The Rumjacks (2020)
The Rumjacks (2020)

The Rumjacks haben gerade ihr neues Album Hestia veröffentlicht – das erste mit ihrem neuen Frontmann Mike Rivkees. Eben dieser hat sich unseren Fragen zur neuen Platten, den Rumjacks und ihn selbst gestellt. Wie sich Mike gefühlt hat, als er das Angebot bekam der neue Sänger zu werden, warum das Album in Mailand aufgenommen wurde, wie Mike die Rumjacks sieht und vieles mehr, erfahrt ihr in diesem Interview.

The Rumjacks - Hestia (2021)
The Rumjacks – Hestia (2021)

AWAY FROM LIFE: Hallo Mike. Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu eurem neuen Album Hestia.

Mike: Danke! Es ist tatsächlich, von allen an denen ich jemals mitgewirkt habe, mein Lieblingsalbum.

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AFL: Was ist deiner Meinung nach der größte Unterschied zwischen Hestia und seinen Vorgänger Saints Preserve Us? Mal abgesehen, von der offensichtlichen Veränderung des Gesangs.

Mike: Klanglich ist der Sound ähnlich, weil wir im selben Studio aufgenommen haben. Der größte Unterschied ist, dass dieses Album viel mehr Underground-Hardcore- und Punk-Einflüsse hat.

AFL: Würdest du sagen, wir haben „nur“ den Sänger gewechselt und es hat keine Auswirkungen auf The Rumjacks oder hat es Auswirkungen auf die Struktur oder Energie der Rumjacks?

Mike: Nachdem, was die Jungs gesagt haben, hat sich alles an der Dynamik der Band geändert. Die Jungs hatten tatsächlich Spaß daran, dieses Album aufzunehmen (dies war in der Vergangenheit nicht der Fall). Sie haben Frankie aus einem bestimmten Grund rausgeschmissen, weißt du? Dieses Mal hingen sie im Studio ab, tranken Bier und warfen verschiedene Ideen ein, ohne Angst zu haben, dass daraus ein Streit wird.

The Rumjacks – Hestia ::: Review (2021)

AFL: Kannst du uns etwas über den Prozess eines typischen Songwriting-Prozesses erzählen?

Mike: Da wir monatelang nicht zusammenkommen konnten, haben wir uns sehr auf die Vorproduktion konzentriert. Als wir im Studio ankamen, um aufzunehmen, hatten wir mehr als 30 Demos, aus denen wir auswählen konnten. Einige Songs waren vollständig aufpolierte Demos, die mit Hilfe von Pete von den Bouncing Souls aufgenommen wurden, und einige Songs waren nur Songideen, die ich in der Voice Memos-Sektion meines Telefons gesungen hatte. Wir saßen mit den Jungs zusammen und spielten bei jedem Song mit verschiedenen Ideen rum. Wir haben viel Arbeit in dieses Album gesteckt, und ich denke, dass sich das auch zeigt.

AFL: Woher nimmst du die Inspiration für die Texte? Sind die Texte alle von dir selbst geschrieben?

Mike: Ein Großteil meiner lyrischen Inspiration stammt aus historischen Ereignissen, dem großen irischen Hunger, der irischen Rebellion, der schwarzen Pest, dem Zweiten Weltkrieg, berühmten Mordfällen aus Neuengland im 19. Jahrhundert… Alle diese Ereignisse finden sich in Songs auf dem Album wieder. Andere Songs handeln von Freunden von mir, Menschen, die ich getroffen habe, Reisen, Feminismus usw.

Yep! Ich habe alle Texte auf diesem Album geschrieben. Ein Freund von mir half mir beim Intro zu Sainted Millions – er ist ein Folk-Sänger namens Douglass Steele.

The Rumjacks (Pressefoto)

AFL: Inwiefern hat die Covid-Pandemie die Aufnahme von Hestia beeinflusst?

Mike: Es gab uns Zeit, uns vorzubereiten. Wir gingen mit einer Million verschiedener Ideen ins Studio.

AFL: Hestia wurde in Mailand aufgenommen. Warum habt ihr Italien für die Aufnahme gewählt?

Mike: Unser Manager besitzt ein Studio in Mailand. Der Dudelsack- und Tin Whistle-Player auf dem Album war unser Audioingenieur – also war dieses Album komplett DIY. Keine äußeren Einflüsse, nur die gesamte Bandfamilie, die die Platte produziert hat.

AFL: Welches Lied von Hestia magst du am liebsten? Und verrätst du uns warum?

Mike: Rhythm of Her Name ist mein Favorit auf dem Album. Dieses Lied ist für mich sehr persönlich und von allen Songs die ich je geschrieben habe mein Lieblingslied. Die Stimmung, die Texte, der Refrain…ich bin einfach extrem stolz darauf.

„es ist ehrlich beleidigend, wenn einige Leute sagen: „Warum habt ihr nicht einfach eine neue Band gegründet?“

AFL: Gab es Überlegungen The Rumjacks nach der Trennung von Frankie aufzulösen? Und vielleicht eine neue Band unter einem anderen Namen zu gründen?

Mike: Ich kann für die Jungs sprechen, wenn ich sage: Nein, absolut nicht.

Sie haben über 10 Jahre an der Band gearbeitet. Sie haben Karrieren und Beziehungen geopfert, in ihrem Heimatland gelebt und unzählige Kämpfe durchgemacht. Während keiner von ihnen der Sänger oder Songwriter war, haben sie die ganze Arbeit hinter die Kulissen gemacht, während der vorherige Sänger den Ruhm geerntet hat. Frankie hat diesen Jungs schreckliche Scheiße angetan, und es ist völlig unfair, wenn sie ihren Traum aufgeben und eine neue Band von Grund auf neu gründen sollten, um dann wieder kleine leere Veranstaltungsorte für ein paar Cent zu spielen. Es ist so extrem schwierig, eine Band aufzubauen – besonders eine, die so erfolgreich ist wie The Rumjacks, und es ist ehrlich beleidigend, wenn einige Leute sagen: „Warum habt ihr nicht einfach eine neue Band gegründet?“

AFL: Mike, was war dein erster Gedanke, als du gefragt wurdest, der neue Sänger von The Rumjacks zu werden? Und bereust du deine Entscheidung?

Mike: Es war ein Schock. Ich hatte eine Karriere, eine Freundin (zu der Zeit) und eine Band in Boston, Mickey Rickshaw. Ich stand nun vor der Entscheidung, alles aufzugeben und im Sommer drei Monate lang auf Tour zu gehen. Das ist genau ein Jahr her (6. März).

Ich war ehrlich gesagt sehr nervös. Wenn eine meiner Lieblingsbands ihren Sänger ersetzen würde, weiß ich nicht, wie ich mich dabei fühlen würde. ABER wenn das neue Album in den Arsch tritt, würde ich mich darüber freuen … also hatten wir nur eine Wahl. Mach ein verdammt gutes Album.

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AFL: Ihr hattet letztes Jahr einige Live Gigs in der neuen Besetzung. Wie war die Resonanz des Publikums auf dich?

Mike: Wir haben ein paar akustische Shows in Italien gespielt. Das Feedback war unglaublich! Ich dachte ehrlich, die Leute wären wie „Äh? … wer ist dieser neue Typ?“ Aber die italienischen Fans haben mich unglaublich freundlich, als neuen Sänger begrüßt.

AFL: Und wie ist die Resonanz der Fangemeinde bisher auf die bereits veröffentlichten Songs von Hestia?

Mike: Die Reaktionen waren zu 99 Prozent gut! Die Leute scheinen die Songs zu lieben, das ist alles, was wir verlangen können.

Einige Leute sind verärgert… aber das bedeutet, dass sie nie Rumjacks-Fans waren, sondern nur Frankie-Fans. Dies ist eine Punkband, kein glamouröserer Popkünstler!

AFL: Was macht ihr gerade? Habt ihr „normale“ Jobs, weil Touring nicht möglich ist?

Mike: Ich weiß nicht genau, was die Jungs machen, aber ich bin auch Filmemacher und Regisseur, also bin ich zu Hause auch immer beschäftigt. Ich drehe auch Musikvideos, nur so zur Info und als schamlose Eigenwerbung 😉 Just kidding.

AFL:  Was vermisst du während der Pandemie am meisten?

Mike: Ich vermisse es einfach, mit Fremden in Bars zu sprechen und neue Leute kennenzulernen. Die Welt war ein freundlicherer Ort und die Menschen werden sich für eine Weile unwohl fühlen, wenn sie wieder aus ihrer Abschottung kommen können.

AFL: Welche Bands / Künstler haben dich beeinflusst?

Mike: The Bouncing Souls und The Pogues.

AFL: Welchen Künstler / welche Band (Dead or Alive) würdest du gerne live auf der Bühne sehen?

Mike: Ich würde gerne die Pogues in den frühen bis mittleren 80ern mit The Clash spielen sehen.

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AFL: Letzte Album das du dir angehört hast?

Mike: Transplants (2002) – Als ich 13 war, war ich von diesem Album besessen. Ich habe es mir heute Morgen während des Trainings angehört. Wahrscheinlich habe ich das zum ersten Mal seit Mitte der 2000er Jahre gehört. Immer noch gut!

AFL: Bier, Whisky oder italienischer Wein?

Mike: Alle drei! Italienischer Wein (Chianti) beim Kochen und Abendessen – Die Hälfte der Flasche beim Kochen, die Hälfte beim Essen. Danach an die Bar und einen schönen Whisky und ein Bier bestellen.

AFL:   Beschreibe The Rumjacks in drei Worten:

Mike: Oh je, das ist schwierig. Ich hau das einfach mal raus.

Ungehobelt. Mächtig. Ausdauernd.

AFL: Welche Frage wird dir nie gestellt, die du gerne beantworten würdest? Und was wäre die Antwort?

Mike: Ohne wen wärest du nicht soweit gekommen?

Antwort: Meine Jungs zu Hause von meiner Band Mickey Rickshaw. Diese Band hat so hart gearbeitet und es wäre so cool, wenn beide Bands eines Tages zusammen touren könnten.

Shout-out to Mickey Rickshaw!

 

„JA, WIR WISSEN, DASS ES ANDERS KLINGT“

AFL: Welche Frage möchten Du nicht gestellt bekommen und wie lautet die Antwort?

Mike: „Wo ist Frankie?“ Wir bekommen die Frage oft in den Kommentaren.

Antwort: Schottland.

AFL: Möchtest du dem Interview etwas hinzufügen? Zu eurer deutschen Fangemeinde?

Mike: Deutschland war immer mein Lieblingsland, um mit meiner anderen Band zu touren, also freue ich mich darauf, mehr deutsche Freunde zu finden!

Was ich aber auch noch gerne sagen möchte:

JA, WIR WISSEN, DASS ES ANDERS KLINGT. Wir sind die Band, wir wissen das. XD

AFL: Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen.

Cheers

Sven

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Sven
Moin! Ich bin Sven aus der Nähe von Hamburg, 72er Jahrgang und seit über 20 Jahren glücklich verheiratet. Ich bin seit Sommer 2018 bei AWAY FROM LIFE und mache hauptsächlich Konzertfotos, Reviews und Interviews. Wenn ich nicht meinem „normalen“ Job nachgehe oder für AWAY FROM LIFE schreibe, könnt ihr mich entweder im Stadion beim FC. St. Pauli, auf Konzerten, beim Fotografieren oder beim Sport treffen. Bei letzterem schlägt mein Herz für‘s Boxen und Kraftsport, mittlerweile laufe ich aber auch einige Kilometer in der Woche. Ich liebe NYHC, bin aber auch für viele andere Genre offen, die zu unserer Szene gehören oder zumindest daran angrenzen. Meine All-Time Lieblingsbands sind Sick Of It All, Misfits, Ramones, Agnostic Front, und Slipknot. Hardcore lives!

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