Nun ist es endlich so weit und das Jahr 2020 neigt sich dem Ende zu! Dass dieses Jahr wenig Gutes zu bieten hatte, müssen wir Euch ja nicht erzählen. Wir wollen aber trotzdem versuchen positiv auf die vergangenen Monate zurückzublicken, denn das ein oder andere Highlight gab es 2020 ja dann doch. Daher präsentieren wir Euch in den kommenden Wochen wieder täglich unsere Best-Of HC-Punk 2020!
Gleichzeitig dürft ihr uns auch 2020 wieder bis zum 31. Dezember Eure Highlights des Jahres in der Leserumfrage mitteilen. Beantwortet 6 kurze Fragen und helft uns gemeinsam das Hardcore-Punk-Jahr Revue passieren zu lassen. Als kleines Dankeschön verlosen wir unter allen Teilnehmenden 3 Überraschungspakte mit CDs, Vinyl und mehr im Gesamtwert von über 250 Euro:
Die Ergebnisse der Umfrage stellen wir Euch dann im Januar 2021 vor. Wir sind gespannt auf Eure Antworten und wünschen Euch vorab besinnliche Feiertage mit Euren Liebsten und einen guten Start ins neue Jahr.
Hier könnt Ihr unserer Spotify-Playlist zum Best-Of 2020 folgen.
Fischi’s Hardcore-Punk Highlights 2020
Ein verrücktes Jahr geht vorbei, in dem alle gemachten Pläne über den Haufen geworfen werden mussten. Vieles ist scheiße gelaufen – für die Gesellschaft und die gesundheitliche Situation vieler Menschen, aber natürlich auch für die Hardcore/Punk-Szene. Was gleich geblieben ist: Es sind sehr viele großartige Platten veröffentlicht worden, von denen ich Euch meine Favoriten hier vorstelle. Ich persönlich finde so einen Jahresrückblick eine super Sache, da man sich selbst (und natürlich auch den Leser*innen) nochmal einen Überblick über gelungene Veröffentlichungen geben kann.
Bevor es losgeht, noch ein paar Sätze zu mir: Ich bin Fischi, 28 Jahre alt und wohne in Ulm. Ich organisiere u.a. mit Freddy Punkrock-Konzerte bei Broken Stage in Ulm. Außerdem spiele ich in zwei Bands (Punk und Hardcore), betreibe das neu gegründete Label Modern Illusion Records und schreibe seit 2017 für AWAY FROM LIFE.
Alben des Jahres 2020
Lawrence Arms – Skeleton Coast (Epitaph Records)
Für mich ist Skeleton Coast DAS Album des Jahres, ohne Zweifel! In so vielen Situationen und Momenten haben mich die Songs der Chicagoer begleitet: Bei der Fahrt zur Arbeit, im Wanderurlaub („Uuuuhuu – I am a Ghostwriter“ hallte es durch die Berge 😉 ) oder daheim vor dem Plattenteller mit den Lyrics in der Hand. The Lawrence Arms schaffen es nach wie vor am besten, ausgereiften, intelligenten und erfrischenden Punkrock zu kreieren, garniert mit zum Nachdenken anregenden Texten. Skeleton Coast hat bei jedem Hören – je nach Situation und Stimmungslage – andere Highlights zu bieten und man entdeckt ständig etwas Neues. So habe ich mich immer noch nicht satt gehört, und das wird mit Sicherheit noch eine Weile so bleiben!
Lieblingssong: Pidgeons & Spies!
Be Well – The Weight And The Cost (Equal Vision Records)
Ein ebenfalls sehr eindrückliches und emotionales Album haben Be Well mit ihrem Debüt The Weight And The Cost hingelegt. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen krempelt Brian McTernan (ebenfalls Frontmann von Battery) sein Innerstes nach außen. Das Album lässt einen mit Kloß im Hals und Gänsehaut zurück, vor allem der letzte Song Confessional hat es in sich. Für mich sind Be Well eine der interessantesten Neuentdeckungen und ich bin mir sicher, dass sie die Hardcore-Welt weiter begeistern werden und das Ganze auch live sehr gut funktionieren wird.
Drain – California Cursed (Revelation Records)
California Cursed der Kalifornier Drain hat bei mir eingeschlagen wie eine Bombe! Voller Spielfreude, mit coolen Riffs und einer kleinen Trash-Note versiert zerlegen Drain jede Bühne. Das Album kommt leichtfüßig und unkompliziert daher, und wer sich in den Weiten des World-Wide-Webs mal ein Live-Video der Band angeschaut hat, weiß was uns erwartet, sobald Konzerte wieder möglich sind. Drain scheinen super bodenständige und sympathische Jungs zu sein, was mir persönlich sehr wichtig ist. California Cursed hat sich bei mir zum Dauerbrenner gemausert und geht fast immer.
Safe State – What’s The Need For The Rush (Farewell Records/Grim Reality Records)
Die Schweiz verbindet man jetzt nicht zwangsläufig mit Youth Crew Hardcore, sollte man in Zukunft jedoch ein Stück weit mehr in Betracht ziehen. What’s The Need For The Rush ist ein starkes Debüt-Album von Safe State im Stile bekannter Vorbilder. Hier wird nichts neu erfunden und das ist auch gut so! Denn wer auf den oldschooligen Sound im Sinne von Ten Yard Fight, Chain Of Strength oder In My Eyes steht liegt mit What’s The Need For The Rush genau richtig. Garniert wird das musikalische Gewand mit gesellschafskritischen Inhalten – funktioniert nach wie vor!
Akne Kid Joe – Die große Palmöllüge (Kidnap Music)
Akne Kid Joe steigen bei mir so langsam zum Dauerbrenner in den Jahresrückblicken auf: In drei der vier kommen die sympathischen „Nämbercher“ (dt.: Menschen aus Nürnberg) vor. Nach der EP 2017 und dem Debüt-Album 2018 nun also auch dieses Jahr mit Album Nummer zwei: Die große Palmöllüge. Akne Kid Joe haben sich in der Zwischenzeit vom Geheimtipp zu waschechten Chart-Stürmern entwickelt, was an der musikalischen Einfältigkeit, dem Witz in den Texten und dem Charme der Bandmitglieder*innen nichts geändert hat. So rotiert Die Große Palmöllüge nach wie vor auf meinem Plattenteller. Darüber hinaus hat mir die Band auch noch HC Baxxter näher gebracht, danke dafür :-*
Weitere Top-Alben des Jahres:
- The Detectors – Ideology
- Change – Closer Still
- Turbostaat – Uthlande
- Hal Johnson – Seasons
- Ecostrike – A Truth We Still Believe
- Krake – Streitkultur
EPs des Jahres 2020
Mindforce – Swingin Swords, Choppin Lords (Triple B Records)
Die New Yorker haben ohne große Ankündigung dieses Jahr eine 12inch EP mit vier Songs über Triple B Records veröffentlicht. Zu hören gibt es den bekannten Mindforce-Sound mit Gitarrenmelodien, die mit Sicherheit einzigartig in der Hardcore-Szene sind und einem unverwechselbaren Gesang. Die Melodien bleiben bei mir oft stundenlang nach dem Hören noch im Kopf hängen, für mich zählen Mindforce zu den ganz Großen!
Bent Blue – Between Your And You‘re (War Records/Modern Illusion Records)
Bent Blue sind für mich eine der Überraschungen des Jahres! Im März haben sie ihre Debüt-EP über War Records in den USA rausgehauen, im November kam Between Your and You’re in neuem Gewand für die europäischen Hörer*innen über Modern Illusion Records. Bent Blue spielen tighten Oldschool-Hardcore, mit vielen schnellen Passagen und Texten, die wichtige Themen wie Flucht & Waffengewalt ansprechen und zum Nachdenken anregen. Ich denke die Band wird noch so einiges von sich hören lassen, wir können gespannt sein.
Protein – The Things I Cannot Hide (Refuse Records)
Für mich waren Protein vor The Things I Cannot Hide gänzlich unbekannt. Das änderte sich schnell mit der EP, die durch das sehr schöne Artwork und blaues Vinyl überzeugen kann. Protein kommen aus Polen, spielen versierten Youth Crew Hardcore, welcher durch Melodien, Power und Positivität besticht und Lust auf ein Full-Length-Album macht.
Weitere Top-EPs des Jahres:
- GLEAN – Demo 2020
- Tuning – Defining The Purpose
- Sand & Salt – All The Good Thing & Thrive
- All Bricks – All Bricks
Newcomer des Jahres 2020
Die bereits angesprochenen Bent Blue sind für mich die Newcomer des Jahres. Die EP hat mich komplett überzeugt. Die Werte, Texte und Ideen der Band sind durchdacht, intelligent und progressiv. Darüber hinaus haben mich Broken Vow, die ein starkes Demo vorgelegt haben, Sheer Will und Wired Shut neugierig auf zukünftige Releases gemacht.
Erwähnenswerte Highlights 2020
Die Highlights die das Jahr 2020 musiktechnisch dargeboten hat, sind aus bekannten Gründen eher dürftig ausgefallen. Ein paar wenige schöne Momente, abseits toller Veröffentlichungen vieler Bands, gab es dennoch:
- Ich hatte das Glück, kurz vor dem ersten Lockdown Turnstile in München zu sehen. Ich bin kein riesiger Turnstile-Fan, deren Set war aber stark und die Meute ist standesgemäß eskaliert. Weswegen ich aber eigentlich dort war, war die zweite Band des Abends: One Step Closer, ebenfalls aus den Staaten, die mich live genauso wie auf Platte umgehauen haben. Ich denke diese Band wird in unserem kleinen Mikrokosmos noch für viel Furore sorgen und ich bin froh, deren ersten Auftritt auf europäischem Parkett gesehen zu haben.
- Mit meiner Band Act The Fool habe ich im Mai im Backstage in München gespielt, zusammen mit Life Comes Closer (sehr nette Leute und `ne starke Hardcore-Band!). Auch wenn das Ganze ein Sitzkonzert war, war die Erfahrung doch eine coole. Das Publikum war trotz aller Umstände super und es hat viel Spaß gemacht nach langer Bühnenabstinenz wieder aufzutreten.
- Ebenfalls positiv zu erwähnen ist die große Solidaritätswelle, die viele Veranstalter, Labels, Bands und viele mehr losgetreten haben, um existenzbedrohte Clubs und Locations zu unterstützen. Toll zu sehen, dass Hardcore & Punk eben doch mehr sein kann als nur Musik!
Enttäuschung des Jahres 2020
Die größte Enttäuschung war mit Sicherheit, dass ein prall gefüllter Konzertkalender in die Tonne getreten werden konnte. Abseits davon haben mich vor allem die neue Strike Anywhere Platte, auf die ich mich anfangs sehr gefreut habe, sowie das neue Bouncing Souls Album enttäuscht. Während das Strike Anywhere Album bei mir einfach nicht richtig zünden mag, ist die Bouncing Souls Platte in meinen Augen eine einzige Katastrophe.
Darüber hinaus sind die Bandauflösungen von Abuse Of Power und Astpai sehr sehr schade!
Ausblick für 2021: Für das nächste Jahr wünsche ich mir…
Diese Bands sollten 2021 unbedingt auf Tour kommen
Dafür reicht der Platz hier fast nicht aus… Ich versuche es mal:
One Step Closer, Drain, Ecostrike, Strike Anywhere, Lagwagon, Be Well, Iron Chic, Mindforce, Restraining Order, The Run Up, Tides Denied, Banner Pilot, Lawrence Arms und noch viel viel mehr! Ach, eigentlich ist es mir auch egal, Hauptsache endlich wieder Konzerte!
Diese Bands sollten 2021 neue Musik veröffentlichen
Ich freue mich sehr auf das One Step Closer Album. Ebenso sollen wohl Banner Pilot an einem neuen Album arbeiten, hoffentlich wird das was nächstes Jahr… Auch Tides Denied arbeiten an einem Nachfolger ihres tollen Debüt-Albums und ein neues Iron Chic Album fände ich auch sehr schick (hähähä)!
Und…
…Konzerte!
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