Best-Of HC-Punk 2022: Der Jahresrückblick von Marcell

"Den gesamten Gastauftritt stand ich fassungslos da und habe erst einige Tage später begriffen, was hier eigentlich passiert ist. Die beiden Bands, die mich am längsten in meinem Leben begleiten, spielen zusammen auf der selben Bühne und ich darf im Publikum stehen - im Nachhinein fühlt es sich immer noch unwirklich an." Marcell und seine persönlichen Highlights 2022!

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Nachdem ich in den letzten Jahren gerne mal den Sack zugmacht habe in dieser Kategorie, freue ich mich sehr, mein AWAY FROM LIFE Jahres Best-Of dieses Jahr schon früher einzureichen. In den vergangenen Wochen habe ich mit viel Freude gelesen, was meine lieben Mitstreiter*innen in diesem wunderbaren Magazin 2022 alles abgefeiert haben. Natürlich hab auch ich mir viele Gedanken gemacht, was in den letzten zwölf Monaten alles los war. Zwar ist sonnenklar, dass 2022 aus vielerlei Gründen allgemein kein gutes Jahr war, für mich persönlich wurde es jedoch privat gesehen zum besten meiner bisherigen 24 Lebensjahre. Privat, beruflich und auch was die Musik angeht hätte ich mir keine schöneren 52 Wochen wünschen können. Da es hier ja um die Musik geht, beschränke ich mich natürlich da drauf: alleine dass ich dieses Jahr nach der langen Pause alle meine vier Lieblingsbands teilweise mehrfach live sehen konnte (Bad Religion, Die Toten Hosen, Broilers, Descendents), hat 2022 zum besten Konzertjahr aller Zeiten für mich gemacht. Aber auch weitere Shows, Festivals, Releases und nicht zuletzt ein unfassbares Interview werden mich 2022 immer in wunderbarer Erinnerung behalten lassen. Alle Details gibt es jetzt…

Alben des Jahres 2022

Zugegebenermaßen war nicht unbedingt DAS Album der letzten Jahre dabei, das mich für immer in seinen Bann ziehen wird. Das ist aber auch gar nicht schlimm, denn stattdessen gab es einige Releases, die ich nicht nur sehr gefeiert habe, sondern die dieses Jahr auch meine treuen Begleiter waren.

Slime – Zwei

Die größte Überraschung kam definitiv von Slime. Bzw. war es nach den Vorabsingles, die ab Januar so langsam rausrollten, überhaupt noch eine Überraschung, dass diese „Wiedergeburt“ von DER deutschen Punklegende einschlagen wird wie eine Bombe? Meiner Meinung nach nicht. Dass Slime nach dem Ausstieg von Dirk Jora nicht aufgehört, sondern einen neuen Sänger verpflichtet haben, war vermutlich die risikoreichste aber auch beste Entscheidung, die die Band in ihrer Geschichte treffen konnte. Während die letzten Slime-Alben hier und da vor allem wie das Aufwärmen des früheren Erfolgskonzeptes klangen, stand nun plötzlich wieder eine Band auf der Bühne, die die Frische, Energie und den Hunger einer hoch motivierten Gruppe Anfang 20-Jähriger hat. Schon bei der zweiten Show ever mit Tex (im Vorprogramm von Bad Religion in Coesfeld) war mir trotz der sichtbaren Nervosität des Sängers klar, dass diese Band ganz offensichtlich ihren zweiten Frühling erleben wird. Als dann das Album rauskam, war ich von vorne bis hinten geflasht. Die harten Punkbanger wie Komm schon klar waren genauso gut wie die ruhigen Stücke wie Taschenlampe oder Sein wie die. Klar war es cool und wichtig, dass Slime immer als eine der politischsten Bands des Landes ihre Parolen rausgebrüllt haben, auf Dauer hatte ich jedoch das Gefühl, dass sie es sich damit auch selbst sehr leicht machten. Dass mit Tex nun ein Sänger am Mikrofon steht, der aufgrund seiner Vergangenheit auf der Straße genau weiß, wovon er redet (und zusätzlich die Texte noch selber schreibt), gibt den Songs eine ganz andere Tiefe. Vor allem dem Überhit Heute nicht, auf den ich in einem späteren Kapitel noch genauer eingehen werde…

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Avril Lavigne – Love Sux

Es wird wieder kontrovers in meinen Listen. Nachdem ich in unserer Kategorie 10 Records we would die for ja bereits selbstbewusst ein Taylor Swift-Album platziert habe, freue ich mich hier auf eine weitere Platte, die vermutlich nicht jedem gefallen wird. Aber hey, es geht doch schließlich um die besten Platten 2022 und wie könnte ich da das Album außen vor lassen, das ich laut Apple Music seit Februar am meisten gehört habe. Haltet von Avril Lavigne was ihr wollt, aber wenn ihr mir sagt, dass ihr sie in all den Jahren nicht mindestens einmal (heimlich) ziemlich cool fandet, kauf ich euch das nicht ab. Sk8er Boy und Complicated sind nunmal legendäre Songs, die man auch als Punk-Fan ohne schlechtes Gewissen gut finden sollte. Das gleiche gilt auch für ihr neues Album Love Sux, mit dem sie ein Stück weit zu ihren Wurzeln zurückkehrt. Als ich den Intro-Song Cannonball einem Freund (der mich vor vielen vielen Jahren zum Punk gebracht hat) vorgespielt habe, war seine erste Frage: „Ist das Bad Cop/Bad Cop?“, worauf ich antwortete: „Nein! Das ist das neue Avril Lavigne-Album.“ Ich glaube, allein dieses Gespräch macht schon deutlich, womit wir es hier zu tun haben. Love Sux ist voll mit Hits, die nicht nur auf jedem guten Sum 41- oder Blink-182-Album hätten sein können, sondern auch jeden, der auch nur irgendwas mit Gitarrenmusik anfangen kann, früher oder später einfangen werden. Zwar kann man mit Sicherheit darüber diskutieren, wie authentisch es ist, dass ein fast 40-jähriger, verlobter Superstar sich ein ganzes Album darüber beschwert, dass „Bois lieen and girls cryen“, rein musikalisch und melodisch gesehen ist dieses Album jedoch tadellos. Dass das Album zudem in großen Teilen von Goldfinger-Sänger John Feldman geschrieben und zusammen mit Travis Barker produziert wurde, zeigt zudem, dass Avril durchaus versteht, wer ihr dabei helfen kann, coole Punkrock-Songs zu schreiben. Vermutlich ist hier mehr Punk-Attitüde vorhanden als bei so manchen Poser-Bands mit übertriebenen Iros und abwaschbaren Tattoos… Meine Überraschung 2022, mit der ich so niemals gerechnet hätte. Scheiße, dass ich keine Tickets für ihre Tour nächstes Jahr bekommen habe.

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The Interrupters – In the Wild

The Interrupters sind einfach eine gute Band, Punkt! Jedes mal wenn ich sie höre, bin ich erstaunt, wie man mit so wenig Mitteln so gute Songs schreiben und produzieren kann. Den Vorgänger Fight The Good Fight hatte ich bereits in meinem Best-Of 2018 in die Top 3 gehoben, jetzt ist es erneut soweit. In the Wild ist zwar nicht ganz so gut, wie Fight The Good Fight, jedoch immer noch ein absolutes Brett. Das liegt vor allem daran, dass die einzelnen Hits, die hier vertreten sind, die Songs überstrahlen, die gelegentlich mal zu Längen führen. Dass alleine mit Raised By Wolves einer DER Songs 2022 hier drauf ist, macht dieses Album schon besonders. Doch auch dazu später mehr… In The Mirror, Anything Was Better und vor allem Jailbird sind ebenfalls Songs, für die andere Bands töten würden. Die Sängerin Aimee ist hier so offen und ehrlich wie noch nie in der Geschichte der Interrupters und mittlerweile zu einem DER Superstars unserer Musik geworden. Dass die Band das Album sogar erstmals ohne Tim Armstrong produziert hat, zeigt mir zudem, dass sie es mittlerweile geschafft haben, auch ohne fremde Hilfe zu 100% auf eigenen Beinen zu stehen. Sie sind aktuell die einzige Band aus den USA, denen ich es zutraue, das große Erbe von Bands wie Bad Religion, Rancid oder NoFX zu übernehmen. Vor allem auch, weil sie live eine absolute Macht sind. Doch auch dazu gleich mehr…

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Erwähnenswert

Was bei mir ebenfalls sehr viel lief war die Werkschau der Toten Hosen zu ihrem 40. Geburtstag. Zwar waren auf diesem Best-Of nur sieben neue Songs drauf, von denen mir eigentlich nur Scheiß Wessis, Alle sagen das und Teufel richtig gut gefallen haben, der Rest hat mich jedoch nicht nur durch eine Zeitreise der Hosen-Geschichte sondern auch meiner eigenen Punkrock-Sozialisierung geschickt. Die Hosen waren immer da und haben mich stets begleitet. Keine Band (außer Bad Religion) habe ich in meinem Leben so viel gehört und nur mit wenigen verbinde ich so viele schöne Momente und Emotionen. Ich weiß, dass es unzähligen anderen Menschen genauso geht und bin deshalb der Meinung, dass auch diese Veröffentlichung hier einen Platz haben sollte. Aber auch auf die Hosen werde ich im Laufe dieses Best-Of’s nochmal eingehen. Was sie mir 2022 beschert haben, war nämlich absolut historisch.
Andere nennenswerte Alben aus dem Jahr 2022 sind noch Unbesiegbar von Sondaschule (vor allem weil Gute Zeiten zusammen mit Heute nicht mein klarer Soundtrack im Sommer 2022 war), die Puro Amor Live Tapes von den Broilers und Double Album von NoFX. Alle empfehle ich von ganzem Herzen weiter.

Shows des Jahres 2022

Eigentlich sollen hier ja die EP’s hinkommen. Da ich jedoch zugegebenermaßen kein großer EP-Hörer bin und mir dieses Jahr auch keine Gute untergekommen ist, würde ich gerne ein paar Konzerte nennen, die mich 2022 besonders beeindruckt haben.

Descendents – Dortmund 6. August

Dass man die Descendents lieben muss, ist ja sonnenklar. Für mich sind sie, wie oben angesprochen, eine der vier besten Bands aller Zeiten und ich bin jedes Mal glücklich, wenn ich sie sehen darf. In Dortmund war es bereits das dritte Mal insgesamt und das erste Mal, nachdem ich Milo im Sommer 2021 interviewen durfte. Der ganze Konzertabend war super gut. Mit Useless ID hatten sie nicht nur eine Band dabei, die ich unbedingt mal sehen wollte, sondern die meiner Meinung nach auch zu den unterbewertetsten Bands aller Zeiten zählt. Erzählt mir nicht, dass State Is Burning nicht eines der besten Skate-Punk-Alben aller Zeiten ist… Leider war die Show nicht wirklich ausverkauft, weswegen Useless ID ein wenig untergingen. Bei den Descendents hatte dies jedoch den Vorteil, dass man sich fünf Minuten vor Showbeginn direkt vorne an die Bühne stellen konnte und von dort aus in aller Ruhe das Treiben von Milo und Co. bestaunen konnte. Zusammengefasst sah das so aus: ich stand 70 Minuten mit einem riesen Grinsen am Gitter und hatte einfach nur gute Laune. Wie kann eine Band bitte so unfassbar sympathisch und nett und gleichzeitig total tight und virtuos sein? Milo ist neben Greg Graffin definitiv der coolste Punksänger in der Geschichte, weil es ihm einfach scheißegal ist, ob er nun cool oder uncool rüber kommt. Er ist immer noch der schüchterne Nerd mit der Nickelbrille auf der einen Seite und gleichzeitig DIE Punklegende auf der anderen. Das gleiche trifft natürlich auch auf den Rest der Band zu und zusammen haben sie ein perfektes Set gespielt, in dem kein einziger meiner Lieblingssongs gefehlt hat. Nothing With You, Merican, Thank You und vor allem mein Lieblingslied Smile… Alles an diesem Abend war perfekt!

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The Interrupters – Köln 9. August

Gleiches gilt für die Show der Interrupters, bei der die Live Music Hall in Köln mitten im Hochsommer aus allen Nähten geplatzt ist – nur dass man hier ein Spektakel der etwas anderen Art als bei den Descendents geboten bekommen hat. Vier absolute Vollprofis spielen eine routinierte Show, deren Energie momentan vermutlich keine Band kopieren kann. Als Aimee und die drei Bivona-Brüder auf die Bühne kamen und direkt mit Take Back The Power angefangen haben, hat die ganze Live Music Hall gebrüllt – von 0 auf 100 in weniger als einer Sekunde, was für eine Atmosphäre. Mit 17 Liedern und ohne Zugabe war das Konzert zwar relativ kurz, in sich geschlossen jedoch absolut perfekt. Mehr als 70 Minuten hätte bei der Hitze vermutlich eh keiner ausgehalten. Auch hier war die Setlist sensationell. Sowohl die alten Hits wie Family, als auch meine persönlichen Lieblingssongs Gave You Everything und Raised By Wolves sowie der Radiosong She’s Kerosene waren am Start – jeweils mit einer unfassbaren Energie auf und vor der Bühne versteht sich. Das Highlight war jedoch, als die Band ein Cover-Medley aus Come out and play, Linoleum, Fall Back Down und Sorrow als großes Finale gebracht hat. Es ist ein Jammer, dass die Interrupters nur so selten in Europa auf Tour sind. Ich hoffe sehr, dass sie auf ihrer Erfolgswelle nächstes Jahr wieder zu uns kommen, es gibt momentan nämlich nur sehr wenige Live-Bands, die ihnen das Wasser reichen können.

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Die Toten Hosen – Düsseldorf 25. Juni

Eine der wenigen, die sie sogar noch übertreffen, sind und bleiben Die Toten Hosen. Wobei ich eh sagen muss, dass sie immer die beste Live-Band der Welt waren und das vermutlich auch auf ewig bleiben werden. Dass aber ausgerechnet mein 12. Konzertbesuch bei ihnen zum vermutlich besten Konzert meines Lebens werden würde, hätte ich zugegebenermaßen nicht erwartet. Auf ihrer 40-jährigen Jubiläumstour haben sie natürlich auch im Düsseldorfer Stadion gestoppt – die Beatsteaks als Vorband inklusive. Die Woche vor der Show war ich noch krank und hatte sogar kurz überlegt, nicht hinzugehen, wenn ich nicht rechtzeitig fit geworden wäre. Mein Gott, was hätte ich mich geärgert, wenn das passiert wäre – dieses Konzert war nämlich eins für die Geschichtsbücher. Die Hosen sind live immer unglaublich. Auch dieses Mal haben sie ein unfassbares Set gespielt, das das ganze Stadion zum Beben gebracht hat. Ich glaube, eine derartig fantastische Stimmung habe ich noch nie irgendwo gesehen. Dass 45.000 Menschen derartig cool feiern und ohne Ausnahme kollektiv die besten 2 1/2 Stunden ihres Lebens haben, ist außergewöhnlich. Schon an sich wäre diese Show eine der besten in der Geschichte der Band gewesen – wenn da nicht diese eine erste Zugabe gewesen wäre. Aus dem Nichts wird ein zweites Schlagzeug auf die Bühne gerollt, auf dessen Kick-Drum ein großes B zu sehen war. Mein erster Gedanke: „Oh cool, die Broilers kommen vorbei.“ Als dann jedoch ein großer, dünner, blonder Typ, der alles andere als nach Sammy von den Broilers aussah, sowie ein kleiner mit gefärbten Haaren und ein Dritter mit Piercing in der Nase auf die Bühne schlenderten, wurde mir klar, dass hier gerade Geschichte geschrieben wird, die sich so vermutlich nie wiederholen wird. Hier standen nämlich nicht die Hosen oder die Broilers auf der Bühne, sondern Die Ärzte! Ohne etwas zu sagen, fingen sie an, Armee der Verlierer und Jürgen Englers Party zu spielen und jedem einzelnen Besucher wurde klar, dass hier gerade historisches geschieht. Als sie dann auch noch Schrei nach Liebe anstimmten und alle fünf Hosen mit auf die Bühne rannten, war endgültig klar, dass die zwei größten deutschen Punkbands aller Zeiten zum ersten Mal gemeinsam auf einer Bühne standen. Den gesamten Gastauftritt stand ich fassungslos da und habe erst einige Tage später begriffen, was hier eigentlich passiert ist. Die beiden Bands, die mich am längsten in meinem Leben begleiten, spielen zusammen auf der selben Bühne und ich darf im Publikum stehen – im Nachhinein fühlt es sich immer noch unwirklich an. Deswegen, aber auch wegen der überragenden Hosen-Show in einer Zeit, in der bei mir so Vieles glatt lief und so viele spannende Dinge anstanden und passierten, geht dieses Konzert vermutlich als die beste Show meines Lebens in meine Erinnerungen ein. Ich habe immer noch Tränen in den Augen!

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Newcomer des Jahres 2022

Hier halte ich mich ausnahmsweise mal kurz. Zugegebenermaßen habe ich 2022 gar nicht so viele neue Bands entdeckt. Die einzige, die mir spontan einfällt, habe ich bei meinem Auslandsaufenthalt in Spanien gefunden: La Elité, eine spanische Elektropunk-Band. Irgendwie mag ich Elektropunk, irgendwie aber auch nicht – auf Dauer finde ich es doch etwas anstrengend. La Elité haben mich jedoch von vorne rein sehr begeistert und vor allem die Songs, in denen sie mehr auf Melodien setzen, machen mir richtig viel Freude. Checkt gerne mal diesen Hit hier aus – der dürfte eigentlich jedem gefallen:

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Highlights des Jahres 2022

Betrachte ich AWAY FROM LIFE, kann die Antwort auf das größte Highlight eigentlich nur eins sein: und zwar dass ich die verdammte Ehre hatte, Fat Mike von NoFX zu interviewen – eine Band, die ich ebenfalls über alles liebe. Gelegentlich macht man sich ja so seine Gedanken, wen man bei Away From Life noch nicht hatte – und nach Jim Lindberg von Pennywise, Joey Cape von Lagwagon, Milo Auckeman von den Descendents, Brian Baker von Bad Religion und Lars Frederiksen von Rancid sieht die Ausbeute meiner großen Helden ja eigentlich schon ganz gut aus. Dass wir jedoch Fat Mike kriegen, der bekanntermaßen gar keinen Bock auf Interviews hat, war stets ausgeschlossen. Bis spontan die Anfrage einer Promoagentur kam, ob wir uns ein Interview vorstellen könnten. Innerhalb weniger Tage hörte ich mir das neue Album an, legte mir Fragen zurecht und hoffte einfach nur, dass Fat Mike einen guten Tag haben würde (was ja bekanntlich nicht immer der Fall ist). Als es dann soweit war, hätte es besser nicht laufen können. Mike war bestens gelaunt und erzählte in unserem Interview Dinge, die er so, soweit ich weiß, noch nirgends erzählt hat. Welche genau das sind, könnt ihr gerne hier nachlesen. Nach wie vor können wir es alle, glaube ich, selbst noch nicht ganz glauben, dass wir zu den ganz wenigen Magazinen gehören, die Fat Mike interviewen durften und ich möchte mich an dieser Stelle nochmal ganz herzlich bei Gunnar dafür bedanken, dass er das eingefädelt hat.

NOFX (2022, Photo by @susanmossphotography)
NOFX (2022, Photo by @susanmossphotography)

Ansonsten nutze ich diese Highlight-Rubrik immer sehr gerne, um meine Lieblingssongs des jeweiligen Jahres vorzustellen. Wie bereits angesprochen handelt es sich dabei u.a. um den besten Song 2022: Heute nicht von Slime. Kaum ein Lied habe ich häufiger gehört, keines hat mir mehr Gänsehaut verpasst als dieses. Es ist ein textliches und musikalisches Meisterwerk und mit Sicherheit der beste Slime-Song aller Zeiten.

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Des weiteren muss ich hier auch Raised By Wolves von den Interrupters nennen. Schon lange hatte ich keinen Song mehr, den ich mir so oft hinter einander anhören konnte, ohne dass er mir irgendwann überdrüßig wurde. Die Produktion, der Text, die Melodie – alles ist perfekt. Vermutlich jetzt schon der beste Interrupters-Song ever und ein klares Highlight 2022.

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Last but not least muss ich hier noch ein Lied nennen, das an sich zwar schon über 30 Jahre alt ist, 2022 jedoch nochmal neu veröffentlich wurde und sowieso in den Top 5 meiner All time favorite-Songs ist. Ich habe mich schon vor Jahren gefragt, was Campino wohl im Wort zum Sonntag singen wird, wenn er tatsächlich 60 wird. Dass er die Zahl im Refrain einfach auf 70 erhöht, kam mir dabei erstaunlicherweise nie in den Sinn. Das Wort zum Sonntag war schon immer der beste Song der Toten Hosen. Mit der neuen Version wurde die Bedeutung für die Band aber auch die Fans nochmal unterstrichen und ich bekomme jedes Mal Gänsehaut, wenn ich dieses Lied höre. Klar kann auch die Zahl im Refrain nicht für immer nach oben erhöht werden, ich bin jedoch einfach nur unendlich glücklich, diese Band immer noch in dieser Topform erleben zu dürfen, deren Musik mir so viel bedeutet. Als sie es im Juni in Köln gespielt haben, stand ich vier Minuten wie angewurzelt und mit feuchten Augen da und war einfach nur berührt. Auf dass noch einige Erhöhungen kommen mögen…

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Ansonsten hatte dieses Jahr noch zahlreiche weitere Highlights. Natürlich war das Ruhrpott Rodeo mit meinem guten Freund Dennis Duwe (Liebe Grüße, bitte denk daran, mir nächstes Jahr die Drinks zu spendieren!) das beste Punkrock-Wochenende des Jahres. Dass ich zudem viele weitere sensationelle Shows wie Bad Religion in Coesfeld (mein erstes richtiges Konzert nach zwei Jahren Corona-Pause), die Broilers in Essen oder zwei Mal Social Distortion (die u.a. mit Reach for the Sky endlich mein All time-Lieblingslied gespielt haben) sehen durfte, hat 2022 einfach nur zu einem magischen Jahr gemacht. Vermutlich könnte ich ein ganzes Buch über die unzähligen Highlights der letzten zwölf Monate schreiben.

Enttäuschungen des Jahres 2022

Da dieses Jahr wirklich so unfassbar gut für mich lief, sind Enttäuschungen schwer zu finden. Natürlich macht es mich sehr traurig, dass so viele, gerade kleinere, Bands ihre Tourneen absagen mussten, weil sie nicht genug Tickets verkauft haben, ich hoffe aber von ganzem Herzen, dass sich das 2023 ändert. Dass ich unser Magazin-eigenes Stäbruch-Festival aufgrund meines Auslandsaufenthaltes verpasst habe, war ebenfalls schade. Nächstes werden wir dafür umso mehr feiern! Ansonsten ist leider auch mir ein Konzert durch die Lappen gegangen, auf das ich mich eigentlich sehr gefreut hatte. Als ich am 26. August früh morgens nach Berlin aufgebrochen bin, um mir Abends Die Ärzte auf dem Tempelhofer Feld anzugucken, konnte ich ja noch nicht ahnen, dass das Konzert am Nachmittag wegen starkem Gewitter kurzfristig abgesagt wurde. Naja, war ich halt mal in der Hauptstadt, ohne was Großes zu machen. Dafür hab ich die Ärzte ja in Düsseldorf bei Hosen auf der Bühne gesehen…

Ausblick für 2023: Für das nächste Jahr wünsche ich mir…

…natürlich, dass all die Krisen in der Welt aufhören. Wobei dieser Wunsch ja eigentlich als selbstverständlich vorausgesetzt werden sollte. Rein musikalisch lasse ich alles auf mich zukommen. Sowohl das Donots– als auch das ZSK-Album könnte aufgrund der viel versprechenden Vorabsingles sehr gut werden. Wenn es dazu nach vier Jahren mal wieder ein neues Bad Religion-Album geben sollte, wäre das Jahr 2023 ebenfalls schon jetzt ein Highlight für sich. Ansonsten hoffe ich, dass sich das Ruhrpott Rodeo finanziell erholt (hier kann man immer noch spenden), da ich mich von allen Konzert- und Festivallocations hier immer noch mit Abstand am wohlsten fühle. Wenn 2023 für mich jedoch auch nur im Ansatz so cool wird wie 2022, dann ist alles mehr als nur gut. Falls ihr meinen Roman über die letzten zwölf Monate bis hier hin durchgehalten habt, kann ich euch jetzt nur noch wünschen: Danke fürs Lesen und bis nächstes Jahr – ich glaube, es wird sehr cool!

Leserumfrage

Und jetzt seid Ihr dran: verratet uns bis zum 31. Dezember Eure Highlights des Jahres in der Leserumfrage. Zu gewinnen gibt es dieses Jahr zwar nichts, aber dafür könnt ihr mit Euren Antworten Gutes tun. Für jede abgeschickte Umfrage spenden wir 1,- € an Mission Lifeline. Also los:

Zur Leserumfrage »

Die Ergebnisse der Umfrage stellen wir Euch dann im Januar 2023 vor. Wir sind gespannt auf Eure Antworten und wünschen Euch schon mal besinnliche Feiertage mit Euren Liebsten und einen guten Start ins neue Jahr!

PS: Folgt hier unserer Spotify-Playlist zum Best-Of 2022.

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– Playlist: Happy Release Day

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