Von 7. bis 8. August fand das alljährliche TELLS BELLS Open Air in Villmar, einer kleinen Gemeinde in Hessen, statt. Wir hatten das TELLS BELLS schon mehrere Jahre auf dem Radar, weil die Veranstalter es immer wieder schaffen mit einem guten Line-Up für einen schmalen Taler zu locken.

Leider findet das Tells Bells Jahr für Jahr zur selben Zeit wie das Endless Summer Festival in Torgau statt, bei dem wir seit 2007 „Stammgäste“ sind. Doch da das Endless Summer schon immer donnerstags beginnt und fast die doppelte Anfahrzeit in Anspruch nimmt, entschlossen wir uns dieses Jahr das TELLS BELLS Festival zu besuchen. Zudem überschnitten sich die für uns interessanten Bands auch teilweise und spielten auf beiden Open Airs.

Tells Bells
Line-Up des Tells Bells Festival 2015

TELLS BELLS Tag 1: heißester Tag des Jahres!

So machten wir uns freitagvormittags auf dem Weg nach Villmar, welches wir nach knapp 3 Stunden Autofahrt auch erreichten. Laut Nachrichten sollte der 07. August der heißeste Tag seit Wetteraufzeichnung werden. Wenig verwunderlich also, dass wir bereits bei Ankunft recht erschöpft waren und uns nach einer Pause bei einen kühlen Getränk am Zeltplatz sehnten. Doch da das Parken auf dem Campinggelände nicht möglich war, stand zunächst Gepäck schleppen auf unseren Programm. Er Parktplatz auf dem Tells Bells ist einen guten Kilometer vom Campingplatz entfernt. Besonders mühsam und nervenauftreibend war die Glaskontrolle kurz vor dem Campinggelände, da die Schlange recht lang war und die Sonne immer mehr herunterbrannte. Schritt für Schritt musste das Gepäck nachgezogen werden, um langsam am ersehnten Ziel anzukommen. Puuuh!!

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Nach einer guten weiteren Stunde kamen wir schließlich doch schweißgebadet am Campingplatz, der schon recht gut gefüllt war, an und nisteten uns erst einmal gemütlich ein. Da man auf dem Campinggelände dir Musik von der Bühne wirklich sehr gut hörte und uns die ersten beiden Bands BRONSON A.D. und THEIR DECAY mit ihrem laschen Melodic-Hardcore Gedöns nicht wirklich überzeugen konnten, beschlossen wir schnell weiter im Campingstuhl zu gammeln und uns bei (noch) kühlem Bier und warmen Ravioli (Grillen durfte man leider nicht) zu stärken. VISIONS ONLY taugte uns mit ihren Rock’n’Roll mit Punk-Rock Anschlag schon wesentlich mehr, doch da wir wussten, dass der Abend noch lang werden würde, blieben wir weiter am Zeltplatz.

THE PROSECUTION heizen ein!

Die erste Band des Abends sollte also THE PROSECUTION aus Abensberg in Bayern sein. Die Vorfreude auf THE PROSECUTION war bei uns recht groß, da zuvor noch niemand von uns die Möglichkeiten hatte die Band live zu sehen und uns ihr neues Album „Words With Destiny“ sehr gut gefiel. Und die Jungs konnten uns alle voll überzeugen! Mit ihrem Ska, Punk-Rock Sound sorgte THE PROSECUTION bei über 40 Grad und strahlenden Sonnenschein für gute Stimmung. Für Abkühlung sorgte ein Feuerwehrwasserschlauch der von außerhalb dem tanzenden Publikum eine kleine Erfrischung gab. Das ließ die Laune noch einmal merklich steigern! Wirklich guter Auftritt der Jungs!

The Prosecution - Tells Bells
The Prosecution

NO TURNING BACK geben 100% wie immer!

Nach kurzer Umbaupause folgten die Hardcore Legende aus Holland NO TURNING BACK. Die ständig tourende Band spielt ein Hit nach dem anderen und hatte das Publikum durch einen engagierten Auftritt schnell auf ihre Seite. Die Zuschauer moshten, pogten und tanzten bei Songs alten NTB Klassikern wie „Stronger“ und „Take Your Guilt“ oder auch neuen Songs vom Album „Never Give Up“. Frontmann Martijn und die restlichen Bandmitglieder gaben wie immer alles und die Fans honorierten den Auftritt mit einem schönen Circle Pit.

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Als nächstes Stand DEATH BY STEREO aus dem Staaten auf dem Tells Bells Running Order. Da ich die Band schon einige Male zuvor gesehen hatte und mit ihrem Mix aus Hardcore, Metal und Punk-Rock nie wirklich etwas anfangen konnte, zogen wir es vor uns für SLAPSHOT, die danach folgten, bei billigen Preisen (Bier 1,60 Euro!) zu stärken. Das Festivalgelände hatte sich im Laufe des Abends gut gefühlt und nachdem DEAH BY STEREO ihr Set beendet hatten folgte die Boston Hardcore Legende SLAPSHOT.

SLAPSHOT und BIOHAZARD als Headliner des 1. Tages

SLAPSHOT gefiel mir bereits auf ihrer letztjährlichen Tour im Winter schon außerordentlich gut. Sänger Jack Kelly hat einfach eine unglaubliche Bühnenpräsenz! Da gibt es kein „rumgepose“, wie man es heutzutage häufig sieht, sondern einfache Mimik und Gestik die authentisch und sympathisch wirkt. Hits wie „Hang Up Your Boots“, „Your Not Friend Of Mine“ oder „Enough“ trugen zur guten Stimmung bei Jung und Alt bei. Gitarrist Craig Silverman ist wohl mittlerweile mehr in Deutschland als in seiner Heimat, da er neben SLAPSHOT auch noch bei AGNOSTIC FRONT Gitarre spielt.

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Headliner des Abends war Crossover Legende BIOHAZARD aus New York. Leider kann ich zu dem Auftritt nicht allzu viel sagen, da wir uns beim Merch-Stand, der Hardcore Help Foundation und den Bierstand aufhielten. BIOHAZARD klang aus hinterer Reihe jedenfalls richtig gut und auch vor der Bühne wurde ausgelassen gefeiert. Da die Aftershowparty auf dem Festivalgelände leider bereits ab 2 Uhr nicht mehr besucht werden konnte, schlossen wir einen schönen, aber auch anstrengenden ersten Tells Bells Festival Tag bei den ein oder anderen Drink am Zeltplatz ab.


TELLS BELLS Tag 2: straffes Programm!

Nach ein paar Stunden Schlaf, der für manchen mehr, für manchen weniger aufgrund von lauten Schnarchens ausfiel, begann der zweite Tag auf dem Tells Bells Open Air. Bei leicht verkaterter Stimmung ließen wir den gestrigen Tag erst einmal Revue passieren und kamen alle zu dem Ergebnis, dass es ein erfolgreicher war. Die Temperaturen stiegen schon früh morgens ins gefühlt unermessliche und das Wetter auch unter dem Pavillon nur schwer zu ertragen. Trotzdem war die Vorfreude auf dem zweiten Festivaltag mit Bands wie MADBALL, ALL FOR NOTHING und TAUSEND LÖWEN UNTER FEINDEN groß!

Das Crushed Ice vom Vortag war natürlich geschmolzen und unsere Getränke so auf Grund der Hitze logischerweise nahezu ungenießbar. So suchten wir einen naheliegenden Supermarkt auf und deckten uns dort erst einmal kräftig für den anstehenden Tag ein. Die erste Band die auf unseren heutigen, straffen Tells Bells Plan stand waren die CRUSHING CASPARS. Das Gelände war zu dieser Zeit noch nicht wirklich gut gefüllt, was wohl an der immensen Hitze lag. Den Meisten war es wohl einfach zu warm und so zog man es vor sich noch ein wenig unter den Sonnenschirm auszuruhen. Die CRUSHING CASPARS konnten uns nicht wirklich überzeugen! Langweiliger Hardcore, den einfach das gewisse Etwas fehlte und auch ziemlich undurchdacht daher kam. Die Hardcore-Oldies kamen zwar sympathisch rüber und man merkte der Band an, dass sie Spaß auf der Bühne hatte, doch es war trotzdem nicht wirklich was für uns und auch bei den anderen Besuchern wollte bis auf ein paar Ausnahmen nicht wirklich Stimmung aufkommen.

Wir zogen es vor uns ein Sitzplatz bei den Versorgungsständen zu suchen und die aufgrund der Hitze eingeführte Wasser Happy-Hour zu nutzen. In der Zeit von 15:00 – 18:30 Uhr kostete das Wasser lediglich 80 Cent. Wirkliche eine super Idee und nette Geste vom Tells Bells Festival Team, auch wenn die Temperaturen gegen Nachmittags glücklicherweise merklich zurückgingen. Doch es war immer noch warm genug!

Tells Bells Festival 2015

Over The Rainbow…

Vom Sitzplatz aus bekamen wir den Auftritt von VMZT mit. Eine Band wie wir zuvor noch nicht gekannte haben. VMZT spielen Punk-Rock, wie man ihn schon gefühlte tausendmal gehört hat. Die Songs hören sich zudem alle ziemlich gleich an. Trotzdem konnte die Band mit gut vorgetragenen Auftritt und einer guten Stimme des Frontmanns überzeugen. Auch die Bühnenansprachen zwischen den einzelnen Songs trugen ihren Teil dazu bei. So scherzte die gut gelaunte Band immer wieder mit ihren Ansagen und sorgten damit bei dem Publikum für den ein oder anderen Lacher. Nach einer guten halbe Stunde Spielzeit hatte ich persönlich genug von dem eintönigen Punk-Rock. Absolut nervend war deshalb der ewig in die Länge gezogene Song „Over The Rainbow“, der geschätzte 10 Minuten aus derselben Textzeile bestand. Da dachte man, dass nachdem VMZT Sänger zum 100ten mal „Over The Rainbow“ ins Mikrofon sang, dass das Grauen nun doch ein Ende hat, da wurde der Song noch einmal von neuem begonnen. Nervig! So wurde der eigentlich positive Eindruck von VMZT doch ein wenig getrübt. Schade!

Hardcore mit TLUF & ALL FOR NOTHING

Nach VMZT stand TAUSEND LÖWEN UNTER FEINDEN auf dem Programm. Hier war die Vorfreude besonders groß! Nachdem die Band im Mai ihre Tour mit BANE und COMEBACK KID noch leider absagen mussten, hatten wir die Möglichkeit die Hardcore Band nun doch einmal zu sehen. Die Band hat im Dezember 2014 ihre Debut EP Licht veröffentlicht und überzeugte auf ganze Linie! Hört man TLUF wundert man sich weshalb deutschsprachiger Hardcore eine Rarität ist! Super Sound, tiefsinnige Lyrics, kluge Ansprachen, tolle Bühnenpräsenz. Am Auftritt von TLUF gibt es wirklich rein gar nichts auszusetzten und ich freue mich jetzt schon die Band erneut live zu sehen!

Tausend Löwen Unter Feinden
Tausend Löwen Unter Feinden

Mit Hardcore ging es weiter. Es folgten ALL FOR NOTING aus Holland. Ich habe die Band mittlerweile schon ein paar Mal gesehen und befand sie immer als in Ordnung, aber nie für besonders gut. Auf dem Tells Bells änderte sich das Blatt und ALL FOR NOTHING zeigte sich von seiner Schokoladenseite. Sängerin Sindy trieb das Publikum immer wieder zu Stage Dives und Circle Pits an und das Publikum erwiderte die Bitten. Harte Breakdowns durchzogen die Songs und so war es wenig verwunderlich, dass der Applaus am Ende der Sets groß ausfiel! Weiter so!

All For Nothing - Tells Bells
All For Nothing (Holland)

Endspurt mit MADBALL, ATLAS LOSING GRIP und mehr!

Auf dem Tells Bells Running Order stand anschließend die Band POLAR auf dem Programm. Ich hatte die Band vor dem Tells Bells einmal angehört und es war gar nicht mein Fall! Wir gingen deshalb in Villmar lecker Pizza essen und stärkten uns für das Finale, welches MISCONDUCT aus Schweden eröffneten. Gerade weil das Tells Bells doch recht Hardcore-lastig war kamen MISCONDUCT genau zur richtigen Zeit! Die Schweden erinnerten mich stark an ANTI FLAG und gefielen mir wesentlich besser als auf Platte! Nachdem das Publikum zunächst noch ein wenig verhalten Abstand zur Bühne hielt bat Sänger Fredrik Olsson die Zuschauer ein paar Schritte nach vorne. Das Publikum erwiderte und der Auftritt wurde zur riesen Party! Frederik sprang ununterbrochen die Bühne rauf und runter. Selbst ein Hosenriss an der wohl unglücklichsten Stelle hielt den Sänger nicht auf und er zog sein Ding weiter durch. Für mich die Überraschung auf dem Tells Bells Festival!

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MISCONDUCT’s aktuelles Video mit HC-Legende Roger Miret

Noch drei Bands. ATLAS LOSING GRIP, eine weitere Band aus Schweden, machte den Anfang. Die Melodic Punk-Rock Band ist bereits seit 2005 unterwegs und wurde vor allem seit dem Zuwachs des SATANIC SURFERS Frontmanns Rodrigo Alfaro richtig Europaweit bekannt. Seit Ende des Jahres 2014 ist Rodrigo nicht mehr in der Band und spielt derweil wieder mit seinen SATANIC SUFERS regelmäßig Konzerte. Der neue Sänger Niklas Olsson hatte also kein leichtes Erbe anzutreten. ATLAS LOSING GRIP gab sich auf der Bühne alle Mühe die Zuschauer für sich zu begeistern, was nicht wirklich funktionierte. Ehrlichgesagt auch nicht bei mir. ATLAS LOSING GRIP war mit Rodrigo einfach etwas anderes, auch wenn es der neue Sänger nicht wirklich schlecht machte. Einzig bei alten Songs wie „Unrest“ kam ein wenig Stimmung auf. Das neue Album „Currents“ ist auch nicht wirklich mein Fall. Negativ Anzumerken ist noch das nervige Intro der Band. 5 Minuten Meergeräusche und Gewitter sind des Guten zu viel!

Es ging mit THE MENZINGERS aus Philadelphia weiter. Netter Punk-Rock mit starkem Indie-Einschlag. Gefiel mir ganz gut! Die beiden Sänger hatten eine tolle Stimme und die Band überzeugte mit ihrem musikalischen Können. Höhepunkt der Show war für mich das BOUNCING SOULS Cover „Kate Is Great“. Mit den BOUCNING SOULS hatten THE MENZINGERS 2013 eine Split-CD veröffentlicht!

Abschluss des TELLS BELLS machte die New York Hardcore Legende MADBALL. Man merkte, dass die Vorfreude beim Publikum riesig war! Obwohl die Band noch am selben Tag auf dem Reload Festival gespielt haben, gaben sich Freddy und Co. keine Blöße und zauberten ein 60-Minuten-Set herunter. RESPEKT! Song wie „Set If Off“ , „Pride“ oder „Infiltrate The System“ sind wohl jedem Hardcore Fan ein Begriff und es ist wenig verwunderlich, dass MADBALL zu den einflussreichsten Bands ihres Genres zählen. Sänger Freddy war besten aufgelegt und spaßte auf der Bühne, dass er gerne Coldplay höre und fragte das Publikum scherzhaft ob Taylor Swift oder Avril Lavigne bei Ihnen zuhause angesagt sei. Würdiger Abschluss des Tells Bells Festival war der Hit „Doc Martens Stomp“ vom aktuellen Album Hardcore Lives. MADBALL stark wie eh und je!

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Das TELLS BELLS Festival wurde mit einem riesigen Feuerwerk beendet (Also nicht das Feuerwerk das MADBALL abgebrannt hatte, sondern einen richtigen!) und wir traten anschließend glücklich, aber auch erschöpft die Heimreise an. Das TELLS BELLS ist mit einen Preis von 27 Euro inklusive Campen (20 Euro ohne Camping) absolut weiter zu empfehlen! Einen besonders Lob geht an die netten Helfer und die Soundverantwortlichen. Ich habe selten ein Festival besucht wo der Sound, auf der gesamten Festivaldauer, derart gut war!

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– Playlist: Happy Release Day

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