Teil eines riesigen Menschenknotens, der nur dadurch etwas gelöst wurde, indem man immer mal wieder jemanden auf die tosenden Menge geworfen hat. Einfach großartig… sogar so großartig, dass ich ich während des Tanzens eine Träne vergossen habe.
Das sind die Momente um die es bei unserer Leidenschaft geht und die einem immer wieder zeigen, dass es sich bei Punk und HC nicht einfach nur um Musik handelt, sondern um ein Gefühl, eine Lebenseinstellung und die größte Liebe unseres Lebens!
Nun aber genug der Liebduselei und zurück zum Festival und somit auch zu meinem dritten Fehler…ich hatte mein Handy noch dabei! Dieses pulte ich nach der Show von Less Than Jake natürlich nur noch in Einzelteilen aus der Tasche, weshalb auch die für den weiteren Verlauf geplanten Verabredungen im Matsch der Wiese versunken.
Diesen mussten wir uns auch erst einmal von der Rüstung kratzen, was sehr schnell als aussichtslos abgestempelt wurde und so wärmte man sich an einem kühlen Bier. Während diesem wurde mir auch erst bewusst, was gerade passierte, denn gerade durch die sehr kurzen Umbaupausen folgte wirklich Band auf Band und wenn man sich das Line-Up noch einmal anschaut ist das wirklich eine Ansage. Darum nutzte ich den Auftritt von Lagwagon um einmal etwas durchzuschnauben und zur „Ruhe“ zu kommen. Und die Pause war auch genau richtig positioniert, denn der Auftritt von Joey Cape & Co. kam etwas eingefroren daher. Ob dieses an den mittlerweile gefallenen Temperaturen lag oder daran, dass das Publikum ein erstes Formtief hatte, werden wir wohl nicht erfahren, aber festzuhalten ist, dass ich von Lagwagon besseres gewohnt bin. Es wäre aber auch unmöglich gewesen, dass alles gut ist und so freute man sich umso mehr auf Bad Religion, die anschließend die Bühne entern und beherrschen sollten.
Mit im Gepäck hatten sie ihr pressfrisches Werk Age Of Unreason, von welchem sie uns auch entsprechend Songs präsentierten. Diese schlugen genauso ein wie ihre Klassiker, wodurch das Publikum noch einmal die sprichwörtliche zweite Luft bekam und auch ich fand mich wieder in dem bereits erwähnten Knoten wieder. Dadurch kann ich auch gar nicht soviel zu dem Auftritt sagen, außer das die Stimmung bombastisch war!
Das war mittlerweile auch mein Hunger, denn langsam kündigte sich der obligatorische Fressflash an, was aber auch nicht wundert, denn schließlich sah mein Magen nur am Morgen bisschen was an fester Nahrung und das war auch nicht sonderlich viel, da mir bis zum Gin noch etwas übel vom Vorabend war.
Der übrigens auch erwähnenswert ist, da wir u.a. auf dem Abschaum-Erwache-Festival waren, dass an dem Wochenende die Deutschpunk-Fraktion zum frohlocken brachte. Leider überschnitt es sich mit dem Punk In Drublic, aber alleine der Freitag war schon einen Besuch des Kopernikus wert.
Aber zurück zur Faust-Wiese, von der es allerdings gar nicht mehr soviel zu berichten gibt, denn NOFX schauten wir uns nur noch aus der Ferne an, was aber auch Sinn machte. Zum Einen da der Körper mittlerweile etwas einknickte und zum Anderen weil mir der dicke nicht mehr ganz so sympathisch ist. Dennoch waren die Hymnen meiner Jugend genau der richtige Ausklang für diesen großartigen Tag, der wirklich bombastisch organisiert war!
Für diesen möchte ich mich auch noch einmal ganz dolle bei allen Beteiligten bedanken und hoffe auf eine Wiederholung an gleicher Stellen, denn Hannover braucht solch ein Festival, was man auch dadurch gemerkt hatte, dass die Hannoversche Ausgabe als erstes und somit noch vor Köln oder auch Barcelona ausverkauft war!
Meine Gedanken sind abschließend allerdings nicht bei dem Tag, den Bands oder den Freunden, sondern bei den Angehörigen und den Freunden eines Mannes, der am nächsten Morgen tot aus dem angrenzenden Fluss geborgen wurde und laut Informationen der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung auch ein Besucher des Festivals war.
[…] Ich würde sagen, dass Stuttgart derzeit fast eher von Punk-Rock als von Hardcore geprägt ist. Die Jungs von Bike Age tun ihr eigenes dazu. Allerfeinster Cali-Skatepunk à la NOFX und No Use For A Name. Schon die Demo blieb extrem in und zwischen den Ohren hängen. “Beer is my cup of tea” … sí señor! Vor kurzem kam die erste LP raus: “Steps I take – Images I fake”. Mega gut. Witzigerweise hatten wir mit den Bike Agern gemeinsam ihre und unsere erste Show. Jedenfalls: Wenn die weiter so abliefern, headlinen die bald die Punk-in-Drublic-Festivals. […]
[…] und Co. auf der Punk In Drublic Tour geschlagen haben könnt ihr in unseren Festivalberichten aus Hannover und Würzburg […]